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Johanniter-Orden Johanniter-Orden: Ein Ritterschlag als Ermunterung

Von Karina Blüthgen 19.06.2017, 09:24
Die künftigen Rechtsritter des Johanniterordens vor ihrer Einsetzung beim feierlichen Einzug in die Wittenberger Schlosskirche
Die künftigen Rechtsritter des Johanniterordens vor ihrer Einsetzung beim feierlichen Einzug in die Wittenberger Schlosskirche Klitzsch

Wittenberg - Der Schlag auf die linke Schulter der neuen Rechtsritter des Johanniterordens dürfte spürbar gewesen sein. Soviel konnte auch der Besucher auf der Empore erkennen. 76 Ordensmitgliedern wurde am Wochenende diese Ehre im Rahmen eines Festgottesdienstes zuteil, beim Ritterschlag in der Wittenberger Schlosskirche.

Neben diesem Zeremoniell, das als Druck und Ermunterung verstanden wird, das Richtige zu tun, wurde ihnen das Rechtsritterkreuz sowie der Mantel mit dem achtzackigen Stern umgehängt.

Etwa 200 Ordensritter aus aller Welt, etwa aus England, Finnland, Frankreich, Südafrika und Ungarn, wohnten dieser besonderen Zusammenkunft bei, zum Teil mit ihren Familien. Neben dem Ritterschlag wurde Thilo von Selchow zum neuen Regierenden Kommendator für den weltweit agierenden Orden ernannt.

Die Festpredigt hielt Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Den roten Faden, der sich durch die gesamte Liturgie zog, bildete die Geschichte von dem armen Lazarus im Lukas-Evangelium, der nach seinem Tod in Abrahams Schoß sitzt, während ein Reicher in die Hölle kam.

„Es ist einfach, aus dieser Geschichte ein Exempel des erhobenen Zeigefingers zu machen“, sagte Bedford-Strohm. Es gehe auch nicht darum, dass Wohlstand an sich schlecht sei. „Es geht um Empathie, den anderen zu sehen in seiner Not und sich anrühren zu lassen.“

Der Johanniterorden, der unter anderem die Johanniter-Unfallhilfe betreibt, zählt etwas über 4.000 Mitglieder. Davon sind etwa 1.600 Rechtsritter. Mindestens sieben Jahre dauert es, ehe ein Ehren- zum Rechtsritter geschlagen werden kann.

Dabei erneuert dieser seine Verpflichtung zur Ordensregel, der Stärkung des christlichen Glaubens sowie der Bereitschaft zu tätiger Hilfe. Die Wurzeln des Ordens reichen über 900 Jahre zurück, bis zur Gründung eines Krankenhauses in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge.

Es sei eine großer Ehre, zum Rechtsritter geschlagen zu werden, sagt eines der Ordensmitglieder, das namentlich nicht genannt werden wollte.

Dieses Jahr sei es etwas Besonderes, weil dies nicht wie in den vergangenen 300 Jahren üblicherweise im Ordenszentrum in Nieder-Weisel stattfinde, sondern in Wittenberg anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Eine derartige Ausnahme werde es wohl so bald nicht wieder geben. (mz)