1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Instrumente einer Partnerschaft

Instrumente einer Partnerschaft

06.12.2006, 17:23

Wittenberg/MZ. - Er soll die zukünftige Entwicklungszusammenarbeit erfolgreicher gestalten und Schwerpunkte für die Zukunft beschreiben. Die Basis-Forderungen sind Ergebnis einer drei Tage währenden Tagung, bei der Grundlagen einer zukunftsorientierten Entwicklungspolitik diskutiert und wirtschaftspolitische Impulse thematisiert wurden.

Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hatte schon zu Beginn der Tagung, in Anspielung auf Wittenberg deutlich gemacht, dass "reformatio" auch Neuanordnung oder Ordnung neuer Rahmenbedingungen bedeute. Das treffe auf die Beziehungen zwischen Europa und den Ländern Afrikas zu. Hier sei noch viel zu tun, gerade von Seiten Europas. So forderte Karl Homann, Lehrstuhlinhaber für Philosophie und Wirtschaft, Universität München, und Präsidiumsmitglied des Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik, für die europäische Seite die Einsicht, dass es in der spezifischen Entwicklung Afrikas keine Patentlösungen geben könne, immer nur jeweils regionale Unternehmungen vor Ort, die in Märkten lokaler Natur erfolgreich wirken.

Diese Lösungen müssen von Afrikanern entwickelt werden. Hierbei kann Europa helfen, hin zu einem Afrika gleichberechtigter und ebenbürtiger Partner, mit denen europäische Firmen und Unternehmen in den jeweiligen Märkten kooperieren. "Leider erkennen deutsche Unternehmen", so Homann, "viel zu wenig, dass Afrikas Potentiale auch große Chancen für uns bedeuten, dass aber auch Afrikas Probleme zunehmend unsere Probleme sind."

Dies unterstützte die Botschafterin der Republik von Mali, Fatoumata Siré Diakité, mit dem Satz: "Wenn Europa sich nicht in Afrika engagiert, kommen meine Landsleute eben nach Europa." Stärkere Praxisorientierung und eine effektivere und schnellere Umsetzung einzelner Projekte müssen nach Josef Schleicher, Direktor External Affairs & Public Policy, DaimlerChrysler AG, Hauptsponsor der Wittenberger Konferenz, zukünftig absoluten Vorrang haben. "Vielen deutschen Firmen", so kritisierte Schleicher, "scheinen ihre Chancen in Afrika noch nicht deutlich genug zu sein." Weitere Vertreter der Global Player unterstützen Schleicher, so Andreas Ultsch, BASF, Wolf-Rüdiger Grohmann, Deutsche BP AG, oder Peter Langkamp, Sparkassenstiftung für internationale Kooperation Deutschland.

Andrew Young, ehemaliger UN-Botschafter der USA und WZGE-Mitbegründer ergänzte den Forderungskatalog mit der geopolitischen Tatsache, dass Europa, Amerika und Afrika einander brauchen, angesichts wachsender weltpolitischer Einflussnahmen weiterer Großräume, wie zum Beispiel Indien, China oder Lateinamerika. "Hier kann ein partnerschaftliches Umgehen miteinander", so Young, "Entwicklungen in Gang setzen, die allen Beteiligten am afrikanischen Entwicklungsprozess nutzen und Wohlfahrt für deren Gesellschaften bedeutet".

Junge Afrikaner, Teilnehmer der Konferenz, bestätigten und unterstützen die Analysen und neuen Instrumente für zukünftige Impulse der Entwicklung. "Als gut ausgebildete zweite Generation können wir gemeinsam mit gleichwertigen Partnern eigene Lösungen in unseren landesspezifischen Entwicklungsprozessen vorantreiben, die allen Beteiligten nutzen können", so Steve Ako Tanga, Universität Magdeburg. "Hierbei ist der wirtschaftliche Aspekt wesentlich", betont F. Tumenta Kennedy, "und bietet die Chance, starke Märkte in rechtssicheren Ländern bei guter Verwaltung und Finanzinfrastruktur aufzubauen. Wir brauchen einen Perspektivenwechsel, bei dem deutlich wird, dass Afrika als gleichberechtigter Partner viel zu bieten hat."