Im Lutherhaus kommt Luther jetzt in die Tüte
WITTENBERG/MZ/IRS. - "Alle machen alles", erklärte Jutta Strehle, die als Kunsthistorikerin der Stiftung Luthergedenkstätten die Museumspädagogik weiter leiten wird. Auch in Eisleben konnte, ebenfalls dank einer Bundesförderung, eine eigene (halbe) Stelle für die museumspädagogische Arbeit eingerichtet werden, so Stiftungssprecher Florian Trott. Gut 4 000 Kindern und Jugendlichen wurden im vergangenen Jahr allein im Lutherhaus Reformator und Reformation wie auch die Arbeit und Aufgaben eines Museums nahe gebracht - ein Zuspruch, der die Museumspädagogik personell wie auch räumlich seit langem an ihre Grenzen stoßen ließ, gerade beim Besuch von großen Schülergruppen. Familien, die das Museum individuell besuchten, gingen hingegen leer aus, spezielle Angebote gab es für sie bisher nicht.
Das hat sich nun ebenfalls geändert. Ab dem 7. Juni, dem Unesco-Welterbetag, wird es im Lutherhaus "Luther in Tüten" geben. Der quietschgelbe Beutel ist für fünf Euro an der Kasse zu haben und bietet zweierlei: Erkenntnisspaß für die ganze Familie - und Entlastung für die Eltern. 16 Umschläge bieten 16 verschiedene Möglichkeiten, sich die Ausstellung im Lutherhaus zu erschließen.
Das Angebot reicht von Bastelbögen über Suchbilder bis hin zur Aufforderung, selbst Spielzeug herzustellen wie weiland in der Lutherzeit aus kaum mehr als einem Knäuel Bast. Dazu gibt es Buntstifte und Schere und, ganz wichtig, einen beruhigenden Hinweis gleich in Umschlag Nummer 1: Man muss nicht alles machen, auswählen ist erlaubt. "Wir gehen nicht davon aus, dass eine Familie durch die gesamte Ausstellung geht", so Jutta Strehle; "zwei bis drei Stunden" könnte einen die Tüte allerdings schon beschäftigen. Inhaltlicher Schwerpunkt ist, weil leicht fassbar, Luthers Familie; größeren Kindern will man unterdessen auch kompliziertere Sachverhalte wie die Übersetzungsleistung Luthers vermitteln.
Nicht im Preis inklusive ist demgegenüber Station 17: eine Einladung zu einem bescheidenen, familiengeldbeutelfreundlichen "Lutheressen". Da die Museumsgastronomie gegenwärtig und wohl noch auf längere Sicht geschlossen ist, habe man sich mit dem "Haus des Handwerks" schräg gegenüber auf ein entsprechendes Angebot verständigt, so Jutta Strehle. Zum Premierensonntag werden alle an Bord sein in der Museumspädagogik und begleiten, was Familien für sich herausholen aus der Luthertüte. Stiftungssprecher Trott spricht von einem "Experiment".
Familien, die die Luthertüte am 7. Juni kostenlos (inkl. Eintritt) testen wollen, melden sich bitte an: Tel. 03491 / 4 20 31 15 oder [email protected].