Hochzeit in Gräfenhainichen Hochzeit in Gräfenhainichen: Mit der Feuerwehr in den Hafen der Ehe

gräfenhainichen/MZ - Zwei Feuerwehrfahrzeuge auf dem Gräfenhainichener Marktplatz, direkt vor dem Rathaus. Der Blick aus dem Fenster bringt Andrea Weise nicht aus dem Tritt. Die Standesbeamtin weiß, dass es keine Katastrophe gibt. Im Gegenteil. Nancy Fricke und Marco Prager wollen heiraten. Ein Glücksfall.
Dass die Bergwitzer mit dem Löschfahrzeug zur Trauung vorfahren, kommentiert die Frau aus dem Amt mit einer spürbaren Portion Gelassenheit. Zwar sei das Paar das erste, das in diesem Jahr bei ihr mit der Feuerwehr erschienen wäre. „Aber die Premiere haben beide damit nicht abgeliefert.“ Andrea Weise hat so manche Hochzeit erlebt, die etwas anders als üblich verlaufen ist.
Am 11. 11. vor anderthalb Jahren zum Beispiel marschierte das Prinzenpaar des Gräfenhainicher Carneval Clubs im Trauzimmer ein und stand unmittelbar nach dem Ja-Wort auf der Narrenbühne. „Hier sind aber auch schon Leute im Oldtimer vorgerollt. Und mit manchem Paar bin ich zum Foto auf die Bagger von Ferropolis geklettert.“ Standesbeamtin Weise ist ruhig, der Puls beim Brautpaar und den Kameraden der Bergwitzer Feuerwehr ist unterdessen deutlich in die Höhe gegangen.
„Für uns ist es das erste Mal, dass wir ein Brautpaar fahren“, erzählt Maschinist Frank Dubberke. Wehrleiter Stephan Böhme ist sicher, „dass man sowas für beide schon machen muss“. Für Nancy Fricke, die seit 2002 Dienst in der Feuerwehr tut und für Marco Prager, der Chef des Bergwitzer Feuerwehrvereins ist. Böhme macht noch mehr. Er setzt als Trauzeuge seine Unterschrift unter die amtlichen Papiere. Sonst hat er seinen Leuten freien Lauf gelassen. „Da kommen einige Überraschungen auf das Brautpaar zu.“
Die beiden 32-Jährigen meistern die Formalitäten im Standesamt, liefern den Hochzeitskuss, tragen Ringe und fortan den gemeinsamen Namen Prager. Sie wissen allerdings nicht, welche Aufgaben sie zu meistern haben, wenn sie hinter den Blumenkindern Maja und Ben auf den Marktplatz kommen werden. Dort steht die Bergwitzer Feuerwehr Spalier. Es regnet Geld und Reis, es wartet ein Tuch mit großem Herz. Der Bräutigam muss die Braut mitten hindurch tragen. Stoff wird geschnitten, Muskelkraft ist gefragt. Küsschen und weiter. Die Ehe ist kein Zuckerschlecken. Nicht zuletzt das wollen die Feuerwehrleute ihren Kameraden mitgeben auf den Weg zur Wolken sieben.
Das Paar sägt am Birkenstamm, übersteht Konfettiregen und klettert ins geschmückte Feuerwehrauto. Außer Puste? Das geben die Frischvermählten nicht zu. „Da kommt garantiert noch was. Wir kennen doch unsere Leute.“ Nancy und Marco Prager sind glücklich. Die Fahrt mit der Feuerwehr zum Standesamt finden sie wie Andrea Weise so ungewöhnlich nicht. „Wir sind nun einmal seit Jahren dabei. Da gehört das einfach dazu.“
Der Marktplatz ist wieder verwaist. Standesbeamtin Weise hat ein weiteres Paar in den Ehehafen gelotst. Termine für weitere Trauungen stehen fest. Ob noch einmal eine Feuerwehr vorfährt, weiß sie nicht. Die Bagger von Ferropolis sind allerdings eingeplant.