Grundschulen in Wittenberg Grundschulen in Wittenberg: Kinder werden auf drei Schulen verteilt
Wittenberg - Die Stadt Wittenberg beabsichtigt die Einzugsbereiche von drei Grundschulen zu verändern. Betroffen sind von den Plänen, die am Mittwoch erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden und bereits zum nächsten Schuljahr Anwendung finden sollen, die Geschwister-Scholl-, die Diesterweg- und die Käthe-Kollwitz-Schule.
Die betroffenen Schulen seien einbezogen und informiert worden, hieß es am letzten Tag vor den Ferien bei der Pressekonferenz im Neuen Rathaus. Die Eltern der betroffenen Erstklässler sollen in Kürze darüber informiert werden, dass ihr Nachwuchs eine andere Schule besuchen wird als die, für die er bereits angemeldet worden ist.
Starker Anstieg bei Kindern
Grund für diese erste Änderung der seit 2016 geltenden „Grundschulbezirkssatzung“ ist eine in den genannten Gebieten aufgetretene Unwucht bei der Bevölkerungsentwicklung. „Demographische Veränderungen und Zuzug besonders in den Großwohnsiedlungen Trajuhnscher Bach und Lerchenberg“ hätten dort zu einem „starken Anstieg der Kinderzahl geführt“.
Ziel der Verwaltung sei aber eine möglichst „gleichmäßige Verteilung“ des Wittenberger Nachwuchses auf die insgesamt acht kommunalen Grundschulen, erklärte Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Dies sieht nun so aus, dass die Grundschule „Geschwister Scholl“ Erstklässler an die beiden anderen eingangs genannten Schulen abgibt.
In der Geschwister-Scholl-Schule hatte es in den letzten Jahren diverse Probleme gegeben, von einem „hochbrisanten Schulstandort“ sprach unverhohlen Anett Brachwitz, die Leiterin des kommunalen Eigenbetriebs „Kommbi“, in dessen Verantwortungsbereich auch die Grundschulen fallen. Neben einer langen Vakanz in der Schulleitung und unzureichenden Raumkapazitäten gab es Probleme wegen der vielen Kinder mit Migrationshintergrund, weshalb das Schulamt schon in der Vergangenheit von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, Schüler stattdessen an der Käthe-Kollwitz-Schule unterrichten zu lassen.
„Auslöser waren Probleme an einem bestimmten Schulstandort“, bestätigte Vize-Landrat Jörg Hartmann (CDU), ohne die Geschwister-Scholl-Schule namentlich zu nennen.
Hinter Stadt und Kreis liege ein „intensiver Diskussionsprozess“, sagte der Vertreter des Landkreises, ohne dessen Zustimmung und der des Schulamtes die Stadt Entscheidungen von dieser Tragweite nicht treffen kann. Hartmann bestätigte dabei Angaben aus dem städtischen Fachbereich Stadtentwicklung, wonach durch die „Umsortierung“, wie es im Informationspapier zu den Plänen salopp heißt, nicht zu (neuen) Raum- oder Personalproblemen kommen werde.
Ganz im Gegenteil werde sich etwa der Kita-Anspruch - an den Schulen befinden sich Horte - jetzt sogar besser umsetzen lassen, zeigte sich der Vize-Landrat zuversichtlich. Nicht betroffen ist die Schülerbeförderung - was dem Landkreis die Zustimmung dem Vernehmen nach sehr erleichtert hat - denn auch der Weg zur neuen Grundschule soll ja fußläufig bleiben.
Zugehör verspricht Hilfe
Betroffen sind von der geplanten Neuregelung der Einzugsbereiche im ersten Schritt zunächst 25 Erstklässler, einschließlich der Folgejahre bis 2024/2025 werden es laut Stadt nach derzeitigem Stand 146 sein. Oberbürgermeister Zugehör räumte ein, dass es durch die veränderte Zuweisung in „Einzelfällen“ zu Problemen für Familien kommen könnte - diese werde man, versprach er, allerdings auch als Einzelfall zu lösen versuchen; als ein Beispiel nannte er Geschwisterkinder, die sonst womöglich unterschiedliche Schulen besuchen müssten.
Noch im Mai werden sich der Kulturausschuss und abschließend dann der Stadtrat mit der Frage beschäftigen, ob sich die künftige Erstklässler-Generation im Wittenberger Norden auf einen neuen Schulweg begibt. Zugehör nutzte am Mittwoch übrigens die Gelegenheit, vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung auf dem Land einmal mehr für seine alte Idee „gemeindeübergreifender“ Schulbezirke zu werben. Bei der Feuerwehr, sagte er, funktioniere das doch schließlich auch.
Auf die Straße kommt es an
Nach den Plänen der Stadt sollen 25 Erstklässler 2019/2020 nicht wie bisher vorgesehen in die Geschwister-Scholl-, sondern in die Diesterweg - bzw. Käthe-Kollwitz-Schule eingeschult werden. Dies betrifft die Wohnadressen Kreuzstraße 6 bis 36 (künftig Diesterwegschule) sowie im Fall der Käthe-Kollwitz-Schule die Straße der Völkerfreundschaft 76 bis 125, Hermannstraße, Annendorfer Straße 2 bis 6, Berliner Chaussee 1 bis 12, Charlottenstraße 13 bis 25 und Lerchenbergstraße 72 bis 107.
Im Schuljahr 2018/2019 zählt die Geschwister-Scholl-Schule 243 Schüler, davon 74 mit Migrationshintergrund, 2020/2021 sollen es 205 (44) sein, 2024/2025 dann 227 (54). Von den 297 Schülern der Diesterwegschule kommen derzeit 18 aus anderen Ländern, voraussichtlich 22 von dann insgesamt 334 werden es nach der Neuregelung sein und 31 (von 352) in fünf Jahren. Von den 185 Schülern bei „Käthe Kollwitz“ haben acht einen Migrationshintergrund, 39 (2020) bzw. 28 sollen es werden, bei etwa konstanter/leicht sinkender Gesamtzahl.
Derzeit lernen an den acht kommunalen Grundschulen in Wittenberg 1371 Jungen und Mädchen.
(mz)