Grenzgänger zwischen Vergangenheit und Zukunft
JEBER-BERGFRIEDEN/MZ. - Die alten Wunden sind nicht verheilt. Niemand konnte verstehen, reflektiert Schröter, dass die Schule 2003 aus- und in ein marodes Gebäude in Roßlau einziehen musste. "Wir hatten plötzlich ein leeres Haus und viel Platz." Ralf Kabus, damals Gemeinderat, kam schließlich die kühne Idee der Umnutzung - ein Volltreffer, wie sich nur wenig später herausstellen sollte.
Die von dem Dessauer Friedrich Lüddemann über Jahrzehnte zusammengetragenen Forstexponate, 400 sollen es sein, komplettieren und krönen die Ausstellungsfläche. Multimedial wie geschichtlich wird den Besuchern ein interessanter Streifzug geboten. Der Bildungsauftrag des ehemaligen Schulgebäudes bleibt für Generationen erhalten. Von der Bibliothek über den Chronikraum und das DDR-Traditionskabinett reicht nun der Bogen bis zur Historie der Waldbewirtschaftung im Fläming.
Die Gemeinde hat das Kleinod mit Hilfe eifriger Sammler und Hobby-Forscher nicht nur für die eigenen Bürger geschaffen. Jeber-Bergfrieden hofft auf Touristen, die es in die Natur zieht, und die abseits der Idylle auch etwas Abwechslung suchen. Allerdings weiß auch der Bürgermeister, dass diese Entwicklung Zeit braucht. "So etwas muss wachsen. Wir haben Geduld und noch viel vor", sagt er. Die Pläne drehen sich vor allem um den Landwehrwall, im Sprachgebrauch der Einheimischen zum "Busch" dekradiert. Dass vermutlich schon im 14. Jahrhundert hier Wegzoll kassiert wurde, soll wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Im Gespräch ist die Gründung eines Landwehrwall-Vereins, der künftig die Strippen zieht. Noch ist die angedachte Gemeinschaft aber Zukunftsmusik.
Der Verein mag noch ein vages Unterfangen sein; die Arbeit von Manfred Dilling ist es nicht. Seit zehn Jahren stöbert der heute 64-Jährige in den Jahrhunderten. Zunächst vergrub sich der pensionierte Bahnmeister in der Geschichte des Jeber-Bergfriedener Bahnhofes und suchte außerdem nach Informationen zur regionalen Mobilität auf der Schiene. "Dabei habe ich festgestellt, wie verzahnt Geschichte doch ist." 43 Aktenordner vom Wandel des Ortes und seiner Menschen bis hin zum Wetter hat Dilling mit Daten und Fakten gefüttert. Ständig kommen neue Erkenntnisse hinzu, viele Geschichten entstehen in Gesprächen mit Zeitzeugen. "Es ist doch ungeheuer wichtig, dass die Vergangenheit lebendig bleibt", lobt der Bürgermeister das "unschätzbare" Engagement von Dilling und anderen ehrenamtlichen Fleißbienen wie Maria Petermann.
Allerdings hat die Erfolgsstory auch ihre Schattenseiten. Die Bibliothek, dienstags zwischen 17 und 18.30 Uhr von Ingeborg Wollny betreut, wird nur noch dürftig frequentiert. Jetzt soll es einen letzten Appell an die Einwohner geben. Fruchtet die Botschaft nicht, dann ist sogar eine Schließung im Gespräch. Für die Attraktivität des Begegnungszentrums wäre dieser Verlust ein herber Rückschlag.
Die Ausstellungen im Gemeindezentrum Jeber-Bergfrieden werden nach Bedarf geöffnet. Auskunft gibt der Bürgermeister unter der Rufnummer 0170 / 3 13 43 19.