Galle-Denkmal in Gräfenhainichen Galle-Denkmal in Gräfenhainichen: Eiskalt gereinigt
Gräfenhainichen - Vor fast drei Jahren war Johann Gottfried Galle in aller Munde. Der Neptun-Entdecker wurde in Gräfenhainichen ganz groß gefeiert.
Das Galle-Denkmal wurde 1977 in Erinnerung an den Neptunentdecker Johann Gottfried Galle in Gräfenhainichen aufgestellt. Darüber, wer sich mit dem Namen Galles schmücken darf, entbrannte regelmäßig Streit zwischen der Heidestadt und dem Nachbardorf Radis. Fest steht, dass der Gelehrte 1812 im Pabsthaus zwischen Radis und Gräfenhainichen als Sohn eines Teerschwelers geboren wurde. Er studierte Mathematik und Philosophie und wurde zu einem der bedeutendsten deutschen Astronomen. 1846 macht Urbain Le Verrier Galle auf seine Beobachtungen zu Bahnstörungen des Planeten Uranus aufmerksam. Galle gelang es, den Neptun ausfindig zu machen.
Vor 200 Jahren hatte er praktisch um die Ecke im Pabsthaus zwischen Radis und der Heidestadt das Licht der Welt erblickt. Am Denkmal zu seinen Ehren haben seitdem nicht nur der Zahn der Zeit und das Wetter genagt. Der Steinblock mit Bronzeverzierungen wurde außerdem von Unbekannten mit Farbe beschmiert. Es war Zeit für eine Frischzellenkur. Nur wie sollte die geschehen? Woher sollte in Zeiten knapper Kassen das Geld für eine solche Aktion kommen? Am Ende spielte der Stadt der Zufall in die Hände.
Neue Wege und zweites Standbein
„Wir wollen in der Firma ein zweites Standbein haben“, erklärt René Boldt. „Was du im Sommer verdienst, frisst der Winter wieder auf“, meint der Bauunternehmer, der mit Säuberungs- und Strahlarbeiten die Nische erkannt haben möchte.
Nur setzt der Heidestädter nicht auf Durchschnitt. Er will neue Wege beschreiten und dabei eiskalt zur Sache gehen. Boldt ist auf Trockeneis gestoßen. „Damit kann man praktisch alles abstrahlen. Ich habe Holztüren gesehen, die sahen nach der Reinigung wie neu aus.“ Boldt schwärmt, will aber nicht die Katze im Sack anschaffen. „Wir wollen alles vor Ort ausprobieren.“ Der Gräfenhainichener fragte beim Hersteller Südstrahl nach einem Praxistest für dessen Trockeneisstrahler an und brachte als Bewährungsobjekt das Galle-Denkmal ins Spiel. „Kein Problem für unser Gerät.“ Alexander Walter betreibt Werbung in eigener Sache und hantiert mit durchaus ungewöhnlichem Arbeitsgerät.
Eiskalte Reinigung
Er strahlt nicht mit Sand, setzt vielmehr auf Trockeneis. Das ist am Ende nichts anderes als auf mehr als minus 70 Grad herunter gekühltes Kohlendioxid, das nach der Anwendung rückstandsfrei verdunstet. „Es bleibt wirklich nur der abgestrahlte Schmutz übrig“, betont Walter. Weiterer Vorteil der eiskalten Reinigung: Das Verfahren ist besonders oberflächenschonend und wird deshalb praktisch überall eingesetzt. „Wir sehen da viele Möglichkeiten für uns“, erklärt René Boldt und spannt den Bogen von der Fassadenreinigung bis zum Beseitigen von Bitumenresten an Baumaschinen oder dem leidigen Problem mit Kaugummiresten auf Böden öffentlicher Plätze und Gebäude.
Erfolg wird sichtbar
Aber spielt das Galle-Denkmal mit? Funktioniert die vor 25 Jahren auf den Weg gebrachte und immer weiter verfeinerte Technologie auch in Gräfenhainichen? Strom, Druckluft, Trockeneis: Alles ist bereit. Und Alexander Walter ist die Ruhe in Person. Ordentlich Lärm entsteht schon, als das Eis mit hoher Geschwindigkeit auf die Oberfläche des Denkmals geschossen wird.
Sichtbar wird aber auch der Erfolg. Buchstabe für Buchstabe kommt Uranus wieder ans Tageslicht. Die dicke Farbschicht über dem Schriftzug verschwindet ebenso schnell wie die Spuren, die Wind und Wetter auf dem Stein hinterlassen haben.
Alles läuft nach Plan
„Funktioniert wirklich sehr gut und geht richtig schnell“, fällt René Boldt ein erstes Urteil. Am Denkmal lief alles nach Plan. Ob die eiskalte Reinigung auch bei Fahrzeugunterböden oder an Fassaden funktioniert, will er noch testen. „Ich bin aber erst einmal sehr zufrieden“, so der Gräfenhainichener. (mz)