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Flüchtlingsarbeit  Flüchtlingsarbeit : Awo will Helfern helfen

Von Irina Steinmann 21.07.2016, 11:42
Das Büro der gerade neu eingerichteten Netzwerkstelle der Awo befindet sich im Gebäude des Awo-​Kin­der­treffs Albatros in der Lerchenbergstraße.
Das Büro der gerade neu eingerichteten Netzwerkstelle der Awo befindet sich im Gebäude des Awo-​Kin­der­treffs Albatros in der Lerchenbergstraße. Archiv/Kuhn

Wittenberg - Helfen wollen viele, aber helfen will auch gelernt sein. Um das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge zu professionalisieren, hat die Arbeiterwohlfahrt (Awo) jetzt eine spezielle „Netzwerkstelle“ eingerichtet.

Das Büro befindet sich im alten Neubaugebiet an der Lerchenbergstraße, im selben Gebäude wie der ebenfalls unterm Awo-Dach befindliche Kinder- und Jugendclub „Albatros“. Dort, in der Hausnummer 67, engagiert sich die Awo bereits seit längerem für Flüchtlinge: Im Haus haben auch der Jugendmigrationsdienst und die Ausländerberatungsstelle ihren Sitz.

Rund 1340 Asylbewerber leben derzeit im Landkreis Wittenberg. Der größte Teil von ihnen kommt aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Albanien und dem Kosovo. Die Zahlen ändern sich laut Kreisverwaltung ständig. Die Zuweisung von Asylbewerbern auf die Landkreise erfolgt nach einem festgelegten Schlüssel. Demnach hat der Landkreis Wittenberg 6,4 Prozent aller in Sachsen-Anhalt ankommenden Asylbewerber aufzunehmen.

Besetzt ist die Netzwerkstelle, die Anfang Juli eingerichtet worden ist, regulär donnerstags von 16 bis 18 Uhr, die nächste Sprechstunde findet am 28. Juli statt. Ansprechpartnerin wird dort Kerstin Krause sein, die bisher bei der Awo u. a. bereits für das Familien- und Bildungspatenprojekt zuständig ist, das ebenfalls die Integration der Neuankömmlinge in die Gesellschaft befördern soll.

Für die Awo lag es in Anbetracht ihrer Erfahrungen auf dem Gebiet folglich nahe, sich auch für ein entsprechendes Landesprogramm zu bewerben - und am Ende nun den Zuschlag für die neue Netzwerkstelle in Wittenberg zu bekommen. Deren Arbeit ist laut Marion Heese, Qualitätsbeauftragte der Awo, zunächst bis Jahresende gesichert, man gehe aber von einer Fortführung 2017 aus und werde sich entsprechend bewerben.

Dank der Netzwerkstelle sollen die Ehrenamtlichen in die Lage versetzt werden, „schnelle Zugänge zu Unterstützungsmöglichkeiten“ zu finden, so Awo-Geschäftsführerin Corinna Reinecke. „Weiterbildung“ sei hier ein großes Thema, sagte Heese. Dies betreffe rechtliches Know-how für den Umgang mit Ämtern, aber auch Kenntnisse im „zwischenmenschlichen Bereich“, um interkulturellen „Missverständnissen“ vorzubeugen.

Und schließlich soll die Netzwerkstelle auch den Erfahrungsaustausch der Helfer untereinander befördern und in Folge deren Vernetzung. Zum Projekt gehört dabei erklärtermaßen, überhaupt erst einmal herauszufinden, wer was macht auf diesem Gebiet im Landkreis. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen bis Jahresende in zwei Publikationen gebündelt vorliegen, als Handreichung für weitere Helfer in spe.

Wie viele Menschen sich in Stadt und Kreis Wittenberg für die Neuankömmlinge engagieren, darüber liegen bisher weder der Awo noch dem Landkreis Zahlen vor. Allein 30 ehrenamtliche „Familienpaten“ zählt die Awo, 20 so genannte Integrationslotsen sind im Auftrag des Landkreises unterwegs; diese Flüchtlings-Helfer seien aber nur „die Spitze des Eisbergs“, so Annette Steinkopf, die Integrationskoordinatorin der Kreisverwaltung.

Sie begrüßte die Einrichtung der Awo-Netzwerkstelle, die eigenen Angaben zufolge eng mit der Koordinierungsstelle des Landkreises zusammenarbeiten will. Die Vernetzung der vielen einzelnen Helfer untereinander sei wichtig. (mz)