1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Erlebnis und Zeitreise auf offenem Hof

Erlebnis und Zeitreise auf offenem Hof

07.06.2009, 18:39

JEBER-BERGFRIEDEN/MZ/DSK. - Wie bei einem überdimensionalen Klassentreffen plauschen sie über alte Zeiten und loben den Mut sowie die Hartnäckigkeit von Reinhard Gips und seinen Söhnen, die sich erfolgreich am Markt behaupten. "Er ist immer unser Kumpel geblieben und hat nie die Bodenhaftung verloren", sagen Werner Lehmann aus Düben und der Ziekoer Wolfgang Späthe. Zusammen mit Gips hatten sie einst in Roßlau im Kreisbetrieb für Landtechnik gelernt und in der Freizeit zu den "Rolling Stones" kräftig abgerockt.

Gerockt wird auch dieses Mal. Die mächtige Getreidehalle wird zur Party-Arena. Auf der fahrbaren Bühne spielt eine Band die besten Ohrwürmer aus den 1970er, 80er und 90er Jahren; Schlagerfans kommen durch das Andrea-Berg-Double auf ihre Kosten. Der "Tag des offenen Hofes" hatte zuvor volkstümlicher aber nicht weniger stimmungsvoll begonnen. Den Roßlauer Blasmusikern mit ihrem singenden Bräsener Bürgermeister Harald Schröder, der 2009 30 Jahre Bühnenjubiläum feiert, gehörte die musikalische Ouvertüre.

"Mit dem Fest wollen wir uns auch bei unseren 107 Pächtern für die gute Zusammenarbeit bedanken. Für uns sind alle Partner wichtig, egal ob sie uns nur einen halben oder 48 Hektar zur Verfügung stellen", erklärt Reinhard Gips. 770 Hektar Ackerland bewirtschaftet der Betrieb mit seinen sechs Angestellten, die Kapazität reiche für 1 000 Hektar, meint der Senior-Chef und kündigt Gespräche mit weiteren Landbesitzern an. Der nimmermüde Unternehmergeist kennt keinen Stillstand.

Eine realistische Zukunft hätte sich Rudolf Brandenburger auch für das Sägewerk in Jeber-Bergfrieden gewünscht. Von 1947 bis 1991 hatte er in dem Betrieb gearbeitet, der jährlich 70 000 Kubikmeter Holz für Baubetriebe und die Industrie bereitstellte. Geblieben sind Erinnerungen, Schmerz und Kopfschütteln. "Kurz nach der Wende wurde noch extra ein Gleis gebaut, das aber nie ganz genutzt wurde. Zwei Millionen D-Mark, so erzählt man sich, wurden verschwendet."

Im Gegensatz dazu sind die Investitionen bei Gips nicht im Sand versickert. Elke Ohse aus Wittenberg stöbert mit ihren Enkeln über den Hof mit seinen Pferden, der Geflügelausstellung des Coswiger Zuchtvereins und natürlich dem Fuhrpark. Die neunjährige Angelique darf am Steuer eines Traktors wie alle interessierten Kinder eine Runde drehen. "Uns liegt die Naturverbundenheit sehr am Herzen. So ein Hof ist allemal interessanter als ein Computerspiel", sagt die Oma. Da stört auch der Regen nicht, der am Nachmittag einsetzt. Ein Bauer trotzt Wind und Wetter.