Handwerk in Bad Schmiedeberg Ein neuer Ab-Schnitt bei Friseurin Melanie Letsch in Kleinzerbst
Melanie Letsch hat sich in der wohl schwersten Zeit - mitten im Lockdown - als Friseurin selbstständig gemacht. Bereut sie diesen Schritt?
Kleinzerbst - Wo einst gebügelt wurde und Haushaltsgeräte standen, klappern jetzt die Scheren, surren die Rasierer. Aus einer Abstellkammer im Wohnhaus von Melanie Letsch in Kleinzerbst bei Trebitz hat die 43-Jährige einen kleinen Friseursalon geschaffen - und damit den großen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Sie erklärt: „Ich wollte mir meinen Traum erfüllen, außerdem nah bei meiner Familie sein.“
Im vergangenen Herbst fasste sie den Entschluss; im Januar begann sie damit, den ehemaligen Abstellraum nach ihren Vorstellungen umzubauen. Der Boden wurde gefliest, ein edler Frisiertisch samt Waschbecken eingebaut. Doch der monatelange Lockdown bereitete ihr ernste Sorgen, dass der langgehegte Traum vom eigenen Friseursalon platzen könnte.
Ladeneröffnung Anfang März
Einige schlaflose Nächte hatte Melanie Letsch wegen der damaligen Corona-Situation. „Manchmal kamen Zweifel auf: War das jetzt die richtige Entscheidung? Kommen genug Kunden? Wann darf ich überhaupt öffnen?“, berichtet die Kleinzerbsterin. Doch die anfängliche Skepsis war unbegründet: Zum denkbar günstigsten Zeitpunkt, Anfang März, eröffnete sie ihren Salon „Haarmonie by Melanie“ - gerade, als Friseure nach der dreimonatigen Corona-Zwangspause wieder arbeiten gehen durften.
Das habe ihr sehr in die Karten gespielt, denn etliche Kunden wollten sich schnellstmöglich von ihren Lockdown-Mähnen trennen. „Ich habe zahlreiche neue Kunden gewonnen, doch auch viele, die ich bereits vor meiner Selbstständigkeit frisiert habe“, erklärt Letsch. Zuvor hatte sie in einem Wittenberger Salon gearbeitet, den es inzwischen nicht mehr gibt. Die Schließung des Ladens sei nicht der Grund gewesen, in die Selbstständigkeit zu gehen. „Ich hatte den Entschluss gefasst, da war von einer Schließung noch nicht die Rede.“
Inzwischen ist das Terminbuch prall gefüllt - ihre Kundschaft konnte sie halten. Etwa 30 Aufträge hat sie pro Woche, teilweise bekommt sie sechs Neukunden in einer Woche. „Einige kommen sogar aus Wittenberg und Coswig. Sie empfinden es hier als sehr angenehm, weil ich mich immer nur um einen Kunden kümmere. Das macht es familiärer.“ Manchmal würde sogar Letschs zehnjähriger Sohn vorbeischauen und nach Hausaufgaben fragen, oder sie stellt die Waschmaschine an, während bei einer Kundin die Farbe einwirkt - seit der Selbstständigkeit ist das alles möglich. „Ich bin so glücklich, das war auf jeden Fall der richtige Schritt. Ich bereue es nicht“, sagt die 43-jährige Friseurin.
Dauerwelle aus Salon verbannt
In ihrem Salon arbeitet Melanie Letsch allein - und das soll auch so bleiben. Sie möchte es klein und familiär halten, daher auch der Name „Haarmonie“, denn „hier im Laden läuft es sehr harmonisch ab“, sagt die Friseurin. Fast jeden Kundenwunsch kann sie erfüllen: von Kurzhaarfrisuren über Blondierungen bis hin zu aufwendigen Brautfrisuren - das ist ihre Welt. Verbannt hat Letsch allerdings die Dauerwelle aus ihrem Friseuralltag. „Die Nachfrage ist einfach nicht da, außerdem ist es nicht so gesund für die Haare“, erklärt Letsch. Bisher konnte sie die Kundinnen, die auf eine Dauerwelle bestanden, dazu überreden, eine andere Frisur zu wählen.
Vor kurzem hat sich die sympathische Kleinzerbsterin dazu entschlossen, das Stechen von Ohrlöchern mit ins Angebot aufzunehmen. Tatsächlich sei die Nachfrage sehr groß gewesen, so dass sie jetzt kaum noch Ohrringe auf Lager hat. Sie sagt: „Das ist der Wahnsinn. Damit hätte ich nie gerechnet.“