Diakonie in Wittenberg Diakonie in Wittenberg: Bloß kein Laden

Wittenberg - Mit den v. Bodelschwinghschen Stiftungen hat am Mittwoch eine weitere evangelische Einrichtung Quartier in der Wittenberger Altstadt genommen. Der Diakonie-Riese aus Bielefeld-Bethel will in dem vormaligen Ladenlokal im sanierten Haus Collegienstraße 41/42 („Spielwaren Schneider“) über seine eigene Arbeit informieren und Begegnungsstätte für alle daran Interessierten sein.
Diese so genannte Repräsentanz im Laden ist auf die Jahre 2016 und 2017 befristet - Michael Mielke, einer der beiden für Ostdeutschland zuständigen Geschäftsführer kündigte am Nachmittag bei einer Festveranstaltung im Audimax der Leucorea allerdings bereits an, dass Bethel, wie die Stiftungen gemeinhin im Volksmund genannt werden, an einem langfristigen Engagement interessiert sei.
„Wir wollen uns in dieser Region mit einbringen“, sagte er und kündigte an, dass man Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort wie etwa dem Paul Gerhardt Stift prüfen wolle. Mielke verwies in diesem Zusammenhang gegenüber der MZ auf das besondere Know how seiner Stiftung in den Bereichen Epilepsie, Psychiatrie und Demenz.
Bethel war 1867 in Bethel als Einrichtung für Epilepsie-Kranke gegründet worden, erster Leiter der später so genannten Anstalten war der evangelische Pastor Friedrich von Bodelschwingh. Der Grund, ausgerechnet 2017, im Jubiläumsjahr, nach Wittenberg zu kommen, ist somit das eigene Jubiläum, 150 Jahre Bethel.
Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) begrüßte die Neuen als Gäste und gleichzeitig auch als Gastgeber im für die Stadt so wichtigen Jubiläumsjahr. Der Oberbürgermeister ließ dabei durchblicken, dass er darüber hinaus ein langfristiges Engagement der Stiftungen in der Stadt begrüßen würde. „Ihre Wahl war gut“, erklärte als Vertreter der Landes- und Stadtpolitik der Abgeordnete Frank Scheurell (CDU) in seinem Grußwort.
Scheurell erinnerte auch an den lange Jahre desolaten Zustand des Hauses. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen sind in Wittenberg Mieter eines Privateigentümers aus Norddeutschland, dem in der Stadt mehrere Immobilien gehören. Dass die neue Begegnungsstätte allerdings keineswegs die erste Verbindung der Stiftungen nach Wittenberg ist, darauf verwies deren Vorstandsvorsitzender Ulrich Pohl: Der Pastor gehört zu den „Freunden Luthers“, die sich bereits mehrfach finanziell an der Sanierung der Schlosskirche beteiligt haben, so an den Schmuckfenstern und der Verbindungstür.
Der Bethel-Laden, der entgegen anderslautenden Annahmen auf gar keinen Fall ein Verkaufsgeschäft sein will, wird laut Leiter Stephan Zöllner ab 1. August der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, ab 1. Juli würden Mitarbeiter dauerhaft vor Ort sein. Neben der Arbeit Bethels (und den Produkten aus den Werkstätten), die nicht nur in Nordrhein-Westfalen und Berlin/Brandenburg sondern auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt (Bad Kösen) stattfindet, werde man sich etwa auch über Ausbildung bei den Stiftungen informieren können.
Und allen Jubiläumsgestressten verspricht Geschäftsführer Mielke „diakonische Ruhe“ in dem einladenden Raum mit den schicken roten Filzsesseln. Bei Tee, Kaffee und auch mal einem „Lobetaler Bio-Joghurt“ aus der gleichnamigen Bethel-Einrichtung bei Bernau. (mz)