Deutscher Mühlentag Deutscher Mühlentag: Mühlenbesitzer freuen sich über Gäste

Coswig/Griebo - Weizen, Mais und Hafer erkennt sie, bei Roggen und Gerste muss Ria Weckwerth passen. „Ein Glück, dass die beschriftet sind“, sagt die Wittenbergerin und betrachtet das Getreide in den Gläsern.
Mühle - Mehl - Brot. Brot ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, das aus Mehl entsteht. In unseren Breiten werden dafür Weizen, Roggen, Dinkel, Emmer und Einkorn benutzt, denn nur diese Getreide können einen tragfähigen Teig bilden. Andere Getreide spielen als Zugaben eine Rolle. Für Brot benötigt man die vier Grundzutaten Mehl, Salz, Flüssigkeit und ein Lockerungsmittel wie Sauerteig oder Hefe. In Deutschland sind mehr als 70 verschiedene Zusatzstoffe für Brot und Brötchen zugelassen. In Fertigmischungen finden sich Aminosäuren, Enzyme, Stabilisatoren und Emulgatoren. Das alltäglichste der Lebensmittel ist zur Industrieware geworden, wobei oft genug dabei der Geschmack auf der Strecke bleibt.
„Da ist doch noch ein wenig vom Heimatkundeunterricht hängen geblieben“, meint sie zur Freundin, mit der sie am Pfingstmontag auf Mühlentour ist.
Die beiden Frauen stehen auf den Holzplanken der Grieboer Untermühle. Durch die kleinen Fenster fallen Streifen von Sonnenlicht. Wenn es hier mal staubt, ist das jedoch kein Mehl. „1988 hat die LPG den Schlüssel umgedreht und dann war erst mal 20 Jahre Ruhe im Gebäude“, sagt Dieter Merkel.
In seinem schwarzen Shirt mit aufgesticktem Namen macht man den Mann schnell als Veranstalter aus, der beim Deutschen Mühlentag sein Hoftor für Besucher öffnet. Merkel ist Rentner und mit dem Eintritt in den Ruhestand ist ihm 2008 die Mühle Berufung geworden. Mit einer Männergruppe aus dem Ort wurden Gebäude und Technik so hergerichtet, dass man sehen kann, wie die Schneide-Öl- und Mahlmühle aus dem Jahr 1845 einst funktionierte. Außen am Gebäude steht am Pfingstmontag Klaus Weidner neben dem Mühlgraben. „Stundenlang könnte ich hier sitzen und es rauschen hören. Das ist doch ein schönes Geräusch“, findet der Grieboer und erklärt den zahlreichen Besuchern die Entstehungsgeschichte und Funktionsweise des Mühlrades. Das ist der große Stolz der Truppe um Dieter Merkel, denn das Rad – 2011 ging es in Betrieb - ist Marke Eigenbau.
Mühlrad steht selten still
Oben auf dem Hof, wo die Biergartenbänke bis auf den letzten Platz gefüllt sind, weiß Merkel, dass die Nachbarn das rauschende Grundgeräusch vermissen, wenn das Mühlrad mal still steht. Das passiere freilich selten, denn der Merkelsche Haushalt nutzt den Strom, den das Rad erzeugt.
Die Wittenbergerin Ria Weckwerth rüstet sich derweil für die nächste Station. Nach Coswig und Thießen will sie noch. Die Radler aus Vockerode um Hans Höhne sind hingegen mit der Grieboer Mühle zufrieden. „Immer sind wir hier vorbei gefahren, nun halten wir mal und schauen uns alles an“, sagt Höhne. In alten Auftragsbüchern wird geblättert, die Müllerstube inspiziert und auch ein wenig in den Dokumentarfilm geschaut, der auf einer Leinwand auf dem Speicher läuft und Einblicke in heutige Produktionsweisen gibt.
„Nur eines ist schade an diesem Tag“, findet Dieter Merkel. „Wir können selber nicht bei anderen Mühlen vorbei schauen.“ Am Montag wäre dies keine gute Idee gewesen, denn in Griebo reißt der Besucherstrom nicht ab. Am Nachmittag kredenzt der Volkschor Reinsdorf zum Kuchen der Sportlerfrauen noch einen Liederstrauß. „Grüße nach Coswig“, richtet Merkel noch aus.
In Coswig meint der Mann aus Griebo die Kochs. Ihnen gehört in zwölfter Generation die Wassermühle, die erstmals um 1280 als Klostermühle erwähnt wurde. Der Wörpener Bach fließt dort. Erst im vergangenen Herbst ging das neue Wasserrad der Kochs in Betrieb. Auch die Brüder Andreas und Eckhard Koch beabsichtigen, künftig damit Strom zu erzeugen. Vorerst dreht sich das stählerne Rad jedoch nur im Leerlauf, während die Gäste es sich auf dem abgedeckten Zufluss bei Kaffee und Kuchen gemütlich machen. „Der Zuspruch ist enorm“, freut sich Andreas Koch über die Resonanz des Mühlentages. „So gut war es lange nicht. Aber das Wetter passt auch, vor einem Jahr war es viel zu heiß“, so der Müller-Nachfolger, der wieder eine neue Besucherschar um sich sammelt, um zur Führung vom Keller bis unters Dach aufzubrechen. „Meine dritte heute“, sagt er zur Mittagszeit. (mz)

