Der Hund zur Reformation Der Hund zur Reformation: Tölpel hat das Wort!
Wittenberg - Martin Luthers Hund zu sein, sichert schon mal eine gewisse Aufmerksamkeit. Dass so ein Vierbeiner auch ausgesucht wichtig sein kann, wurde bei der Anbahnung dieses Frage-Antwort-Spiels bekannt. Da liefen die Anfragen um Erlaubnis dem Vernehmen nach im Hintergrund bis nach Magdeburg.
Unkompliziert war dann das Treffen, zu dem Tölpel mit einer kleinen Entourage erschien. Begleitet haben ihn Claudia Meißner, Teamleiterin für Kulturelle Bildung/Museumspädagogik bei der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, sowie Stiftungssprecherin Carola Schüren.
Tölpels Popularität speist sich dieser Tage besonders aus der Tatsache, dass er anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 in der Nationalen Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze - 95 Menschen“ im Augusteum Wittenberg durch die begleitende Mitmachausstellung „Der Mönch war’s!“ führt. Diese richtet sich zwar in erster Linie an Kinder und Jugendliche, doch haben auch Erwachsene ihre Freude am Besuch der interaktiven Schau.
Begleitend zu ihrer Nationalen Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze - 95 Menschen“ bietet die Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg seit Mai die Mitmachschau „Der Mönch war’s!“ für das junge Publikum. In der Exposition, zu sehen im zweiten Obergeschoss des Augusteums, können sich die Gäste auf spielerische Weise die verschiedenen Schauplätze, u. a. Kloster, Universität, Thesentür, erschließen. Durch die Schau führt (virtuell) Luthers Hund Tölpel. Es gab Tölpel wirklich, dem Vernehmen nach war es ein Spitz. Am 5. November endet die Nationale Sonderausstellung. Die Mitmachschau soll bis 2018 verlängert werden, doch ist sie laut Stiftungssprecherin Carola Schüren dann nur bei Führungen zugänglich.
Infos zu den Ausstellungen: www.martinluther.de
Das Gespräch mit dem wortgewandten Ausstellungs-Guide, respektive seinen Dolmetscherinnen führte Corinna Nitz.
Die Ausstellung „Der Mönch war’s!“ über Dein Herrchen läuft seit Mai. Hattest Du auch mal frei, oder führst Du die Besucher jeden Tag selbst?
Tölpel: Ich führe jeden Tag, und ich führe alle Gäste. Also jung und alt, Familien und Schulklassen. Alle sind sie interessiert an der Ausstellung - und an mir.
Was erlebt man da so?
Am meisten erlebe ich Erstaunen, darüber wie hier die Reformation aufgearbeitet wird, mit ganz unterschiedlichen Methoden. Es ist ja auch eine Ausstellung, die gut auf der haptischen Ebene funktioniert, also über den Tastsinn. Man kann hier vieles ausprobieren und das zu entdecken, bereitet vielen Spaß, auch den Erwachsenen.
Welches sind Dir die liebsten Gäste? Die Kinder und Jugendlichen oder doch Erwachsene?
Weder Kinder noch Erwachsene, sondern tatsächlich alle, die sich auf das einlassen, was hier gezeigt wird und die diese Ausstellung entdecken, ohne dass es hier viele Texte zu lesen gibt.
Wie viele waren es überhaupt bis heute?
Allein 2.800 Besucher und 147 Gruppen, die ein kulturelles Bildungsangebot genutzt haben, waren es bis zum 18. Oktober. 200.000 Gäste waren es vorige Woche in der Nationalen Sonderausstellung. Viele gucken sich dann alles an und finden es richtig schön, sich bei uns noch in die U-Bahn zu setzen und sich in eine andere Zeit entführen zu lassen.
Du führst nicht nur durch die Ausstellung, sondern berichtest auch für den TV-Sender „N 95“ - unter anderem von einem Tintenfassweitwurf an der Schlosskirche. Wie ist der eigentlich ausgegangen?
Es gab leider gar kein Ergebnis, weil die Tintenfässer alle auf mir gelandet sind. Darum bin ich ja auch so blau. Aber das stört mich nicht, Tölpel muss auffallen!
Als Dein Mensch, Luther, auf der Wartburg mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen hat, warst Du ja höchstwahrscheinlich noch nicht geboren. Hast Du selbst durch die Ausstellung auch neue Seiten an Luther gefunden?
O ja. Zum Beispiel wie er seinen Familiensinn entdeckt und geheiratet hat. Später kamen dann ja auch die Kinder, die haben das große Haus belebt. Und ich habe entdeckt, dass er für seine Ideen eingetreten ist, aber auch, dass er große Zweifel, auch Selbstzweifel hatte. Und der Thesenanschlag - da war eine große Portion Ungewissheit, was danach passiert.
Ob er mit Folgen wie der Kirchenspaltung gerechnet hat?
Ich glaube nicht. Er hat an den gesunden Menschenverstand geglaubt und dass die Leute in die Diskussion einsteigen. Toll finde ich, dass er auch später zu seiner Meinung stand. Das ist doch heute noch ein ganz wichtiger Wert, oder? Also, einzutreten für seine Meinung und für Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit. Eben eine Haltung zu haben!
Wie war Luther eigentlich als Herrchen? Hat er Dir manchmal was vom Tisch gegeben?
Er war streng, aber liebevoll. Vom Tisch habe ich nichts bekommen, aber Leckerlis schon.
War er freundlich?
Er war freundlich zu seinen Lieben, seiner Familie und seinen engsten Gefährten. Was er gar nicht mochte, war lautes Rumtoben und Rennen im Haus.
Welche Station in der Ausstellung gefällt Dir am besten?
Die Kutsche des Kurfürsten. Und die Poststation, weil da auch Freunde von mir wohnen - und die Postpferde, die zeigen, dass von hier alles in die Welt hinaus geht. Ich freu’ mich auch, wenn ich bei den Besuchern sehe, wie ihr Spieltrieb hier geweckt wird, bei allen Altersgruppen. Wenn sie zum Beispiel mit einer Feder schreiben oder eine eigene These formulieren.
Wie viele Briefe sind denn schon aus der Ausstellung in die Welt verschickt worden?
Am 18. Oktober waren es 2.800 Briefe, inzwischen sind es sicher viel mehr. Viele gehen wirklich ins Ausland, besonders in die USA und nach Südkorea.
Wenn so viele ausländische Gäste eure Mitmachausstellung besuchen, musst Du dann auch mehrsprachig sein?
Zumindest dem Englischen sollte ich nicht abgeneigt sein.
Was wirst Du machen, wenn die Schau „Der Mönch war’s!“ endet? Wird Dir dann nicht langweilig, oder bist Du froh, Erholung zu bekommen?
Dann werde ich weiter hier sein, weil die Mitmachausstellung erst einmal verlängert wird! Bis nächstes Jahr, wie ich gehört habe, dann soll es auch neue Sonderausstellungen hier geben. Und Erholung bekomme ich ja trotzdem, weil wir doch im Winter montags Ruhetag haben.
Noch eine letzte Frage zu Deinem Namen: Leidest Du eigentlich darunter? Hat Luther ihn Dir gegeben?
Na ja, er hat mich manchmal tölpelig genannt, daraus wurde dann Tölpel. Aber die Ausstellung beweist ja nun wirklich, dass ich eigentlich ziemlich klug bin. (mz)