Der Architekt des Wittenberg-Campus
WITTENBERG/MZ. - wei Tage später revanchierte der sich: Ob Keitel nicht Vorstandsvorsitzender des jungen Vereins werden wolle? Immerhin, man räumte ihm ein paar Stunden Bedenkzeit ein, bis zur Mitgliederversammlung am Abend. Seither ist Helmut Keitel, Architekt, im Netzwerk des Campus unterwegs.
Die Aktivitäten von Campus sind, wenn man so will und vielfach wurden und werden sie so benannt, die "Software" (Keitel) zu den Gebäuden, mit denen sich die Lutherstadt Wittenberg an der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2010 in Sachsen-Anhalt beteiligt. Der demographischen Entwicklung, sprich: Schrumpfung der Bevölkerungszahl begegnen, indem man Besucher auf Zeit in die Stadt holt, auf dass sie sich dort bilden in einer Art Uni ohne Uni ist der Grundgedanke dieses IBA-Beitrages. Ein "ideelles Korrelat" zur Sanierung der historischen Gebäude nennt Keitel diesen speziell Wittenberger Bildungsansatz, der noch jede Evaluierungsrunde im Land erfolgreich überstanden hat. Als "spektakulärstes" Beispiel gilt ihm der Bau des Colleges - "Campus im Campus" - in der Jüdenstraße, wo im Mai 2010 die ersten Studenten und Professoren aus den USA einziehen werden. Was die US-Kontakte angeht, könnten die Aktivitäten der örtlichen ELCA-Vertreter nicht hoch genug veranschlagt werden, verweist Keitel u. a. auf die gemeinsame Werbereise zu Universitäten in Übersee.
Mit der Homepage (www.campus-wittenberg.de
), auf der mittlerweile auch das Lutherforum und damit "2017" vertreten sei, wurde eine Plattform geschaffen für alle Wittenberger Aktivitäten rund um die IBA - und darüber hinaus. Gut 40 Campus-"Partner" - Mitglieder - zählt der Verein gegenwärtig. Rückschläge, räumt Keitel unumwunden ein, gab es unterdessen auch. Die Ansiedlung der Privatakademie "bits" scheiterte, ebenso das ursprüngliche Vorhaben, als Campus-Verein selbst Bildungsangebote zu entwickeln.
"Strippenziehen" und am Netzwerk knüpfen - so sieht der 57-Jährige, Wittenberger seit 1961, seine Aufgabe als Campus-Chef. Dass dabei Ehrenamtliches und Berufliches ineinander fließen, wie ihm mancher in der Stadt vorwirft, damit geht der Architekt offensiv um. (Keitels Büro "bc" ist an den Projekten Jüdenstraße und Zeughaus maßgeblich und eigenen Angaben zufolge am Weberhaus mitbeteiligt.) "Natürlich", sagt er, gehe es bei seiner Campus-Tätigkeit auch darum, "die eigene Wertschöpfung des Büros zu sichern." Das Ehrenamt sei vom Aufwand her schließlich "wie ein zweiter Job".
An beiden Fronten, dies nimmt Helmut Keitel für sich in Anspruch, gelte es, seine "Stadt zu entwickeln". Wie keine andere IBA-Kommune habe Wittenberg mit Blick auf 2017 schließlich die Chance, aus dem einen IBA-Jahr "Nachhaltigkeit" zu schöpfen und in der Bildung "neue Akzente" zu setzen. "Das ist doch eine tolle Vision."