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Das Werk geprägt, wie kaum ein anderer

Von KLAUS ADAM 26.09.2008, 18:04

WITTENBERG/MZ. - Die eine: In der Hoffnung als junges Ehepaar in Halle schneller eine Wohnung zu bekommen, hatten er und seine Frau Arbeitsverträge in der damaligen Bezirksstadt schon in der Tasche. Doch im Gummiwerk wollte man seine Frau nicht entbehren. So bekamen beide während des Urlaubs auf der Insel Rügen Besuch von der Werkleitung. Die hatte einen neuen Arbeitsvertrag für seine Frau plus einen für ihn in der Tasche und - eine Wohnungszuweisung in Wittenberg. "So landete ich mit einer technischen Ausbildung also in der Gummiindustrie."

Und die andere: 1972, da war Siegfried Meißner wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung und studierte gleichzeitig technische Kybernetik an der TU Dresden, wurde er mit einigen Kollegen zur Ausbildung an neuen Maschinen in den Westen geschickt. "Ich war wohl nicht allzu sehr familiär vorbelastet", spielte er auf damalige Rahmenbedingungen der Entsendung ins "Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet" an. "Ich fuhr nach Berlin, erhielt die Papiere und 26 000 Westmark in bar für die drei Monate in Braunschweig, Hennef und Hamburg." "Als 27-Jähriger", fügte er an. Und: "Ich bin aber zurückgekommen."

Die letzte Bemerkung rief einiges Schmunzeln der zahlreichen Gäste in der als Festzelt hergerichteten Halle auf dem Gelände der Polymer-Technik Elbe GmbH (PTE) hervor. Und genauso war sie auch gemeint. Insbesondere die beiden Gesellschafter der PTE, Franz Josef Wolf (Chef der Woco-Gruppe aus Bad Soden) und Peter Cöllen (Chef der Vorwerk Autotech GmbH in Wuppertal) würdigten in einer Laudatio die fachlichen Kompetenzen des scheidenden PTE-Geschäftsführers. "Sie waren ein harter Brocken", meinte Wolf zum Schluss seiner Rede. Ein größeres Kompliment hätte sich der Gewürdigte wohl kaum wünschen können. Verbunden mit viel menschlicher Rührung, auf einen versierten Partner künftig verzichten zu müssen, bedankten sich die Gesellschafter bei Meißner und dessen Frau.

Nach erfolglosen Versuchen, das damalige Gummiwerk Anfang der 90er Jahre zu privatisieren, an die auch Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) erinnerte, trafen Wolf und der Wittenberger 1992 das erste Mal aufeinander. Und zum Beginn des Jahres 1993 startete das neue PTE-Unternehmen in Wittenberg mit den beiden Gesellschaftern Woco und Vorwerk.

Inzwischen gibt es wieder 270 Mitarbeiter und Geschäftsbeziehungen in die halbe Welt. Partner aus Holland, England, Polen und Tschechien wollten es sich am Freitag nicht nehmen lassen, Meißner für die Zusammenarbeit zu danken.