Cranach-Stiftung Cranach-Stiftung : Mit Mehr-Wert in den Sommer

Wittenberg - „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Karl Valentin hat das gesagt, jetzt steht der Satz auf einem 2019er Kalenderblatt der Wittenberger Jugendkunstschule. Dominiert wird es von einer orange-roten Katze, in Acryl gemalt von der elfjährigen Luna Schmidt.
Christina Wildgrube war doch schon etwas älter, als sie das erste Mal in die Malschule der Cranach-Stiftung in der Schlossstraße 1 kam. Was sie dort erfahren und lernen sollte, hat ganz offensichtlich ihr Leben geprägt und auch ihre Berufswahl beeinflusst. Sie studierte zunächst Kommunikationsdesign und absolvierte später ein Meisterschülerstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Jetzt kehrt sie, die bereits 2018 Stipendiatin der Cranach-Stiftung Wittenberg war, an den Ort ihrer Jugendkunsterfahrungen zurück - diesmal als Kursleiterin.
Kooperation mit neun Schulen
Der Workshop der Mittdreißigerin befasst sich mit Unterwasserlandschaften. Er ist der erste von insgesamt fünf Kursen, mit denen sich die Schule an Kinder, Jugendliche und in zwei Fällen durchaus auch an Erwachsene richtet. Wie die Leiterin der Einrichtung, Dörthe Zielke, zu Recht sagt, zeigt sich gerade auch am Beispiel von Christina Wildgrube der Erfolg bei der künstlerischen „Nachwuchsbildung“.
Insgesamt fünf Kurse bietet die Jugendkunstschule auf dem Cranach-Hof 2019 in den Sommerferien an. Der erste Kurs mit der Künstlerin Christina Wildgrube steht unter dem Motto „Unterwasserlandschaften“ und richtet sich an Acht- bis Zwölfjährige, die aus Verpackungsmaterial Collagen bauen oder Monotypien erstellen, welche dann in kleiner Auflage gedruckt und zu einem Buch gebunden werden. Vom
10. bis 12. Juli öffnet das Wittenberger Geschichtenwerk - eine Schreib- und Theaterwerkstatt. Dort werden persönliche Geschichten erzählt, aufgeschrieben, geteilt, getauscht, neu erfunden, hör- und sichtbar gemacht. Die Kursleitung übernimmt Jana Kühne aus Potsdam. Sie ist Theaterspielleiterin und wendet sich mit ihrem generationsübergreifenden Projekt an Interessierte jeden Alters. Zu den Klassikern unter den Ferienkursen gehört T-Shirts bedrucken, dafür geht es vom 15. bis 17. Juli in die historische Druckerstube von Andreas Metschke. Das Angebot richtet sich an Acht- bis 14-Jährige. Beliebt sind die Mode- und Designkurse „Ran an die Nähmaschinen“ von und mit Henry Keppler. Unter seiner (An)Leitung können Zwölf- bis 18-Jährige vom 15. bis 19. Juli eigene Kleidungsstücke entwerfen und nähen. Den „exklusiven“ Workshop „Indianische Flöte bauen“ kündigt die Leiterin der Malschule, Dörthe Zielke, für den 17. Juli an. Die Teilnehmer (ab zwölf Jahren) arbeiten unter Anleitung von Toni Nachbauer aus Stuttgart und erlernen zudem das Spielen des Instrumentes. Eltern und Großeltern seien willkommen.
Die Gebühren für die Kurse liegen zwischen 39 und 65 Euro. Infos dazu sowie zu den Ferienkursen und Anmeldemöglichkeiten gibt es bei www.cranach-stiftung.de im Netz.
Zu den besonders anspruchsvollen Angeboten insoweit gehören die Mappenkurse von Siegfried Appelt. Er ist wie alle Kursleiter Profi und vielleicht macht genau das auch einen Teil des Erfolges aus.
Zielke zufolge gibt es derzeit zwölf feste Kursleiter, hinzu kommen weitere in den Sommermonaten. Zu den tragenden Säulen der Schule gehören nach wie vor Schulprojekte, und es sind in der Vergangenheit immer mehr geworden. Inzwischen pflege man Kooperationen mit neun Schulen in Wittenberg und den Ortsteilen, neu dazugekommen sei zuletzt die Evangelische Gesamtschule „Philipp Melanchthon“.
Neben den Schulprojekten, die vormittags stattfinden und von rund 2000 Kindern und Jugendlichen jedes Jahr genutzt werden, finden im Schnitt 15 Nachmittagskurse mit etwa 120 Kindern in der Woche statt. Für die Schulprojekte gibt es laut Zielke finanzielle Zuwendungen in Höhe von 25000 Euro im Jahr von Stadt, Kreis und Landesschulamt. Ansonsten sei die Unterstützung mit öffentlichen Mitteln gering, wiewohl Zielke besonders die institutionelle Förderung (Stichwort: Betriebskosten) durch die Stadt hervorhebt. Unterstützung gebe es zudem aus den Einnahmen der Cranach-Herberge und einen Teil tragen sie schließlich selbst durch die Kursgebühren.
Danach befragt, spricht Zielke von einer positiven Entwicklung, seit die Einrichtung Mitte der 1990er Jahre an den Start ging. Seit 2002 sind sie anerkannte Jugendkunstschule - übrigens gibt es gerade einmal zwei in Sachsen-Anhalt. Andere Bundesländer, besonders die alten, sind da besser aufgestellt, sagt Zielke, die Mitglied im Bundesverband der Jugendkunstschulen ist und ganz gut vergleichen kann. Was die sonstigen Offerten hierzulande angeht , so handele es sich vor allem um soziokulturelle Projekte.
Schneller Überblick
Die haben sie freilich auch in Wittenberg im Angebot, sie seien ein wichtiges Anliegen, denn sie tragen zur sozialen Integration bei, heißt es in einer Selbstdarstellung der Einrichtung, mit der sich Interessierte einen schnellen Überblick verschaffen können über das Programm, das unter anderem auch die Frühförderung, Kunst kompakt sowie Ausstellungen umfasst. Und Ferienkurse wie jenen von Christina Wildgrube eben, die sich vom 8. bis 10. Juli mit Acht- bis Zwölfjährigen in Wittenberg auf die Suche nach Unterwasserlandschaften begeben wird.
Über den Wert kultureller Bildung sagt Zielke, „sie ist auch ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsbildung, und sie fördert die soziale Kompetenz“. Gut 3000 Kursteilnehmer jedes Jahr probieren das aus. Sie zu betreuen, macht auch Arbeit, wie die Kunst selbst. Aber Zielke und die weiteren Kursleiter scheinen mit Freude ans Werk zu gehen.
(mz)