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Bundeswehr beim Reformationsjubiläum Bundeswehr beim Reformationsjubiläum: Der kurze Draht zur Truppe

Von Ilka Hillger 05.04.2017, 11:45
Bereits 2016 wurde ein Rettungszentrum der Bundeswehr auf der Kuhlache aufgebaut.
Bereits 2016 wurde ein Rettungszentrum der Bundeswehr auf der Kuhlache aufgebaut. Klitzsch

Wittenberg - Matthias Petrovic ist der kurze Draht zur Bundeswehr. Sucht man im Landkreis Wittenberg in irgendeiner Form Kontakt oder Hilfe zur Armee, dann ist der Oberstleutnant der Reserve erster Ansprechpartner. Petrovic leitet das Kreisverbindungskommando.

Um die 400 derartige Kommandos gibt es in Deutschland. Jede Gemeinde und kreisfreie Stadt hat solch einen Kontakt. „Sachsen-Anhalt war das Bundesland, in dem es die ersten derartigen Kommandos gab“, sagt Thomas Poloczek vom übergeordneten Landeskommando in Magdeburg.

Neue Strukturen brachten 2007 die Verbindungskommandos hervor. Es gibt sie also seit zehn Jahren.

In Wittenberg sind Petrovic und Poloczek in einer viel länger währenden Mission unterwegs. Das Reformationsjubiläum und der damit einher gehende große Abschlussgottesdienst des Kirchentags am 28. Mai auf den Elbwiesen beschäftigt Matthias Petrovic seit März 2016, als er die Leitung des Kreisverbindungskommandos übernahm.

Da hatte sich der Landkreis Wittenberg schon längst bei seinem Kreisverbindungskommando gemeldet, denn es war abzusehen, dass in Fragen Logistik und Sicherheit Unterstützung durch die Bundeswehr benötigt würde.

„Der Landkreis muss alle eigenen Mittel unserer so genannten Blaulichtpartner wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste oder THW ausgeschöpft haben, bevor er sich mit einem Amtshilfeersuchen an uns wenden kann“, erklärt Oberstleutnant Poloczek die Voraussetzungen für den Einsatz der Bundeswehr beim Evangelischen Kirchentag in Wittenberg.

„Wir haben einfach gewisse Möglichkeiten, die andere nicht haben“, sagt Matthias Petrovic.

Diese besonderen Möglichkeiten sind vor allem der Aufbau und Betrieb eines Rettungszentrums auf den Elbwiesen und der Bau einer Pontonbrücke über die Elbe. „Wir werden aber auch Rettungshubschrauber stellen und die zusätzlich angeforderten Polizeikräfte aus anderen Bundesländern für das Festwochenende in unseren Kasernen in Burg und Altengrabow unterbringen“, berichtet Petrovic von der Art der Hilfe.

Er und seine Reservistenkollegen, im hiesigen Kreisverbindungskommando sind es zehn, seien zudem in die Beratungen zum Sicherheitskonzept für die Großveranstaltung einbezogen gewesen. Dort lernten die Männer freilich einen anderen Organisationsstil als früher bei der Armee kennen.

„Das läuft hier natürlich alles etwas lockerer ab, ein wenig wie Erwachsenenbildung“, findet Matthias Petrovic. „In der Truppe geht alles ratzfatz, da gilt Gehorsam“, sagt er über die Unterschiede in der Arbeit. In Wittenberg wird es auch kein Militär sein, der das letzte Wort hat.

Die Ansagen macht der Landrat, natürlich im Zusammenspiel mit den Beratern aus den verschiedenen Organisationen und Institutionen.

„Ich werde wohl das ganze Wochenende in der Einsatzzentrale verbringen“, mutmaßt Oberstleutnant Petrovic schon jetzt. Vermutlich wird er aber dann doch mal schauen, wie das Panzerpionierbataillon aus Havelberg die Brücke über die Elbe baut.

Die etwa 250 Pioniere lagern bei Gallin und wollen die Brücke in drei großen Teilen von dort nach Wittenberg einschwimmen. 100 Meter lang und 6,5 Meter breit soll das Bauwerk für Fußgänger sein. „So etwas wird nicht oft gebaut“, meint Thomas Poloczek.

Vor allem aber bleibt solch eine Pontonbrücke nicht derart lange stehen, wie am Sonntag des Abschlussgottesdienstes. Die Brücke, so erklären die Männer, sei ein schönes Beispiel für das Zusammenspiel bei diesem Großereignis. Da muss das Team der DLRG vom Wasser aus sichern, das THW steht am Ufer bereit und die Polizei ist sowieso dabei.

Einen ganz anderen Aufwand betreibt das Weißenfelser Sanitätsbataillon mit seinem mobilen Lazarett auf den Elbwiesen, das der Kapazität eines Kreiskrankenhauses entsprechen soll. Aufgebaut wird es auf einer Fläche von 100 mal 100 Metern aus verschiedenen Containerkomponenten, die je nach Anlass ausgerichtet sind; in Wittenberg ist es die Erstversorgung von Schockpatienten.

„Mit dem Rettungszentrum kommen 100 Soldaten in die Stadt“, sagt Petrovic. Bereits Ende April wird eine Delegation aus dem Landkreis zu einem Probeaufbau des Zentrums nach Weißenfels fahren.

„Irgendwie ist das, als ob das Viertelfinalspiel einer WM in Wittenberg stattfindet“, sucht Matthias Petrovic nach einem Vergleich für das Großereignis. „Der Unterschied ist, das hier die Stadt winzig klein ist.“ Er hofft vor allem, dass alle Räder ineinander greifen und „die Leute mit einer schönen Grundstimmung herkommen“.

Matthias Petrovic hat die schon, selbst wenn für seinen ehrenamtlichen Einsatz viel Freizeit draufgeht. „Das weiß man vorher“, sagt der Mann, der im zivilen Leben als Rechtspfleger bei der Leipziger Staatsanwaltschaft arbeitet und immer auf der Suche nach Mitstreitern im Kreisverbindungskommando ist, egal ob man mal Zeitsoldat war oder nicht. Das nächste Ereignis, wo man gebraucht wird, kommt bestimmt.

Interessenten an einer ehrenamtlichen Arbeit im Kreisverbindungskommando können sich per Mail an [email protected] wenden. (mz)

Matthias Petrovic
Matthias Petrovic
Klitzsch