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Bauernmarkt in Wittenberg Bauernmarkt in Wittenberg: Bei Premiere Beutelweise eingekauft

Von Karina Blüthgen 02.05.2017, 13:05
Bürstenmacher Michael Matthes bringt seine Ware mit launigen Sprüchen unters Volk.
Bürstenmacher Michael Matthes bringt seine Ware mit launigen Sprüchen unters Volk. Klitzsch

Wittenberg - Die beiden Frauen, Mutter und Tochter, kommen nicht unvorbereitet. Kleine Kisten zum Verpacken der Einkäufe haben sie dabei zum Bauernmarkt. „Wenn man Pflanzen kaufen will, kann man auch gleich etwas mitbringen. Das geht ja sonst nicht mit so kleinen Beuteln“, findet die Ältere der beiden.

Es sollen, wissen sie, auch Gärtnereien auf dem Markt sein, und da das Maiblumenfest dieses Jahr ausfällt, scheint die Gelegenheit günstig. Auch wenn es noch zu kalt ist, um so manche Blume dauerhaft ins Freie zu setzen.

Premiere mit Käse und Senf

Mit dem Spruch „Frisch. Gut. Von hier“ wirbt am Sonnabend der erste Bauernmarkt Wittenbergs vor dem Rathaus. Insgesamt 30 Stände locken mit ihren Angeboten, mit Käse, Wurst und Fleisch, Wild, Fisch und so manchen Spezialitäten. Schafmilchkäse aus dem Fläming wird probiert, ebenso wie Leinöl aus Rahnsdorf und im Familienunternehmen hergestellter Senf aus Elsnigk.

An dem Stand, der vor einigen Jahren auch schon auf dem Seegrehnaer Auenhof seine Freunde gefunden hat, sind gegen Mittag schon einige Sorten ausverkauft, Feigensenf etwa.

„Der Senf geht gut. Wir waren gestern schon auf einem Bauernmarkt“, erklärt Sybille Bieler, Ehefrau von Chef Bernd Rüdiger, die Lücken im Sortiment. „Wir stellen ihn selbst her, auch nicht in Massen. Und Senf braucht auch eine gewisse Zeit, ehe er fertig ist.“ Bei der Premiere des Bauernmarktes in Wittenberg würde sie es ungern belassen.

Zustimmung wurde Sven Koselack von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld, Dessau, Wittenberg mbH, als einer der Mitveranstalter des Bauernmarktes, bereits kurz nach Mittag von mehreren Seiten signalisiert. „Ich denke, für das erste Mal ist es zufriedenstellend. Es ist ein guter regionaler Mix, auch wenn einige Wittenberger abgesagt haben“, so sein Eindruck. Ähnlich wie in Dessau, wo es den Bauernmarkt mit Angeboten aus der Region bereits seit fünf Jahren gibt, könnte es künftig auch zwei solcher Märkte in Wittenberg geben, im Frühjahr und Herbst.

Dieses Jahr wird jedoch kein zweiter Markt wegen des Reformationsjubiläums stattfinden. Dass man es nur probieren könne, meint auch Wittenbergs Landrat Jürgen Dannenberg (Linke). Vor allem beim Frühjahrstermin müsse man künftig aufpassen, „wir wollen uns nicht mit dem Maiblumenfest duellieren“.

„Gern kommen wir wieder“, ist sie mit der Nachfrage recht glücklich. Auch Ralf Donath, Betriebsleiter in den Seydaland Vereinigten Agrarbetrieben, kann sich dem nur anschließen. Der Betrieb setzt auf Direktvermarktung in Sachen Fleisch- und Wurstwaren, Milch und anderem, etwa Sanddorn-Produkten. Der Rohstoff wird auf 125 Hektar selbst angebaut. „Ich bin wirklich vom Kaufverhalten der Kunden heute überrascht. Beutelweise haben sie Wurst weggetragen“, sagt er.

Da haben sicher so manchen Käufer die Probierhäppchen überzeugt, die an etlichen Ständen kredenzt wurden. Oder haben sich bei der Verbraucherzentrale zum Thema „Nährwert-angaben bei Lebensmitteln“ informiert und sich von Direktvermarktern überzeugen lassen. Soweit waren Angela und Klaus-Peter Menzel noch gar nicht vorgedrungen. „Wir sind gerade erst angekommen“, sagen die Apollensdorfer und schauen neugierig in die Runde.

„Wir wollen einfach die Runde drehen, mal sehen, was uns so ins Auge fällt.“ Vielleicht wird es ein Kräutlein für den Garten, auf jeden Fall bleibt daheim die Küche kalt, versichern sie. Ob es Brat- oder Currywurst, Waffeln oder Baumstriezel werden, bleibt ihr Geheimnis.

Was es sonst nicht gibt

Ein Paar aus Kemberg hat sich einen Liköransatz besorgt, es soll eine Geburtstagsgeschenk werden, verraten die beiden. Sie bekunden, gern auf Wochenmärkten einzukaufen, so wie ein Paar aus Seegrehna. Es hält vor allem nach jenen Dingen Ausschau, die es in Supermärkten nicht gibt.

Und werden am Stand von Bürstenmacher Michael Matthes aus Bernburg fündig. Der bringt seine handgefertigten Staubwedel, Rasierpinsel, Besen und Bürsten aller Art mit humorvoll-launigen Sprüchen unters Volk. Bis 1995, erzählt er, war er am Wittenberger Theater. „Noch während meiner Theaterzeit habe ich mit Bürsten angefangen, ich habe bei Deutschlands ältestem Bürstenmacher gelernt.“

Mancher Besucher und Kaufwillige sucht direkt auf dem Marktplatz jedoch vergebens nach Kartoffeln, Kohl, Erdbeeren und natürlich Spargel. Dinge, die eigentlich zu einem Bauernmarkt gehören. Aber zum Glück ist auf die täglichen Markt-Anbieter, nun hinter dem Rathaus, auch am Sonnabend Verlass. (mz)

Bauernmarkt auf dem Wittenberger Marktplatz
Bauernmarkt auf dem Wittenberger Marktplatz
Klitzsch