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Bildung im Landkreis Wittenberg Auf großer Reise - Gräfenhainichener Schüler führen selbst Regie

Interkulturelle Woche am Gräfenhainichener Gymnasium bietet kompetenz-orientiertes Lernen. Schüler gestalten Theaterstücke komplett selbst.

Von Andreas Hübner 22.06.2024, 18:00
Über das Bühnenbild entscheiden die Zehnklässler selbst.
Über das Bühnenbild entscheiden die Zehnklässler selbst. (Foto: Thomas Klitzsch)

Gräfenhainichen/MZ. - Es ist nicht nur eine Reise, auf die die Gäste in der Aula des Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasiums am Donnerstag eingeladen werden. Es sind vier. Zuerst geht es mit dem Flieger in das ferne Vietnam und dort mit dem Bus übers Land. Ein buddhistischer Tempel wird unter anderem besucht und in einem traditionellen Restaurant erfahren die Zuschauer – kaum ein Sitzplatz in der Aula bleibt frei –, dass es in Vietnam grundsätzlich nur warme Speisen gibt, weil die durchschnittliche Körpertemperatur in subtropischen Ländern schlichtweg höher sei.

Der Einfluss der Vorfahren

Im Gespräch mit Bauern geht es um die Reisernte und es wird erklärt, dass der Glaube an Geister und an den Einfluss von Vorfahren in Vietnam stark verbreitet ist. Solche und viele andere Informationen bringen die Akteure auf der Bühne den Zuschauern näher. Verpackt in einem kleinen Bühnenstück, das von den Zehntklässlern in Eigenregie initiiert ist. Die Schüler entscheiden, welches Bühnenbild, welche Kulissen und welche Kostüme verwendet werden.

Auch Togo wird besucht.
Auch Togo wird besucht.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Die Veranstaltung markiert das Ende der interkulturellen Woche des Gymnasiums. Vier Tage lang erfahren die Schüler während des Projektunterrichts im Austausch mit ausländischen Referenten so viel wie möglich über Sitten, Bräuche, Gepflogenheiten und aktuelle Entwicklungen in fernen Ländern.

Die Zuschauer werden auch zu einer Bustour durch Vietnam eingeladen.
Die Zuschauer werden auch zu einer Bustour durch Vietnam eingeladen.
(Foto: Thomas Klitzsch)

„Für die Schüler ist es eine tolle Erfahrung, auf diese Art und Weise Unterricht zu erleben und selbst zu gestalten“, sagt Daniel Rumpold. Er ist Lehrer für Evangelische Religion, Sozialkunde und Geografie und zeigt sich für die Projektwoche hauptverantwortlich. „Es geht dabei um kompetenz-orientiertes Lernen“, sagt er. Schon seit weit mehr als zehn Jahren ist dieses Projekt eines der Höhepunkte zum Schuljahresende des Gräfenhainichener Gymnasiums.

Aus erster Hand

Es kommen immer auch neue Länder vor. Dieses Mal geht es um Vietnam, Senegal, Togo und Argentinien. Die Größe des südamerikanischen Landes erstaunt die Schüler. „Rein theoretisch reicht es von Sylt bis Mekka“, sagt Franziska Ilse Shams von der Evangelischen Akademie in Wittenberg. Sie begleitet den Unterricht als Dolmetscherin für die argentinische Referentin Natalia Arcodia.

Besonders das dort derzeit akute Problem der Hyperinflation wird thematisiert. „Die Leute wissen heute nicht, was Dinge morgen kosten“, berichtet Shams. „Wenn Schüler so etwas aus erster Quelle statt aus Büchern erfahren, ist das viel wirkungsvoller“, sagt Rumpold. Angesichts der momentanen politischen Lage seien solche Berührungspunkte wichtiger denn je. Rumpold: „Alle unsere Referenten, die als Migranten in Deutschland leben, haben auch schon negative Erfahrungen gemacht.“