Alte Meister und neue Fassaden
Schmilkendorf/MZ. - Seine Tochter hat einmal Visitenkarten für ihn angefertigt. "Kunstmaler" steht darauf. Das, sagt Wilfried Hirschfeld, fände er etwas übertrieben. Der Begriff Hobbymaler ist dem Mann aus Schmilkendorf dann doch lieber. Obwohl er das Malen gern zu seinem Beruf gemacht hätte, damals, als er mit der Schule fertig war.
"Aber meine Eltern wollten, dass ich was Anständiges lerne", erzählt er lächelnd. Also ist Wilfried Hirschfeld Schlosser geworden, später Schmied. Die bildende Kunst hat ihn indes ein Leben lang begleitet. Und vielleicht auch ein bisschen gerettet. Denn seit Hirschfeld infolge eines Unfalls im Jahr 1997 seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, hat er viel Zeit. Und die ist ausgefüllt mit seinem Hobby. Seit zehn Jahren schon fertigt er großflächige Bühnenbilder für den Karnevalsverein in Thalheim, zu jeder Session bestellen die Karnevalisten, zu denen auch sein Schwiegersohn zählt, eine neue Dekoration - immer passend zum aktuellen närrischen Thema.
Anfangs hat Hirschfeld die sechs mal drei Meter großen Werke im Garten gemalt und allabendlich sorgfältig mit Folie abgedeckt. Inzwischen teilt er die Arbeit in zwei kleinere Einheiten auf, die später zusammen gefügt werden. Auch die große Figur des St. Florian, die das Schmilkendorfer Feuerwehrhaus schmückt, ist sein Werk. Und in der heimischen Wohnstube hängen Stillleben in Öl, kunstvoll im 360 Grad Panorama mit Landschaften bemalte Vasen dekorieren den Raum. Allerdings muss Ehefrau Ingrid oft darum kämpfen, das ein oder andere Stück für den eigenen Haushalt zu retten. "Was mir besonders gut gefällt, geht meistens weg", gesteht sie lächelnd, "das erste Bild habe ich erst geschenkt bekommen, da waren wir schon 20 Jahre verheiratet". Spitzweg ist ein Maler, der Wilfried Hirschfeld besonders gut gefällt - nicht nur den "armen Poeten" hat er schon nachempfunden, auch viele andere Werke des Künstlers.
Doch egal, ob Hirschfeld nun alte Meister kopiert oder neue Fassaden gestaltet, eines zeichnet die Werke des Autodidakten immer aus. Sie sind Detail getreu, ungeheuer sorgfältig gearbeitet und mit Akkuratesse ausgeführt. Einen "alten Pedanten" schimpft ihn Ingrid Hirschfeld liebevoll. Und der Gatte nimmt es als Kompliment.
Moderne Kunst, Abstraktes gar, liegt ihm ganz und gar nicht - er hat dafür nur das abfällige Wort "Krakelei" übrig. Seine Bildwelt ist exakt ausgepinselt, Vorlagen für seine Motive sammelt der Nichtraucher ordentlich sortiert in einer hübschen hölzernen Zigarrenkiste. Dass Wilfried Hirschfeld sein Hobby nicht zur Profession gemacht hat, bedauert er nicht. "Hier mache ich, was ich will, im Beruf müsste ich." Seine Werke hängen bei Verwandten und Bekannten, Aufträge bekommt er zumeist dadurch, dass jemand ein Bild oder eine Vase in einer Wohnstube entdeckt und sagt: "Oh, so etwas hätte ich auch gerne". Derlei Wünsche erfüllt der Hobbymaler gerne - Motive und Farben ganz nach persönlichen Vorlieben des Interessenten. Und für besondere Menschen denkt er sich auch schon einmal etwas ganz Besonderes aus. Seinem Bruder - im Ort als Kirchenältester aktiv - hat er zum Geburtstag einen Feldstein geschenkt, bemalt mit der Schmilkendorfer Kirche. Und die Freude des Jubilars über das gelungene Präsent, die hat auch Wilfried Hirschfeld glücklich gemacht. Im Übrigen sieht er seine Passion durchaus pragmatisch. "Mir ist nie langweilig."