Abschiedsfeier damals in Düben
Pratau/MZ. - Die Milka-Nährmittelfabrik, so die Chronik des Unternehmens, wurde in Bad Düben im Dezember 1903 neben einer Molkerei gebaut. Das neue Produkt, nämlich Margarine, gab es in Würfeln für den Hausgebrauch oder in Fässern für Großabnehmer. Mit Rollwaren wurde die Ware zum Bahnhof Bad Düben gefahren und mit der Eisenbahn an die Verkaufsorte gebracht.
Schon bald war der Absatz so gestiegen, dass das Werk hätte erweitert werden müssen. Die Dübener Abgeordneten jedoch lehnten dies ab. So sah sich Emil Krüger nach einem anderen Standort um und wählte Pratau. Elbe, Bahnstrecke und ein ausgebautes Straßennetz boten gute Transportmöglichkeiten. Die "Allgemeine Zeitung" in Wittenberg berichtete am 27. Juni 1905 über den Kauf von großen zusammenhängenden Ackerflächen unweit des Bahnhofes Pratau.
Zwei Tage später ließ die Zeitung verlauten, dass dort die "Firma F. E. Krüger in Leipzig, welche dort eine große Anzahl Verkaufsstellen für Rohprodukte besitzt", die Errichtung einer Margarinefabrik plane. In erster Linie hänge die Ausführung "von der günstigen Beschaffung und Ableitung des erforderlichen Wassers ab". Ein Landmesser war beauftragt, die Gefälleverhältnisse festzustellen, Bohrungen nach geeignetem Wasser für das Werk würden bald erfolgen. Die Dübener bedauerten, kaum dass die Pläne bekannt wurden, die Verlegung des Werkes. Produzierte die Fabrik dort täglich bis zu 130 Zentner, sollte die täglich hergestellte Menge in Pratau bis 400 Zentner erhöht werden. Bereits Mitte September wurden die Pläne für den Anschluss des geplanten Nährmittel-Werkes an die Telegraphenlinie ausgelegt.
Wann genau das Werk in Pratau in Betrieb ging, ist nicht übermittelt. Geplant war Oktober, die Chronik gibt den November an. Kurz vor Weihnachten 1905, so das Wittenberger Tageblatt, wurde die Arbeit in Düben eingestellt und es heißt, dass die Nährmittelfabrik "Milka" "in den neuerbauten Gebäuden zu Pratau bei Wittenberg den Betrieb eröffnet hat". Aus Anlass des Umzuges wurde in Bad Düben eine Abschiedsfeier für Beamte und Arbeiter der Fabrik gegeben, mit Festessen und Tanz. Die neue Fabrik in Pratau, schreibt das Blatt, produziere bereits "täglich 180 Zentner der allgemein beliebten Fabrikate".