Abfischen Abfischen: Karpfen aus Schwanenteich geangelt

Bad Schmiedeberg/MZ - Richtig begeistert schaute Peter Schöppl gerade nicht auf den frisch geschlachteten Karpfen. „Zuschauen ist eigentlich nichts für mich. Allein schon der Geruch“, mochte sich der Hallenser fast wegdrehen. Allein die Neugier hielt ihn am Sonnabend doch am Schwanenteich in Bad Schmiedeberg. „Ob ich Fisch esse? Gern sogar. Am liebsten gebacken“, fing er andererseits an zu schwärmen. Und war mit dem Schauspiel vor sich versöhnt.
Kurgäste helfen mit
Der Anglerverein Bad Schmiedeberg hatte die Netze ausgelegt, um den von Kurgästen wie einheimischen gern umrundeten Teich an der Kurpromenade abzufischen. Es geht um die Karpfen, die hier übers Jahr prächtig gedeihen. „Wir müssen nicht füttern. Das übernehmen die Kurgäste“, erzählte Lars Honecker, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Seit etwa fünf Jahren bewirtschaftet der Verein den Teich, der zuvor etliche Jahre sich selbst überlassen geblieben war. Dadurch hatten sich die Giebel, eine Weißfisch-Art, sehr vermehrt.
Inzwischen sind die Giebel sehr viel weniger, der durch sie verbreitete Fischgeruch ist es auch. Im Frühjahr wird der Schwanenteich durch die Angler mit jungen Fischen besetzt. Karpfen mittlerer Größe werden im Herbst abgefischt. „Die kommen in unsere Teiche für Gastangler“, erklärte Honecker. „Die Goldfische und auch die großen Karpfen kommen wieder zurück, als Show für die Kurgäste“, fügte er hinzu. Der dickste Brocken am Sonnabend war 82 Zentimeter lang und brachte über achteinhalb Kilogramm auf die Waage.
Ein kräftiger Schlag hinter den Kopf, ein Stich und auf Wunsch auch ausgenommen: Ein älteres Ehepaar aus Bad Schmiedeberg ließ sich einen der Karpfen gleich vor Ort schlachten. „Frischer kriegt man ihn nicht“, meinten beide. Am Stand mit Räucherfisch sollte es auch gleich noch etwas Forelle sein. „Wir essen jeden Tag Fisch“, so die beiden, bevor sie entschwanden. Die sechsjährige Alina hingegen mochte, nachdem sie beim Schlachten des Fisches zugesehen hatte, doch lieber eine Bratwurst essen. „Wir wollten heute einfach mal zuschauen, wir sehen es ja zum ersten Mal“, sagte Alinas Großmutter Heike König. Obwohl sie gern Fisch essen, konnten sie sich zum Kauf nicht durchringen.
Zeit zum Aufräumen
Nur noch halb so tief wie sonst war der Teich zum Abfischen. Genug, damit die Männer in ihren Wathosen das Netz auslegen und störendes Holz entfernen konnten. Im kommenden Jahr soll eventuell das Wasser weiter abgelassen werden, um auch Steine und ähnliches zu entfernen. „Im vorigen Jahr haben wir ein Fahrrad gefunden. Und eine Brille, die einer Frau am Steg runtergefallen war. Sie hat sie wiederbekommen“, erzählte Lars Honecker. Fast 30 Männer und Frauen waren bei dem mitten in der Kurstadt ungewohnten Spektakel am Teich zugange. An der Promenade gab es nicht nur Räucherfisch und Steaks, sondern auch Kuchen und Waffeln. Die Einnahmen brauchen die Anglerfreunde, um an ihrem Vereinshaus voran zu kommen (siehe „Einnahmen fließen...“).
Rund 300 Karpfen hat der Verein letztlich umsetzen können, knapp 30 wurden vor Ort geschlachtet. Damit mochte sich der vierjährige Ian als jüngstes Vereinsmitglied noch nicht beschäftigen. Er genoss seine Waffel und schaute, was die Großen machten. „Er hat auch schon geangelt“, verriet Vater Michael Richter. Er weiß: „Wenn man einmal drin ist, bleibt man dabei.“