Abfischen am Großen Lausiger Teich Abfischen am Großen Lausiger Teich: Flotte Hechte und andere Köstlichkeiten

PRETZSCH - „Hätte ich nicht gesehen, dass er ihn wirklich mit dem Messer gestochen hat, könnte ich denken, er lebt noch.“ Andreas Kittel greift ein ums andere Mal nach der Plastetüte, in der ein geschlachteter Hecht ist. Denn immer wieder gerät der Fisch ins Zucken, springt die Tüte förmlich fast eine Armlänge weiter. Gemeinsam mit Susan Günther genießt der Weißenfelser die Atmosphäre am Großen Lausiger Teich und stillt den Hunger mit einer Bratwurst. Die Tochter sei in Patzschwig in den Reiterferien, da lag der Besuch des Abfischens nahe, erzählen sie. Und schwärmen vom frisch geräucherten Aal. „Der war jetzt leider schon alle.“
Schnappschüsse gemacht
Traditionell am letzten Sonnabend im Oktober macht Fischerei-Ingenieur Jörg Flemmig am Großen Lausiger Teich mit vielen freiwilligen Helfern seinen großen Fischzug. Am Vormittag ist der Andrang der Zuschauer groß. Jeder will sie sehen, die großen Karpfen, Hechte und Welse, die die Männer aus dem Netz holen. Ein Wels ist über einen Meter lang, da werden natürlich Schnappschüsse gemacht. Die Kinder suchen Muscheln oder kleine Fische.
„Iih, ich bin keine Fischtante“, ruft Josephine, als ihr die ein Jahr jüngere Schwester ein winziges Fischlein in die Hand legen will. Jamie ist vier und hat keine Angst vor Fischen. Mutig streichelt sie das Tier, das ihr Vater Sascha Krieg aus einem der Bottiche gefischt hat. Die Familie ist aus Berlin gekommen, die Großeltern der Mädchen wohnen in Moschwig. „Vor zwei Jahren waren wir am Kurteich beim Abfischen dabei“, erzählt der Vater, während die Kinder neugierig schauen, wie so ein Karpfen den Besitzer wechselt.
Von den Karpfen hätte der Priesitzer Jörg Flemmig gern mehr aus dem Wasser geholt. Gegen 14 Uhr steht kaum noch Wasser in den Gräben dicht am Wehr, der Einsatz von Netz und Boot lohnt nicht mehr. Die Männer fischen die Karpfen einzeln aus dem Grund. „Wir sind so gut wie fertig“, sagt Flemmig, da ist es 14 Uhr. Das Ergebnis? „Vielleicht drei Tonnen Fisch. Es fehlt an Besatz“, gibt sich der Chef gewohnt wortkarg in dieser Hinsicht. 20 Tonnen, murmelt einer der Männer, wäre ein ordentliches Ergebnis gewesen. Dass die geschützten Kormorane regelmäßig seit Jahren die Teiche ringsherum mit dem Besatzfisch plündern, ist ein offenes Geheimnis.
Mit der Zahl der Besucher scheint Jörg Flemmig zufrieden zu sein. „Es war guter Durchschnitt, wir haben oben gut verkauft“, zeigt er auf den Tisch mit dem Frischfisch und den Räucherstand. „Was mich ein bisschen stört: Wir haben kaum Möglichkeiten, die Leute länger hier zu halten“, sagt er. Tatsächlich ist die Schar der Besucher gegen 15 Uhr recht übersichtlich.
Vormittags viel Trubel
Am Stand mit den geräucherten Forellen kommen um diese Zeit die letzten aus dem Ofen. Halb zehn sei der Trubel richtig losgegangen, erklärt Hartmut Okon. Gemeinsam mit Gudrun Schwederski hilft er an diesem einen Tag in seiner Freizeit, den Räucherfisch unters Volk zu bringen, das geduldig wartet. Bis Mittag war auch auf dem kleinen Markt am Eingang ordentlich etwas los. Erhard Höppner vom Landhaus Krina, der Reh und Hirsch anbietet, konnte die Wildknacker gar nicht so schnell heiß machen. „Jetzt ist es ruhig“, schaut der Mann nach Kundschaft aus.
Wilfried Köhli aus Bad Schmiedeberg hat seinen Einkauf schon gepackt, neben Quarkkräppelchen für den Nachmittag hat er geräucherte Forelle gekauft. „Ich esse gern Fisch in jeglicher Couleur.“ Und zählt auf: „Kochfisch, Bratfisch, Dosenfisch“. Er lacht. „Lieber Fisch als Fleisch.“ Zweieinhalb Stunden hat er es mit Freunden aus Reinharz ausgehalten, dann geht es heim. „Ich bin eigentlich jedes Jahr hier. Hier trifft man Leute, die man lange nicht gesehen hat.“ (mz)