Umdenken durch Lockdown Zweiter Lockdown für Gastronomie: Gastronomen in Weißenfels setzen auf leckeres zum Mitnehmen

Weissenfels - Das Mittagsgeschäft hat im Restaurant „Schnitzelschmiede“ in der Zeitzer Straße in Weißenfels begonnen. Tische und Stühle stehen verwaist, das Licht im Gastraum ist ausgeschaltet - und trotzdem haben die Mitarbeiter ordentlich zu tun. Mehrere Styroporboxen stehen bereit und immer wieder kommen Menschen vorbei, bezahlen und nehmen die Boxen mit.
Essen zum Mitnehmen einzige Möglichkeit für Gastronomen Kundschaft zu bedienen
An diesem Tag ist auch der Inhaber des Restaurants, Christian Heiland, da und packt mit an. „Es läuft ganz gut“, sagt er und meint den Abhol- und Lieferservice, den er und sein Team anbieten. Das ist seit Anfang voriger Woche wegen der von der Bundesregierung angeordneten Schließung von Gastronomiebetrieben zur Eindämmung der Corona-Infektionen wieder die einzige Möglichkeit für die Betreiber, ihre Kundschaft zu bedienen.
Wie Christian Heiland sagt, könne die Menge an Mahlzeiten, die täglich bestellt werde, nicht pauschal beziffert werden. „Es kann einen Tag geben, an dem nur eine Bestellung eingeht oder es gibt Tage, da sind es 20 Gerichte, die gewünscht werden“, sagt er. So sei jeder Tag eine Überraschung. Schon während des ersten Corona-Lockdowns im März entschied er sich für dieses Außer-Haus-Angebot und als es wieder erlaubt war, die Restaurants zu öffnen, behielt er diesen Service bei.
Restaurants „Altes Brauhaus“ bietet Menü für Abholung an
„Wir mussten eben umdenken und raus zu unseren Gästen“, sagt der Unternehmer. Zusätzlich ließ er dieser Tage aber noch ein großes Plakat über dem Eingang des Restaurants anbringen, auf dem auf das Angebot hingewiesen wird. Das und den neuen durchgehenden Service seit März, so schätzt er ein, war auch der ausschlaggebende Punkt, dass es bisher auch im zweiten Lockdown ganz gut läuft. Es werde die komplette Speisekarte angeboten und es würden auch kurzfristige Bestellungen entgegengenommen.
Andreas Heidrich wird am Freitag seinen ersten Außer-Haus-Service anbieten und der Betreiber des Restaurants „Altes Brauhaus“ in der Fischgasse in Weißenfels ist schon sehr gespannt, wie es angenommen wird. Erste Bestellungen seien schon eingegangen, freut er sich. Im Gegensatz zur „Schnitzelschmiede“ biete er nicht die Gerichte seiner Karte, sondern ein Menü an, dessen Posten aber auch einzeln bestellt werden können.
„Zur Zeit geschlossen auf Anordnung“
Zwei Variationen - eines mit Gans, eines mit Huhn - bereite er zu. Dazu können Vor- und Nachspeisen bestellt werden. Er beschränke sich erst einmal auf dieses Angebot, nicht zuletzt, weil er so auch mit dem Wareneinsatz, also mit dem Kauf der Lebensmittel, besser kalkulieren könne, sagt er. Er hofft, in der Weihnachtszeit wieder öffnen zu können und überlegt darüber hinaus, einen weiteren Service anzubieten, bei dem er vorgegarte Gänsebraten mit Beilagen anbiete, die er dann mit einer einfachen Kochanleitung und zum Abholen verkaufe.
Denn es sei nach wie vor unklar, wie viele Gäste er wegen der dann sicherlich noch bestehenden Einschränkungen bewirten könne. Die Türen des Restaurants „Kim“ und die der Gaststätte „Alte Fischerei“ hingegen sind zu. „Zur Zeit geschlossen auf Anordnung“, heißt es auf einem Schreiben am Eingang der „Alten Fischerei“ und ein mit Textmarker aufgemaltes trauriges Gesicht spiegelt die Stimmung, die dieser Tage sicherlich bei vielen Gastronomen dominiert.
Abholung oder Lieferung möglich
Uwe Kreide gibt nicht auf. Er hatte erst im Juni die Gaststätte „Erholung“ in der gleichnamigen Gartenanlage im Weißenfelser Stadtteil West übernommen und obwohl die Corona-Krise auch ihn dazu zwang, Mindestabstände zwischen den Tischen einzuhalten, lief es richtig gut an. Jetzt sei es eher ruhig, aber er sei trotz der Zwangsschließung täglich im Lokal und er halte weiterhin seine komplette Speisekarte aufrecht.
Sobald es eine Bestellung gebe, stelle er sich an den Herd und bereite sie zu. Wurstsuppe mit Nudeln gehe recht gut und selbstverständlich bereite er auch die anderen Speisen wie beispielsweise das Bauernfrühstück oder Boulette, Schnitzel und Leberkäse mit ihren unterschiedlichen Beilagen frisch zu. Die Gerichte könnten bei ihm abgeholt werden, oder er liefere sie direkt bis an die Haustür, sagt er.
Stammkunden halten den Gastronomen in Weißenfels die Treuer
Ein gutes Resümee gibt Nicole Münzner, die gemeinsam mit ihrer Schwester das Hotel und Restaurant „Schöne Aussicht“ bei Leißling betreibt. „Unsere Stammkunden sind es, die uns die Treue halten und uns somit sehr viel zurückgeben“, sagt sie. Eigentlich hätte in diesem Monat das Martinsgansessen begonnen - eine Tradition bereits seit 26 Jahren.
Dabei hätten ganze Familien kommen und zuschauen können, wie an ihrem Tisch die Gans eindrucksvoll tranchiert worden wäre. Nun bieten sie Gänseportionen mit Beilagen außer Haus für die Familien an - den Leißlinger Gänseteller, wie Nicole Münzner sagt. „Das, was zu Hause viel Arbeit macht, wollen wir den Kunden abnehmen“, sagt sie abschließend. (mz)