Weißenfels Weißenfels: Süße Lok macht Dampf
WEISSENFELS/MZ. - Volker Gründel müssen Donnerstagmittag ordentlich die Ohren geklingelt haben. Während der Händler aus Bayern auf dem Weihnachtsmarkt im fernen Regensburg gebrannte Mandeln, Glühwein und andere Leckereien an den Mann oder die Frau brachte, nahm Mitarbeiterin Inge Herzog in Weißenfels die Urkunde für die schönste Markthütte von Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) entgegen.
"Das ist nun schon der sechste Sieg für Gründels Knusperhaus", erklärt die Verkäuferin stolz. Inge Herzog aus Weißenfels muss es wissen, denn die gebürtige Hohenmölsenerin ist von Anfang an dabei. "Seit 1990 stehe ich schon im bayerischen Knusperhaus - jedes Jahr freue ich mich auf die Weihnachtsmarktzeit", plaudert die 58-jährige gelernte Schuharbeiterin, während sie abwechselnd Schokoäpfel über den Ladentisch reicht und Kunden mit kandierten Trauben- und Bananen-Spießen versorgt.
Nach dem Urteil der Mitarbeiter in der Abteilung Citymanagement der Stadtverwaltung Weißenfels schmücken Gründels jedes Jahr ihr Knusperhaus besonders liebevoll mit Tannengrün, damit es auch weihnachtlich und einladend aussieht, ist von Citymanager Roland Kähler zu hören. "Es gibt tatsächlich Stände, da erinnern weder Lichterketten noch Kugeln, Glocken oder grüne Zweige an Advent", bedauert er achselzuckend. Nicht nur eine Urkunde hat der Sieger zur Erinnerung an den Weihnachtsmarkt 2011 erhalten, sondern die Stadt erlässt dem Handel- und Gewerbetreibenden im nächsten Jahr neun Tage lang die Standgebühren. "Das sind im konkreten Falle mehr als 400 Euro bei Volker Gründel, weil die Gebühren nach der Größe der Markthütte berechnet werden", sagt Kähler.
Petra Hesselbarths grüne Lokomotive, aus der Düfte von Punsch, ofenfrischen Waffeln und Mandeln nach altem Hausrezept die Nasen kitzeln, wird als zweitschönster Marktstand gekürt. Die Händlerin aus Leipzig, die außerdem nebenan eine Schmalzbäckerei in einer Windmühle betreibt, spart beim nächsten Mal Standgebühren für sechs Tage. "Die Ehrung macht mich stolz", sagt die Frau aus Sachsen. "Ich komme immer wieder sehr gerne nach Weißenfels, weil die Leute nett sind. Jedenfalls sind nur die Netten auf dem Markt unterwegs", fügt sie lachend hinzu. Sie habe viele Stammkunden, die frisch gebackene Kräppelchen mögen", plaudert sie. Mit der Lok sei die 54-jährige Schaustellerin das erste Mal hier. Schwiegersohn Maik Hadlok hat sie gebaut.
"Schausteller müssen alles können - backen, bauen, tüfteln, improvisieren - einfach Ideen haben, machen, tun und von Volksfest zu Volksfest, von Markt zu Markt fast das ganze Jahr über freundlich sein", erklärt der junge Mann mit einem verschmitzten Lächeln. Während Petra Hesselbarth seit Jahren schon auf dem Weißenfelser Weihnachtsmarkt steht, vorher unter anderem in Annaberg im Erzgebirge und in Eisleben in Sachsen-Anhalt halt macht, halten ihre beiden Töchter - 30 und 31 Jahre alt - im Dezember die Stellung in Leipzig und Stralsund. "Weihnachten treffen wir uns dann alle samt Schwieger- und Enkelkinder bei mir in Leipzig zum traditionellen Essen bei Pute, Rotkohl und grünen Klößen", verrät die Mutter und freut sich auf ein paar ruhige Tage zum Ausspannen.
Auch am Stand beim Weißenfelser Bäcker und Konditor Thomas Bobolowski gratuliert Oberbürgermeister Risch mit einer Urkunde - für den dritten Platz. Der Chef selbst ist nicht vor Ort, für ihn nimmt Annelie Henning die Anerkennung entgegen, die mit drei Tagen Standgebühren-Erlass für das Weihnachtsmarkt-Jahr 2012 verbunden ist. "Der Meister wird sich über eine solche Auszeichnung freuen, da bin ich mir sicher", meint die langjährige Mitarbeiterin der Bäckerei.