Weißenfels Weißenfels: Eine Stadt voller Hindernisse
Weissenfels/MZ. - Schüler der Ökowegschule in Weißenfels haben derartige Stellen aufgespürt. Das Ergebnis ist die 22 eingerahmte Fotos umfassende Wanderausstellung "Jede Barriere ist eine zu viel", die Problemstellen in der Stadt aufzeigt. Diese Kollektion übergaben die Schüler vor kurzem in der Ökowegschule an Vertreter der Initiatoren des Projekts, den Internationalen Bund, den Burgenlandkreis und das Bündnis "Inklusion - Chancengleichheit und Vielfalt".
Die Fotos zeigen Stellen, die für körperlich Behinderte ein Problem darstellen und an denen Schüler, Behinderte darstellend, Szenen selbst nachgestellt haben. Entstanden sind die Bilder im Rahmen der Wahlpflichtkurse "Soziale Kontakte" der Klassen 7 bis 10, wie Ines Kunz erklärt. Sie ist neben Uta Fritzsch eine der beiden Lehrer, die die Kurse leiten. Sie fügt hinzu: "Bei der Suche nach Problemstellen hat der Behindertenrat der Stadt geholfen", ansonsten seien die Schüler selbstständig gewesen.
"In der Stadt war es schon sehr extrem", sagt Jasmine Grünewald aus der 10b. "Der Busbahnhof ist für die Behinderten nicht praktisch. Der Bahnhof ist genauso schlimm." Am Busbahnhof bemängelt sie den schlechten Wetterschutz und die Banklehnen. Diese seien zu weit hinten, was Blinde nicht sehen, weshalb sie Probleme beim Anlehnen haben. Nach Jasmines Beobachtung halten die Busse auch gar nicht an den Fußbodengravuren für Blinde, die zeigen, wo sie einsteigen können. Das sei ja noch leicht zu beheben. Bei den anderen Sachen zweifelt sie, da alles erst neu gemacht worden ist. Elisa Bernecker aus der 9a war mit ihrem Kurs im Heimatnaturgarten. Hier seien Schilder, die die Tiere beschreiben, für Rollstuhlfahrer ungünstig angebracht, um sie lesen zu können. Und Regenrinnen, die sich quer über die Wege ziehen, werden ihnen zum Verhängnis. Mit dem Rad "rutscht man schnell rein, aber kommt nicht von allein raus", schildert sie das Problem.
Das Projekt war für die Schüler eine bleibende Erfahrung. "Wenn man nicht selbst behindert ist, merkt man das alles gar nicht", so Elisa. "Man geht auf jeden Fall mit anderen Augen durch die Stadt." Ebenfalls sensibilisiert wurde Dirk Bunda. Der selbstständige Mediendesigner aus Hohenmölsen übernahm im Projekt den Part des Fotografen. "So habe ich vorher meine Umwelt nicht wahrgenommen", sagt er. Vom Engagement der Schüler war er überrascht: "Das habe ich eigentlich nicht erwartet, wie gut die Mitarbeit der Schüler war." Die Schüler haben viele Stellen selbst gesucht, ihre Meinung eingebracht, Bilder ausgewählt und ihnen Titel gegeben.
Die Initiatoren zeigten sich beeindruckt. Behindertenbeauftragte Ines Prassler, die die Bilder in Vertretung des Burgenlandkreises entgegennahm, lobte die Schüler: "Ihr seid auf Dinge gekommen, auf die die Stadtverwaltung nicht gekommen ist". Zu sehen sein wird die Ausstellung als erstes im Landratsamt Merseburg. Die Eröffnung ist für den 16. Januar 2012 geplant.