Weißenfels Weißenfels: Aus Lebensträumen werden Lebensräume für Behinderte
WEISSENFELS/MZ. - Groß und bunt wie der Regenbogenfisch im tiefen Ozean, von dem Kinder als Akteure des gleichnamigen Musicals auf der Bühne des Weißenfelser Kulturhauses erzählten und sangen, war die Runde der Geburtstagsgäste zum 20-jährigen Jubiläum der gemeinnützigen GmbH Integra Weißenfelser Land. Ein apartes Schokoladenmädchen, ein putzmunterer Fischeschwarm, den pfiffige Steppkes originell kostümiert mimten, und echte Rocker überraschten am Freitagabend mit einem herzerfrischenden Programm.
Dirk Rockstroh, Heidemarie Ortmann und Michael Jäschke aus einer der beiden Behinderten-Werkstätten hatten ihren besonderen Auftritt und ließen Gänsehautstimmung aufkommen. Zusammen mit der City Rock Band gaben sie Musik der Rolling Stones zum Besten, während Abiturienten, einst Integra-Kindergartenkinder, an Hits von Heinz Rudolf Kunze erinnerten.
Mit beeindruckenden Bildern begaben sich Mitarbeiter und Ehemalige mit Partnern der ersten Stunde aus dem niedersächsischen Vechta sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft der Region auf eine wechselvolle Zeitreise. Während Integra-Geschäftsführer Ralf Müller die vergangenen zwei Jahrzehnte Revue passieren ließ, übernahm Sozialpädagoge Peter Wahren die Moderation. Immer wieder wurde in der lebendigen Dokumentation deutlich: Es wurde gebaut, saniert, modernisiert und - erweitert. Der Bedarf nach Arbeit und Wohnen behinderter Menschen stieg. Waren es im Jahr 1992 noch 120 Frauen und Männer mit Handicaps, so betreut die Integra heute mehr als 400 Behinderte in den unterschiedlichsten Einrichtungen, von denen die Werkstatt am Leißlinger Frauenholz am 13. Juni 1996 mit Abteilungen von der Landschaftspflege bis zur Wäscherei in Betrieb ging.
Noch rasanter zeichnete sich die Entwicklung der zu betreuenden behinderten und nichtbehinderten Kinder ab. Der Bedarf stieg um das 17-Fache, bilanzierte Ralf Müller, so dass heute 800 Mädchen und Jungen die Kindertagesstätten der Integra besuchen. Von Anfang an habe der Schwerpunkt auf Integration gelegen - und nicht wie es heute noch in den Partnereinrichtungen im altbundesdeutschen Vechta der Fall ist - auf Sonderkindergärten für Behinderte. Weißenfels sei auf diesem Gebiet "eine ganze Ecke weiter", lasse aus Lebensträumen Lebensräume werden, bekräftigten die Gäste aus Niedersachsen.
"Wir haben das Spektrum ständig erweitert und schreiben weiter an unserer Erfolgsgeschichte, für die Menschen wie Rolf Gostynowier und Rudolf Schniebel den Grundstein gelegt haben", so Integra-Chef Müller. Bevor er zum gemütlichen Teil kam und die Gästeschar ans Büfett sowie zum Tanz einlud, verwies er auf die beiden neuesten Vorhaben, die als Kinder-Eltern-Zentrum in der Weißenfelser Neustadt und als Stätte des Wohnens und Arbeitens an der Promenade Gestalt annehmen.