Von Weißenfels nach Nellschütz Von Weißenfels nach Nellschütz: 200 Teilnehmer bei Silvesterradtour

Weißenfels - Herzhaft wird am Donnerstag in Hunderte Schmalzstullen gebissen. Es ist der letzte Tag im Jahr und soeben sind mehr als 200 Radler und Läufer auf dem Hof der Familie Kitze in Nellschütz eingetroffen. Er ist das Ziel der nunmehr 20. Silvesterradtour, veranstaltet vom Unternehmen Zweiradriese, dem Gasthof Stadt Weißenfels und dem Radsportverein White Rock. Hinter den Sportlern liegen bewegungsreiche Stunden. Die Läufer haben vom Marktplatz in Weißenfels aus zehn Kilometer, und die Radler 30 Kilometer hinter sich gebracht. Es gibt aber auch die Möglichkeit, kürzere Strecken zu wählen. Dabeisein ist alles. Die Sportler genießen anschließend die frische Luft unter der strahlenden Wintersonne auf dem großen Hof. Sie haben es geschafft.
Für die gastgebende Familie ist das geschäftige Treiben aber noch nicht vorbei. Immer wieder schneiden Edith Kitze und Elvira Pocher, die Mutter ihrer Schwiegertochter Annett Kitze, Brot in Scheiben. Zügig verteilen die beiden Seniorinnen anschließend das Schmalz auf der Oberfläche. Das stammt von vielen Weihnachtsgänsen. Die hat Walter Viereckl, Seniorchef vom Gasthof Stadt Weißenfels, an den Festtagen zubereitet. Das ausgelassene Schmalz hat der Mann anschließend mit Äpfeln, Zwiebeln und Leberstückchen verfeinert. Er ist übrigens einer der Gründer der sportlichen Aktion. An den Beginn kann sich der 75-Jährige noch gut erinnern.
Die Idee war vor zwei Jahrzehnten, einfach den letzten Tag im Jahr sportlich zu gestalten. Mit drei weiteren Radlern ging die Tour durch die Region. Im Gepäck hatten sie Erbsensuppe und Glühwein. Die Speisen wurden unterwegs ganz unkompliziert erwärmt und das gefiel allen. Im Jahr darauf kamen schon etwa 40 Teilnehmer. Allerdings machte ihnen das Wetter zu schaffen. „Es herrschten minus 16 Grad, da bekamen wir das Essen und die Getränke kaum warm“, blickt Walter Viereckl schmunzelnd zurück. Das sollte nicht noch einmal passieren. Edith und Helmut Kitze und der Rest der auf dem Hof lebenden Familie erklärten sich bereit, die Sportler zu empfangen. Seitdem beginnt für sie der 31. Dezember in jedem Jahr früh. Unzählige Liter wärmender Getränke werden erhitzt, ebenso die deftige Erbsensuppe. Außerdem werden viele Bleche voller Schmalzstullen vorbereitet.
Immer wieder wird an diesem Vormittag Nachschub gebraucht. Edith Kitze mit ihren 78 Jahren ist konzentriert bei der Sache. „Das macht Spaß und es ist ja auch nur einmal im Jahr“, sagt sie rüstige Frau.
„Das ist eine Tradition und sie wird sehr anerkannt“, fügt die 69-jährige Elvira Pocher hinzu. Sie freue sich in jedem Jahr darauf, diese vielen Menschen begrüßen zu können. Einer davon ist Andreas Hoffs. Der Mann hat zum ersten Mal an der Tour teilgenommen. Es hat ihm richtig gut gefallen. „Es sind die Fitness und die Gemeinsamkeit“, nennt er zwei Argumente, mitzulaufen. Falls er es zeitlich einrichten könne, wolle er im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein, kündigt der 60-Jährige Marathon- und Triathlonsportler aus Lösau bei Lützen an.
Viola Heidacher gehört mit ihren neun Jahren zu den jüngeren Teilnehmer. Begeistert ist das Mädchen aus Granschütz bei der Sache. Seit vier Jahren ist sie nun schon dabei. Die ersten beiden Male nahm sie mit den Rad teil. Nun ist Viola Heidacher das zweite Mal eine kurze Strecke mitgelaufen. Auf dem Hof der Familie Kitze kennt sie praktisch schon jeden Winkel. Sie schaut bei den Hühnern und den Schafen nach, ob sich dort etwas verändert hat. Erst dann kommt sie zur Ruhe. „Das Mitmachen macht mir großen Spaß, auch weil ich viele andere Menschen dadurch kennenlerne“, sagt das aufgeweckte Mädchen.
Es wird Mittag und langsam leert sich der Hof. Mittlerweile tragen Edith Kitze, Elvira Pocher und ihre Tochter Annett Kitze die nun leeren Behältnisse ins Haus zurück. Auch Annett Kitze genießt das große Aufgebot in jedem Jahr. Dass das Arbeit macht, stört niemanden. „Wir sind eine große Familie und da packen alle mit an“, sagt sie augenzwinkernd und wirbelt weiter. (mz)


