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Volkssolidarität in Weißenfels Volkssolidarität in Weißenfels: Lieselotte Schmidt ist unermüdlich auf Achse

Von klaus-dieter kunick 23.10.2015, 19:50
Sie engagieren sich seit Jahren in der Volkssolidarität: Lieselotte Schmidt und Wolfgang Pätzold aus der Saalestadt. Sie besprechen bei dieser Zusammenkunft unter anderem die nächste Veranstaltung.
Sie engagieren sich seit Jahren in der Volkssolidarität: Lieselotte Schmidt und Wolfgang Pätzold aus der Saalestadt. Sie besprechen bei dieser Zusammenkunft unter anderem die nächste Veranstaltung. michael thomaé Lizenz

weissenfels - Lieselotte Schmidt hat die Auszeichnung verdient - Wolfgang Pätzold ist sich vollkommen sicher. Die 89-Jährige aus Weißenfels hat sich viele Jahre in der Volkssolidarität engagiert. „Ihre Leistung kann man nicht hoch genug einschätzen“, sagt der Vorsitzende des Regionalverbandes Elster-Saale-Unstrut. Dabei war einst gar nicht abzusehen, dass die Seniorin im größten ostdeutschen Sozial- und Wohlfahrtsverband mitmischt.

Als Kassiererin unterwegs

Es war wie so oft dem Zufall geschuldet, dass eine ältere Frau, die ihrer Mutter das Essen nach Hause brachte, sie ansprach, ob sie nicht Mitglied werden wolle. Diese Begebenheit spielte sich in den 1960er Jahren ab. Seit der Zeit ist das Leben der Weißenfelserin, die 1926 im thüringischen Arnstadt geboren wurde, untrennbar mit der Volkssolidarität verbunden. Anfangs war sie als Kassiererin unterwegs. Bei Wind und Wetter stapfte sie los, um in zahlreichen Haushalten den Mitgliedsbeitrag von damals 50 Pfennig abzukassieren. Nach der Wende wurden es zwar weniger Beiträge, die sie einholte, doch noch bis in das vergangene Jahr hinein war Lieselotte Schmidt deswegen tätig. „Es war ein ganz schön großes Gebiet und betraf unsere Siedlung sowie den Klemmberg“, erinnert sich Lieselotte Schmidt, die nach der Volksschule den Beruf einer Verkäuferin erlernte und 1947 heiratete. Ihre berufliche Mission: Schuhe an den Mann bringen - Pardon, natürlich auch an die Frau sowie an die Kinder.

Erste Busfahrt in den Westen

Einige Jahre später, die 1980er Jahre waren gerade angebrochen, übernahm Lieselotte Schmidt dann gar eine Gruppe, der gut 80 Mitglieder angehörten. „Wir haben regelmäßig Veranstaltungen mit Musik organisiert, es wurde getanzt und es gab Kaffee und Kuchen“, berichtet sie. Und vergessen kann sie auch nicht die erste Fahrt mit dem Bus nach der Wende in den Westen. Das Neue zu erleben, sei schon spannend gewesen. Noch heute findet sie sich bei den Gruppenzusammenkünften ein. Vorausgesetzt, schränkt sie ein, es gehe ihr gesundheitlich gut. „Die Tagesform entscheidet“, fügt sie hinzu. Doch selbstverständlich wurde nicht bloß gereist - bei den kranken Mitgliedern kam es äußerst gut an, wenn Lieselotte Schmidt sie zu Hause besuchte. „Das hat den Frauen und Männern, die das betraf, gefallen. Sie haben sich gefreut, dass jemand an sie denkt“, erzählt die Seniorin. Nicht bloß zu den Weihnachtsfeiertagen sei es wichtig, den Kranken das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht vergessen sind.

Bei all dem Engagement hat die Weißenfelserin ihren Humor nicht verloren. In der Familie habe es einmal einen Graupapagei namens Rocco gegeben. Denkt Lieselotte Schmidt an den, kommt sie nicht umhin eine lustige Geschichte zu erzählen: Rocco sei sehr gelehrig gewesen. Und so habe er am Morgen oftmals im gut verständlichen papageiendeutsch „Guten Morgen Frau Schmidt“ gerufen. Was natürlich zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Wie der Graupapagei dazu kam, sei ihr bis heute ein Rätsel.

Kein Buch mit sieben Siegeln ist jedoch die ehrenamtliche Arbeit in der Volkssolidarität, die habe ihr stets viel bedeutet, ergänzt Lieselotte Schmidt, die nach der Geburt ihrer Jungen Bernd und Axel zunächst in der Schuhfabrik „Banner“ in Weißenfels arbeitete, dann viele Jahre im Schichtsystem in der Produktion der Brauerei.

Für all ihre Bemühungen wird die 89-Jährige nun ausgezeichnet: Am 3. November sind alle Weißenfelser Mitglieder aus den Ortsgruppen ab 85 Jahre und älter in den Wohnpark „Am Töpferdamm“ um 14.30 Uhr zum gemütlichen Treff eingeladen. Dort wird Lieselotte Schmidt die Ehrennadel der Volkssolidarität überreicht. (mz)