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Therapie fürs Herz Therapie fürs Herz: Weißenfelser Reha-Sportverein trainiert Herzkranke

Von Meike Ruppe-Schmidt 01.05.2019, 13:00
„Herzpatienten leben länger, wenn sie Sport machen“, sagt der Weißenfelser Kardiologe Burcin Özüyaman.
„Herzpatienten leben länger, wenn sie Sport machen“, sagt der Weißenfelser Kardiologe Burcin Özüyaman. Peter Lisker

Weissenfels - Wieder fit werden nach einem Herzinfarkt - diese Möglichkeit haben Betroffene durch gezielten Herzsport. Doch Angebote dafür sind rar in Weißenfels. Der Grund: „Herzsport darf nur in Anwesenheit eines zertifizierten Arztes stattfinden“, erklärt Dr. Burcin Özüyaman, Chefarzt der Kardiologie am Weißenfelser Asklepios-Krankenhaus. „Leider mangelt es an Ärzten, die für diese Kurse ausgebildet sind und auch Zeit dafür haben.“

Weißenfelser Reha-Sportverein trainiert Herzkranke

Bisher war der Weißenfelser Reha-Sportverein der einzige Anbieter von Herzsport. „Unsere Warteliste ist entsprechend lang“, sagt Karolin Schubert, die diese Kurse seit über 20 Jahren leitet. „Wir konnten zwar vor anderthalb Jahren eine weitere Ärztin gewinnen und so einen zweiten Kurs durchführen. Aber die Nachfrage ist nach wie vor hoch.“ Zum Glück wird es ab Mai auch im Physiotherapiezentrum „Therapie Vital“ Herzsportkurse geben. „Wegen der hohen Nachfrage“, erklärt Studioleiter Tobias Moses.

Deshalb habe man im Januar einen eigenen Reha-Verein gegründet, in dessen Rahmen man auch den Herzsportkurs durchführt. Betreut wird er von Medizinern der MVZ-GmbH von Dr. Lars Homagk aus Weißenfels. Moses: „Manche Teilnehmer nehmen sogar Anfahrten von 20 Kilometern in Kauf. Deshalb werden wir noch einen zweiten Kurs anbieten, falls der Bedarf besteht.“

Deutschland: 295 Herztote pro 100.000 Einwohner

Dass mehr Kurse notwendig sind, davon geht auch Kardiologe Özüyaman aus. Er verweist auf den aktuellen Herzbericht der Deutschen Herzstiftung. Demnach gab es 2018 in Sachsen-Anhalt die meisten Todesfälle durch Herzerkrankungen in ganz Deutschland: 295 Herztote pro 100.000 Einwohner. Im Vergleich dazu war die Anzahl in Hamburg mit 184 Herztoten am niedrigsten. Warum die Zahl in Sachsen-Anhalt so hoch ist? „Die Erklärung liegt darin, dass die Risikofaktoren hier sehr ausgeprägt sind“, so der Kardiologe.

„Sachsen-Anhalt hat bezogen auf die Bevölkerungsanzahl die meisten Raucher, Diabetiker, Bluthochdruck- und Adipositas-Patienten.“ Hinzu komme, dass in ländlichen Gegenden die Anfahrtswege ins Krankenhaus länger sind als in der Stadt. „Gerade bei einem Herzinfarkt kommt es aber auf jede Minute an, um Leben retten zu können.“ Im Schnitt einen Herzinfarkt täglich operiert Özüyaman in der Kardiologie der Weißenfelser Asklepios-Klinik, die seit Februar über einen neuen Linksherzkatheder-Messplatz verfügt. „Insgesamt behandeln wir hier rund 3000 Patienten im Jahr wegen verschiedener Herzkrankheiten.“ Dazu zählen neben Herzinfarkt auch Herzinsuffizienz, Herz-Rhythmusstörungen und koronare Erkrankungen durch verengte Herzkranzgefäße.

Langfristig soll das Herz wieder alleine arbeiten

„Für diese Patienten spielt Herzsport eine extrem wichtige Rolle“, so Özüyaman: „Früher sagte man, Betroffene sollen sich nach einem Herzinfarkt auf keinen Fall belasten. Heute empfehlen wir den Patienten hingegen ausdrücklich Sport - und zwar nicht nur Ausdauer- sondern auch Krafttraining.“ Bei diesen Übungen werde laut Kursleiter Tobias Moses durch Pulskontrolle natürlich darauf geachtet, dass die Herzfrequenz in einem bestimmten Bereich bleibt. „Langfristig ist es das Ziel dieses speziellen Trainings, dass das Herz wieder allein arbeitet und dadurch die Medikamente reduziert werden können.“

Dafür jedoch muss der Körper zunächst wieder an Bewegung gewöhnt und das Herz- Kreislaufsystem für Belastung trainiert werden. Özüyaman: „Der positive Effekte dabei ist, dass die Wahrscheinlichkeit von Diabetes sinkt und auch der Blutdruck runter geht. Die Patienten leben also länger, wenn sie Sport machen. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein zweiter Herzinfarkt auftritt, sinkt. Und wenn er dennoch auftritt, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient ihn überlebt.“  (mz)

Herzsport-Kurse bei „Therapie Vital“, (Telefon: 03443/3798731) sowie beim Reha-Sportverein (03443/3419660).