Theater Theater: Weißer Felsen steht in Eulau
Eulau - Birgit und Gerd Hofmann aus Markröhlitz waren nicht das erste Mal in der Eulauer Ulenaue. Nach dem Schlussapplaus des Stücks „Wie Graf Dietrich von Weißenfels vom Kreuzzug heimkehrte“ sagte der 72-Jährige: „Es war erfrischend.“ Bei einem Laientheater erwartet man nicht die letzte Perfektion, aber wie der Theaterchef den Einsatz der Souffleuse mit seinen Worten überspielt hat, habe ihm gefallen.
Bei diesem Stück hat Volker Püschel, der es wie alle anderen des Spielplans selbst geschrieben hat, auf die geschichtlichen Fakten zurückgegriffen. Daneben hatte er aber Raum zum Fabulieren. Und doch bekannte er eine historische Unrichtigkeit: Die Rolle des Otto von Wettin, die er sich selbst auf den Leib geschrieben hatte. Denn der war bereits ein Jahr vor Rückkehr von Dietrich dem Bedrängten gestorben. Dem Stück um Macht und Liebe, Abwege und Intrigen derer, die die Macht ausübten, tat das keinen Abbruch.
Selbst Abt Leo nicht, der von Horst Franke aus Eulau verkörpert wurde. Er habe schon größere Parts gespielt, bekennt der 55-Jährige, aber die Rollen hoher Geistlicher liegen ihm. Die haben es in sich und Franke bezeichnet das Stück als Schwank, in dem Satire eine große Rolle spiele. Er habe früher mit der Kirche nichts am Hut gehabt, würde Christen aber nie zu nahe treten wollen. Und immerhin singe er mit dem Naumburger „Chorus Cantemus“ auch in Gotteshäusern.
Sein Abt freilich ist einer von der Sorte, der lüstern den Frauen nachsteigt. Der hätte es sich - wie ande- re auch - aufgrund seiner Macht leisten können, ohne sich dafür verantworten zu müssen. Für Geistliche habe es zwar das Zölibat gegeben, doch das sei doch etwas Weltfremdes, meint Franke. Man könne doch nicht nur Gott huldigen und menschliche Bedürfnisse ignorieren. Das Ergebnis ist Abt Leo als Karikatur seiner Zeit.
Erstmals ist Doris Bothe als Kräuterfrau dabei. Die 61-jährige Weißenfelserin kennt Volker Püschel aus dem Uichteritzer Kirchenchor, hat schon öfter bei Proben die Texte gesprochen, wenn mal jemand fehlte. Diesmal musste sie ebenfalls einspringen. „Das war nicht so einfach und das Lampenfieber groß“, sagt sie und ärgert sich, dass bei ihr mal der Text weg war. Mit dabei sei sie im Ensemble, weil man in ihm mit netten Menschen zusammen sei. Wie sie ist auch Susanne Dunker (32) in die Schauspielerei hineingewachsen, die für die Biologin Abwechslung mit sich bringt. Sie war schon Brunhilde an Siegfrieds Seite bei den Nibelungen. Diesmal spielte sie Jutta von Thüringen, künftige Frau von Graf Dietrich, der von Dunkers Lebensgefährtem Thomas Püschel verkörpert wurde.
Als Hirtin in einem Weihnachtsstück habe sie mal angefangen, weil nicht genug junge Männer da waren. Diesmal waren auch ihre Kinder Mira (8) und Moritz (11) als Bauernmädchen beziehungsweise -junge dabei. Gelernt würden die Texte daheim, sie aber vor Proben oder Aufführungen noch mal bei der 45-minütigen Autofahrt zwischen Leipzig und Eulau abgehört.
Monika Kluge und Dietrich Werner waren aus Merseburg gekommen. Die 75-Jährige sagt, dass ihr das Theater von einer Bekannten empfohlen worden war. Es sei familiär und nett zugegangen und die Schauspieler seien mit Leidenschaft bei der Sache gewesen. Sie hätten sich richtiggehend abgemüht und Spiele um die Macht hätten ja durchaus aktuelle Bezüge. Als volkstümlich und nicht gekünstelt bezeichnete Werner das Stück.
Ginge es nach Theaterchef Volker Püschel, würde er es gern nächstes Jahr mal am Ort des Geschehens in Weißenfels aufführen. In die Stadt hat es das Theater „Poeta Historica“ inzwischen einige Male gezogen, habe es ein Stück zum Kloster und auch zum 350. Jubiläum des „Gymnasiums illustre“ gegeben. 2016 soll wieder ein Märchen aufgeführt werden. Auf jeden Fall wird „Graf Dietrich“ im September nochmals in der Ulenaue gegeben (siehe „Drei Termine“). (mz)