Sternenlichter setzen Glanzpunkte
Hohenmölsen/MZ. - Blenden wir zurück auf das, was die Zuschauer der zwei glanzvollen Vorstellungen nicht sahen.
Freitagnacht: In der "Glückauf Sporthalle von Hohenmölsen sind die Techniker am Werk. Während im Gymnasium die rund 80 Mitwirkenden des Musicals und ihre begleitenden Helfer ins Bett gehen, kriechen in der Halle die Männer auf dem Boden. Lichterketten werden verlegt, Kabel befestigt, Scheinwerfer eingestellt, das Bühnenbild gebaut, der Ton geprobt, die Glitzerkostüme und Rollschuhe auf die Umkleideräume verteilt.
Logistik vom Feinsten - darauf ist der Vereinschef Hanspeter Frieder stolz. Alles läuft wie am Schnürchen. Gerade in der Partnerstadt, wo nach "König der Löwen" zum zweiten Mal durch die Bad Friedrichshaller ein Musical aufgeführt werden soll, wolle man sich von der besten Seite zeigen. Selbst gebackene Kuchen für die Gäste, süffige Württemberger Weine - an fast alles hatte die Rollschuhcrew gedacht - Werkzeug, Nähzeug, Verbandszeug. Dann das: ein Podest fehlt. "Unsere Freunde haben das sofort gemanagt", zeigt sich Friede erleichtert - der Bauhof habe Samstagmittag Paletten bereitgestellt.
Eine Stunde vor der ersten Vorstellung: Das Lampenfieber macht die Runde und mit ihm surren die ersten Rollschuhläufer durch die endlos langen Gänge der Sporthalle. Im Schminkraum sind fünf Maskenbildner ununterbrochen am Werk, um alle Akteure gut aussehen zu lassen. Massen an Schminke, Puder, Glitzer und dutzende Dosen Haarfestiger stehen bereit. Die später in bezaubernden Kostümen verkleideten kleinen Sterne, Waggons und Lokomotiven sind in Warteposition. Bevor die Züge durch die Halle rollen können, heißt es in der Maske still zu sitzen. Patrick Friede, der im Musical die Diesellok verkörpert, kann das nicht. Er ist wettkampferprobt und medaillengeschmückt. In wenigen Minuten wird er seine Partnerin, das Leichtgewicht Natalie Dill, im Expresstempo durch die Luft wirbeln - "aber jeder Auftritt kostet mich Nerven", knirscht er und trommelt mit den Fingern. Seine Freunde kennen das und kichern.
"Mit den Musicals haben wir im Verein die größten Erfolge", schildert Trainerin Rita Friede. 40 bis 50 Neuanmeldungen seien dann sicher - der Verein wird nächstes Jahr 100 und zählt 250 Mitglieder. "An Nachwuchs mangelt es uns wirklich nicht", lacht die symphatische 49-Jährige.
Hochkonzentriert verfolgt sie ihre Mädchen und Jungen. Zuckt bei jedem noch so kleinen Wackler, wirkt entspannter, wenn schwierige Elemente mit Applaus belohnt werden und ballt die Faust. "Ja, geht doch", ruft sie ermunternd in die Starlight-Ohrwürmer.
Nach zwei Vorstellungen, stehenden Ovationen und fast 48 Stunden Organisation für zwei Veranstaltungen ist lange noch nicht Schluss. "Bis in die Nacht bauen wir ab. Alles muss wieder auf den Truck. Soviel ist sicher", meint Hanspeter Friede. Mit welchem Musical sie in zwei Jahren kommen werden, steht in den Sternen. Sternenklar ist jedoch: Die Friedrichshaller rollen wieder an.