Stadt tummelt sich im Kaufrausch
HOHENMÖLSEN/MZ. - "Etwa zehn bis 15 Gewerbetreibende haben kurzfristig wegen des Regens abgesagt", zog Marktmeisterin Sabine Ungewiß Resümee und schaute zufrieden in die Runde.
Unterwäsche und Strümpfe, Shirts und Hosen, Blumen und Obst, Taschen und Lederwaren - kurzum das Angebot war unendlich groß. "Wir freuen uns schon seit Wochen auf Hohenmölsen. Es ist der einzige Markt, an dem wir teilnehmen", sagte Wolfgang Weise. Der Thüringer aus dem Mühltal zieht sonst als Leitermann durch die Region. "Mein Bruder und ich sind seit der Wende ohne Pause jedes Jahr in Mölsen dabei", verriet der Handwerker und verkaufte Gartenbänke, Leitern, Kuchenteller, Harken direkt von der Pritsche.
Seinen Stammplatz hat sich Günter Urban aus Zeulenroda rechtzeitig gesichert. "Ich stehe immer am kleinsten Kreisel der Welt", plauderte der Händler. Dafür war er schon um fünf Uhr vor Ort, weil es später kein Durchkommen mehr gab. Erst zum dritten Mal bot Rita Elsing aus Leipzig Gardinen feil. "Bis hierher ist es nur ein Katzensprung, und die Leute sind einfach sehr nett", sagte die Frau aus Sachsen.
Die Massen schoben sich durch die Reihen. "Der Herbstmarkt ist für die Mölser ein Muss", sagte Elfriede Isleb vergnügt und genoss den Trubel. Seit 30 Jahren lebt sie in Berlin, kam zum Fest in die alte Heimat zurück, besuchte Schwester und alte Freunde. "Wir haben ja nicht mehr viel in unserer Stadt, Kino und Freibad sind geschlossen, viele Gaststätten und Tanzdielen ebenso. Also freuen wir uns auf das Fest, fast schon wie auf Weihnachten", fügte Rudi Gläser hinzu. Die beiden sind alte Schulfreunde und feiern Samstag gemeinsam Klassentreffen nach 61 Jahren. Natürlich im Ratskeller.
Hier triff sich auch Familie Färber alle Jahre wieder. "Schon zu DDR-Zeiten war das Herbstfest für uns die erste Adresse für ein Wiedersehen mit nahen und fernen Verwandten. Da braucht man niemanden einladen, der Termin steht", sagte Silvia Heydel, geborene Färber. Im Kreise der Lieben bummelte sie durch die Reihen. "Das Kaufen steht nicht im Mittelpunkt, die Hauptsache ist das Wiedersehen mit Verwandten, spontane Treffs mit Freunden und Bekannten", sagte die Friseurmeisterin aus Deuben.
In einem dicken Bärenfell sprang Ina Reinhäkel über die Straße und lud die Gäste zum Naschen in die Neue Apotheke ein. "Die Chefin lässt sich immer etwas einfallen", sagte die Bärin. Ein paar Schritte weiter stand Verkäuferin Brigitte Fromm in der Ladentür. "Das Angebot ist eigentlich kein anderes als zum Markttag am Donnerstag, nur dass es sich zum Herbstmarkt über die ganze Innenstadt erstreckt", sagte die Frau aus Merseburg.