Selbstständigkeit in Hohenmölsen Selbstständigkeit in Hohenmölsen: "Ich lebe meinen Traum"

Hohenmölsen - Den lauen Wind sich um die Nase wehen lassen, gemütlich durch die Auen reiten und im Galopp durch einen duftenden Wald - das mag von Frühjahr bis zum Herbst ein Traum sein. Doch im Schmuddelwetter? Katharina Hartung indes sagt: „Reiten ist nur die eine Seite. Die Versorgung der Tiere die andere. Reitpferde kennen kein Wochenende und keine Jahreszeit. Du musst dich jeden Tag von Januar bis Dezember um sie kümmern.“ Mit anderen Worten: Reiten ist die eine Seite und das Leben kein Ponyhof für die 26-Jährige. Aber sie hat es mit ganzer Kraft so gewollt.
Im dritten Jahr ihrer Selbstständigkeit eines Pferde- und Reitbetriebes in Hohenmölsen weiß sie längst, was es heißt, der eigene Chef zu sein. Das Hochwasser in Zeitz hatte ihre Existenz in dieser Stadt so gefährdet, dass sie sich etwas Neues suchen musste. Das Unternehmen AGCO verkaufte ihr zehn Hektar Land, die Industrie- und Handelskammer, Geschäftsstelle Weißenfels, gab Hilfe beim Erstellen des Betriebskonzeptes und ihre Eltern Kathrin und Jürgen Hartung jede nur erdenkliche Unterstützung. Aus den leer stehenden Gebäude wurden Ställe mit Fenster für 26 Pferde.
Neben den Boxen befinden sich nun die Sattelkammern, Putzräume und Lager fürs Futter. Mit großem Aufwand entstand im vergangenen Jahr eine schmucke Reithalle und ein geschützter Reitunterstand für allergische Pferde. „Begonnen habe ich mit vier Pferden. In der Zwischenzeit sind fast alle Einstellplätze belegt. Die Besitzer kommen aus der Region und sind sozusagen schon Dauergäste“, erzählt Katharina Hartung. Ihr Tag beginnt im Stall 6.15 Uhr - und zwar jeden Tag. Es sei denn, es hat geschneit.
Dann muss sie die Wege vorher frei schippen und streuen, damit kein Tier zu Schaden kommt. Sie empfindet das als ganz normal. Ihre Pferde bekommen frisches, duftendes Heu, erst dann setzt sich die junge Frau selbst an den Frühstückstisch. Eine Stunde später versorgt sie die Tiere mit Kraftfutter. Die Uhr geht auf halb Acht. Da ist sie mit den Pferden unterwegs, um sie auf die Koppeln zu bringen. Und wieder geht es zurück in die Ställe. Die Hände sind längst schmutzig - die Schuhe, der dicke Mantel und die Hose auch.
Sei es drum, meint die Existenzgründerin. Mit Schwung räumt sie die Ställe aus und füllt sie wieder mit frischem Heu als Nachtlager, stellt Futter und Wasser bereit. Am späten Nachmittag führt sie die Pferde wieder zurück. Dazwischen kennt Katharine Hartung keine Langeweile: Sie gibt Reitunterricht, erntet im Sommer das Heu und besorgt Futter. Zur Seite hat sie David Foksa. Der Starsiedler entlastet sie etwas. „Ich lebe meinen Traum, das finde ich großartig“, urteilt sie. Nach dem Studium der Pferdewissenschaft in Wien hatte sie in den Altbundesländern gearbeitet. Das Heimweh führte die Droyßigerin wieder in den Burgenlandkreis. (mz)
