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Rückkehr nach acht Jahren in Bayern Rückkehr nach acht Jahren in Bayern: "Wir sind eigentlich immer die Ossis geblieben"

Von Andreas Richter 26.12.2018, 11:00
Blättern im Fotoalbum: Christian und Anne Löper mit Tochter Mariella
Blättern im Fotoalbum: Christian und Anne Löper mit Tochter Mariella Peter Lisker

Langendorf - Am ersten Adventswochenende hatte Tochter Mariella eine aufregende Verabredung. Gemeinsam mit Schlagersänger Frank Schöbel durfte die Achtjährige im Weißenfelser Kulturhaus auftreten. Zusammen mit ihren Eltern ist Mariella längst tief verwurzelt in der Stadt: Grundschule in Langendorf, Tanzen beim Sportverein Grün-Weiß, Karnevalverein, Keyboardspielen an der Musikschule

Dabei hatte es die Eltern Christian und Anne Löper, er gebürtiger Langendorfer, sie mit 14 in den Ort gezogen, für acht Jahre in eine ganz andere Ecke von Deutschland verschlagen. Im Jahr 2008 zogen sie von Langendorf ins 400 Kilometer entfernte Murnau am Staffelsee, eine Ferienregion im tiefsten Oberbayern. In Garmisch-Partenkirchen bekam Anne Löper einen Job als Sozialmanagerin in einer Kinder-Rehaklinik. Er, gelernter Tischler oder Schreiner, wie man in Bayern eher sagt, verdiente als Selbstständiger sein Geld.

„Sich dort als Fremder zu integrieren, ist eher schwierig. Wir sind eigentlich immer die Ossis geblieben“

„Es ist eine ländliche Region, Traditionen werden mit Hingabe gepflegt. Der Lebensunterhalt ist deutlich teurer“, spricht Christian Löper über seine Erfahrungen in Deutschlands Süden, wo 2010 auch Tochter Mariella geboren wurde. Auch wenn sich die Kleine später gern im Dirndl zeigte, wissen sie heute: „Sich dort als Fremder zu integrieren, ist eher schwierig. Wir sind eigentlich immer die Ossis geblieben.“ Irgendwie fehlte der Draht. „Selbst dort unten haben sich eher die Ostdeutschen immer wieder gefunden“, erzählt Christian Löper.

Weil die Langendorfer Wurzeln nie gekappt waren - immerhin wohnen beide Eltern hier -, reifte bald die Erkenntnis, dass ihr Leben in Bayern keine große Zukunft hat. „Schon 2011 haben wir vorsorglich ein Grundstück in Langendorf gekauft“, erzählt Löper. Der Ortsteil gehört zu den beliebtesten Wohnstandorten in Weißenfels. „Wir haben viel diskutiert“, erinnert sich Anne Löper. Schließlich stand nach acht Jahren in Bayern fest: Familie Löper kehrt zurück. Dabei war es nicht zuallererst die Mentalität der Bayern, mit der sie nie so ganz klargekommen sind. Den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen, dafür sahen sie in Langendorf weit größere Chancen. Und dann die Familie. „Unsere Eltern wollten ihre Enkelin aufwachsen sehen“, sagt die Mutter.

„Wir haben Aufträge ohne Ende. Man spürt den Handwerkermangel immer mehr“

Und so wurden sie 2016 wieder sesshaft in ihrer alten Heimat. Die Brücken nach Bayern sind indes nicht völlig abgebrochen. Anne Löper hat ihren Job in Garmisch-Partenkirchen nicht aufgegeben. 25 Stunden arbeitet sie pro Woche. Die meisten Aufgaben kann sie im Home-Office von zu Hause aus erledigen. Da bleibt genug Zeit für die Familie. Nur einmal im Monat muss sie für zwei Tage vor Ort in Garmisch-Partenkirchen sein. Zu Hause kann die 36-Jährige ihren Mann unterstützen, der auch hier sein Geld als selbstständiger Tischler verdient.

Zum Teil arbeitet er mit der Leißlinger Firma Böhme zusammen, bei der er einst auch ausgebildet wurde. „Wir haben Aufträge ohne Ende. Man spürt den Handwerkermangel immer mehr“, sagt der 37-Jährige. Zusammen mit Frau und Tochter ist er längst wieder in Langendorf angekommen. Im Beruf und in der Freizeit, bei den Alten Herren von Grün-Weiß Langendorf zum Beispiel. „Wir haben den Schritt nicht bereut“, so das Fazit der Rückkehrer. (mz)