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"Deutscher Walt Disney" Rolf Kauka ist der Vater von Fix und Foxi und gilt als "Deutscher Walt Disney"

Von Wieland Führ 15.04.2017, 08:00
„Fix und Foxi“, Sonderheft Ostern 1969
„Fix und Foxi“, Sonderheft Ostern 1969 Wieland Führ

Weißenfels/Naumburg - Sein Erfolgsrezept, so verkündete Rolf Kauka, wären „Zehn Prozent Inspiration, neunzig Prozent Transpiration“. Geboren wurde der als „deutscher Walt Disney“ bekannt gewordene Grafiker, Autor, Herausgeber und Verleger vor genau 100 Jahren, am 9. April 1917, zwischen Weißenfels und Leipzig.

Rudolf Paul Alexander Kauka erblickte im sächsischen Markranstädt als Sohn von Paul und Margarete Kauka das Licht der Welt. Der Vater war Hufschmied und Wagenbauer, später arbeitete er als Schrankenwärter. Rolf hatte zwei jüngere Schwestern, besuchte ab 1923 die Volksschule in Markranstädt und wechselte 1927 auf die Friedrich-List-Realschule nach Leipzig. Als Schüler dieser Schule veröffentlichte er einige seiner frühen Grafiken in den „Leipziger Neuen Nachrichten“ und im „Weißenfelser Tageblatt“.

Nach einer dreijährigen Ausbildung als Drogeriegehilfe und nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium trat er im November 1938 seinen Wehrdienst als Kanonier in einem Flak-Regiment der Wehrmacht an und diente im Zweiten Weltkrieg als Berufsoffizier. Im Sommer 1943 heiratete er die Arzthelferin Erika Bahre. Die Tochter Mascha kam 1945 zur Welt.

Rolf Kauka zog 1949 nach München und gründete den Kauka-Verlag

Nach dem Kriegsende gründete Rolf Kauka 1947 in München den Kauka-Verlag. Dessen erste Publikation wurde ein „Leitfaden für Polizeibeamte“. Auch für andere Verlage als Herausgeber tätig, folgte unter anderem mit „Elemente der Rechtswissenschaft“ eine Kurzlehrbuchreihe für Jura-Studenten oder die Zeitschrift „Technische Neuheiten und Erfindernachrichten“. 1949 war Familie Kauka endgültig nach München gezogen.

1950/51 setzte der Kauka-Verlag die Roman-Serie „Bill Rocky“ fort, veröffentlichte Taschenbuchausgaben der in Nebra geborenen Hedwig Courths-Mahler, gab das Magazin „Er - die Zeitschrift für den Herrn“ sowie die Monatsrevue „Mix“ heraus. 1952 erschien die erste Ausgabe seines Jugendmagazins „Colombo“, in dem der holländische Illustrator Dorul van der Heide - kurze Zeit später der erste Zeichner von Fix und Foxi - zeichnete. Inspiriert von deutschen Märchen- und Volkserzählungen ergriff Rolf Kauka bald die Chance, ein eigenes, deutsches Comic-Magazin zu entwickeln.

Die Geschichte der Comics fängt an, lange bevor es Papier und Druckmöglichkeiten gab. Denn bereits vor 30.000 und mehr Jahren begannen Menschen, Tiere ihrer Welt auf Felswände zu malen. Und das mit wenigen Strichen und dennoch war für den Betrachter zu erkennen, was gemeint ist.

Zu den ältesten Beweisen gehören die Höhlenzeichnungen in der Grotte Chauvet in Südfrankreich nahe dem Fluss Ardèche. Die Höhlen sind 1994 entdeckt worden und heute Weltkulturerbe der Unesco. Wann die Zeichnungen entstanden sind, ist ein wenig umstritten. Aber wenigstens 28.000 Jahre sind sie alt. Untersuchungen ergaben aber auch, dass die Höhlen bereits vor 37.000 Jahren genutzt worden sind.

Benannt ist die Höhle übrigens nach einem ihrem Entdecker, dem Höhlenforscher Jean-Marie Chauvet, der sie gemeinsam mit zwei weiteren Mitstreitern fand. Frei zugänglich ist die Höhle für die Öffentlichkeit jedoch nicht. Man befürchtet Pilzbefall aufgrund der Veränderung der Luftfeuchtigkeit. Das könnte die Malereien gefährden. Als noch älter gelten weltweit Höhlenmalereien in der spanischen El-Castillo-Höhle sowie auf der indonesischen Insel Sulawesi. (ze)

Bereits in der Nachkriegszeit hatten die US-amerikanischen Comics von Walt Disney vor allem den westdeutschen Markt erobert und waren natürlich auch in Ostdeutschland bekannt und begehrt. Die begrenzten finanziellen Möglichkeiten führten anfänglich zu einer Zusammenarbeit von Kauka mit dem Erich Pabel Verlag in Rastatt. Im Mai 1953 erschien unter dem Titel „Till Eulenspiegel“ die erste Ausgabe eines Comic-Magazins von Rolf Kauka.

Auch Hedwig Courths-Mahler

In einer Kurzgeschichte im Heft 6 dieser Zeitschriftenreihe tauchten erstmalig die Füchse Fix und Foxi auf, die bald zu Publikumslieblingen wurden. Ab Heft 29 der Reihe wurde schließlich der Name des Comic-Magazins endgültig in „Fix und Foxi“ gewandelt. Neben zahlreichen anderen herausgegebenen Publikationen und dem Versuch von Kauka, im Filmgeschäft zu landen, entwickelte sich Fix und Foxi zum größten deutschen Comic-Erfolg.

Dies geschah auch unter dem Aspekt, dass in der DDR inzwischen mit der auflagenstarken Jugendzeitschrift „Fröhlich sein und singen“ (seit 1953), der späteren „Frösi“, und dem beliebten „Mosaik“ (seit 1955) von Hannes Hegen, den „Digedags“, ein ostdeutsches Forum für Comics geboten war. Mickey Maus und Co. blieben weiterhin begehrt, hatten aber in beiden deutschen Staaten Konkurrenz bekommen.

Wöchentlich 400.000 Exemplare von Fix und Foxi

In den besten Zeiten, Mitte der 1960er-Jahre, wurde Fix und Foxi als „größte deutsche Jugendzeitschrift“ beworben und erschien wöchentlich in einer Auflage von über 400.000 Exemplaren. Die Heftreihe lief ohne Unterbrechung bis 1994 und kam damit auf stolze 2018 Ausgaben. 2010 wurde sie schließlich eingestellt.

Der umtriebige Sachse Kauka hatte in seinem Leben über 80 verschiedene Comic-Charaktere entwickelt, so auch Lupo oder Bussi Bär. Neben zahlreichen Eigengewächsen bot er als deutscher Herausgeber und Verleger vielen Comics aus anderen Ländern eine Plattform zur Freude zahlreicher Comic-Fans. Gaston, die Schlümpfe, Lucky Luke oder der spätere Bestseller Asterix und Obelix gehörten dazu.

1982 zog sich Kauka aus Gesundheitsgründen auf eine Farm in Thomasville im US-Bundesstaat Georgia zurück, wo er am 13. September 2000 im Alter von 83 Jahren in vierter Ehe verstarb. Besonders seine Füchse, die ungleichen Zwillingsbrüder Fix und Foxi, haben ihn überlebt – immer erzieherisch einwirkend und immer gewaltfrei.  (mz)