Rettungsschwimmer in Weißenfels/Hohenmölsen Rettungsschwimmer in Weißenfels/Hohenmölsen: Lebensretter stehen bereit

Hohenmölsen - „Du musst aufpassen wie ein Heftelmacher, sonst wird das nichts“ - Ronny Ulrich bezieht seinen Spruch auf die Arbeit der Rettungsschwimmer, die seit 1995 ihren Dienst Jahr für Jahr am Mondsee verrichten.
Ein schwerer Badeunfall ereignete sich kürzlich im Freibad Halle. Zum Hergang des Unfalls, der sich am Rutschbecken ereignete, machte die Polizei keine näheren Angaben. Der Junge (6), der beinahe ertrunken wäre, sei außer Lebensgefahr. Geklärt werden müsse unter anderem, so eine Polizeisprecherin, wo sich die 31 Jahre alte Mutter des Kindes zum Unfallzeitpunkt aufhielt und ob sie ihrer Aufsichtspflicht ausreichend nachgekommen ist. Bekannt ist bisher, dass der Junge die Rutsche des 1,30 Meter tiefen Beckens benutzte. Warum er danach nicht wieder auftauchte, ist Bestandteil der Ermittlungen und zahlreicher Zeugenbefragungen.
Der Dienst bezieht sich beispielsweise auch auf die Riesenrutsche. Wer glaubt, dass die gut 150 Meter vom Wachturm bis zur Rutsche möglicherweise zu weit auseinander liegen und außerhalb des Blickfeldes sind, der irrt. „An heißen Tagen, wenn hier Hochbetrieb herrscht, sind bis zu sechs Rettungskräfte im Einsatz“, erklärt er. „Dann steht auch ein Kollege oben auf der Rutsche und passt auf, was davor und dahinter passiert“, ergänzt der Vorsitzende der Ortsgruppe Weißenfels/Hohenmölsen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Doch Ronny Ulrich gibt Entwarnung: In den letzten Jahren gab es glücklicherweise keine Unfälle im Wasser. Verletzungen am Ufer gebe es dennoch allerhand, unter anderem Schnittwunden, Verstauchungen oder auch Wespenstiche.
Junge konnte nicht schwimmen
Wie schnell es geht, dass es zu einem Unfall kommen kann, belegt der 31-Jährige: Ein Sechsjähriger stand auf der Rutsche und wollte heruntersausen. Er wurde vom Rettungsschwimmer gefragt, ob er schwimmen könne, was der Junge bejahte. „Kaum saß er auf der Rutsche und war schon etwas weg, da rief er ganz aufgeregt, dass er doch nicht schwimmen kann“, berichtet Ronny Ulrich. Der Rettungsschwimmer war in Windeseile hinterhergerutscht und bekam das Kind noch rechtzeitig zu packen. Als der Junge zu seiner Mutter gebracht wurde, lag die auf der Decke auf einer Wiese und sonnte sich. Genau die Situation passt zum tragischen Unglück in Halle. Dazu angesprochen meint Ronny Ulrich, dass man zunächst hinterfragen müsse, wo die Eltern zur Unglückszeit gewesen sind. „Wir müssen öfters über Lautsprecher ausrufen, dass Kinder ihre Eltern suchen.“
Doch nicht nur um die Kleinen geht es bei den Rettungsschwimmern. Auch so mancher Erwachsene überschätzt sich. „Wenn einer zu weit herausschwimmt, haben wir den besonders im Blick.“ Oder es komme vor, dass Personen auf Luftmatratzen zu weit auf den See treiben. Oft genug müssen dann Rettungsschwimmer mit dem Boot rausfahren, um zu helfen.
Wasser ist zu trüb
„Das Gefährlichste ist das ,stille’ Ertrinken. Wer einen Herzinfarkt oder Kreislaufprobleme bekommt, der geht unter, ohne das wir das bemerken. Oder bei einem Kind ist die Kraft weg. Denjenigen sehen wir dann nicht, weil das Wasser am Mondsee zu trüb ist.“ Wenn nicht gerade jemand sehe, dass eine Person nicht mehr auftaucht, befinde sich die in Lebensgefahr.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, sind rund 30 Rettungskräfte aktiv am Mondsee im Einsatz. Gelegentlich erhält die Ortsgruppe Anforderungen aus anderen Freibädern. „Einige von uns melden sich außerdem zu Einsätzen an der Ostsee, aber das entscheidet jeder für sich.“ Wer das plant, sollte zunächst hier Erfahrungen sammeln. „Denn Ostsee ist ein ganz anderes Kaliber, da sind die Wellen zu beachten sowie Strömungen.“
Damit hat die Nachwuchsabteilung der Ortsgruppe jedoch noch nichts am Hut. Gut 30 Mädchen und Jungen sind hier aktiv, wie Jugendleiterin Amanda Stoltze berichtet. Neumitglieder können sich zum Rettungsschwimmer ausbilden lassen. Trainiert wird im Sommer jeden Dienstag 18 Uhr am Mondsee. So wie dieser Tage, als die Schafskälte es mit den Kindern und Jugendlichen nicht sonderlich gut meinte - bescheidene 15 Grad zeigte das Thermometer an. Doch Steffen Barthel, der als Ausbilder bei den „Großen“ tätig ist, ließ nicht locker. Ran an den Speck, lautet seine Devise: Aufwärmen, Laufen, Üben. In der Reihenfolge in etwa erfolgen die Trainingsstunden. Und das erfolgreich - beim ersten Wettkampf dieser Tage in Hettstedt sind sehr gute Ergebnisse erreicht worden - einmal Gold, einmal Silber. Ziel der Ortsgruppe ist natürlich, das die „Kleinen“ den „Großen“ beim Rettungsschwimmen nacheifern. Immerhin ist Viviane Mank aus Weißenfels mit ihren 13 Jahren eine der jüngsten Rettungsschwimmerinnen im Team. (mz)


