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Polizeistationen Polizeistationen: Bürger ärgert Reformplan

Von Petra Wozny und Klaus-Dieter Kunick 19.03.2013, 20:16
Steht auf der Streichliste: die Polizeistation Hohenmölsen.
Steht auf der Streichliste: die Polizeistation Hohenmölsen. MZ Lizenz

Hohenmölsen/MZ. - „Mit Erschrecken haben wir zur Kenntnis genommen, dass in Hohenmölsen die Polizeistation geschlossen werden soll“, sagt Bürgermeister Andy Haugk (AHL) auf MZ-Nachfrage und fügt hinzu: „Ich habe den Eindruck, dass für unsere Stadt der Rückwärtsgang eingelegt wird.“ Er erinnerte: Dem Verlust des Kreis-stadtstatusses folgten die Schließung des Krankenhauses, das Aus für den Bahnhof und die Post sowie die Kaserne. „Nun also noch die Polizeistation, die ja immerhin mit acht Polizisten im Schichtdienst besetzt war. Das finde ich nicht gut. Ende März will der Innenminister uns erklären, wie es in den Kleinstädten ohne Polizei weiter gehen soll. Ich bin gespannt.“

Damit reagiert Haugk auf die Ankündigung der Landesregierung, die Polizei neu zu strukturieren. Dabei sollen im Burgenlandkreis gleich für Polizeistationen in Hohenmölsen, Droyßig, Bad Kösen, Nebra und Freyburg dicht gemacht werden.

Diese Absicht regt nicht nur Kommunalpolitiker, sondern auch die Bürger auf. Andreas Meißner, Lehrer am Agricolagymnasium in Hohenmölsen, sagt: „Ich finde schon, dass Polizei auch in Kleinstädten und auf Dörfern greifbar sein sollte. Wir leben zwar in einer ruhigen Gegend“, meint der Tauchaer, „aber ohne Polizei öffnet dies doch der Kriminalität Tür und Tor“, vermutet der 52-Jährige.

Auch Elvira Hünniger ist dieser Auffassung. „Es wird so viel zerstört von Jugendlichen. Ich könnte mir vorstellen, dass durch die Anwesenheit der Polizisten auf der Straße, die Jugend sich das nicht trauen würde“, meint die Hohenmölsener Seniorin. Ralf Heiland hingegen ist es egal, ob die Polizeistation in Hohenölsen bleibt oder nicht. „Ich sehe die Polizisten auch so nicht“, sagt der 47-Jährige.

Präsenz der Polizei ist mir wichtig

Sebastian Knötzsch befürchtet, dass die Polizei nach Inkrafttreten der Reform längere Wege beispielsweise bis nach Hohenmölsen hat. „Ich habe jüngst erst eine Viertelstunde gewartet, bis sie vor Ort war“, erzählt der 23-Jährige. Er ist Mitglied in der Feuerwehr, hatte in der Nähe des Gerätehauses sein Fahrzeug abgestellt und nach dem Einsatz zerkratzt aufgefunden. Darauf hatte er die Polizei gerufen, um Anzeige zu erstatten. „Präsenz der Polizei ist mir wichtig“, findet der junge Mann, wünscht sich aber auch mehr Zivilcourage aus der Bevölkerung. In der vergangenen Woche hat er beobachtet, wie in Leipzig am helllichten Tag einer Frau die Handtasche gestohlen wurde. Weit und breit sei kein Beamter zu sehen gewesen. Er rannte dem Dieb hinterher und stellte ihn samt Tasche. „Wenn schon keine Polizei da ist, müssen wir alle etwas aufmerksamer sein“, rät Sebastian Knötzsch.

In der SPD stößt die Absicht auf Kritik. „Dass die fünf Polizeistationen im Burgenlandkreis aufgelöst werden ohne Ersatz zu schaffen, ist mit der SPD nicht zu machen“, versichert der innenpolitische Sprecher der SPD und Weißenfelser Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben. Er könne sehr gut nachvollziehen, wenn für den Bürger die gefühlte Sicherheit verloren geht. Allerdings sei es auch so, dass objektiv betrachtet, in Sachsen-Anhalt die Kriminalität abgenommen habe. Erben: „Wir haben bewusst in den Koalitionsvertrag mit der CDU geschrieben, dass die Struktur bei der Polizei bleiben muss.“ Auf den Vertrag beharre die SPD. Es müsse aber erlaubt sein, aufgrund der Gebietsreform über den richtigen Standort der fünf Polizeistationen nachzudenken.

Bei der Polizei versucht man, die Gemüter zu beruhigen. Die Bürger könnten sich auf die Polizei verlassen, erklärte Jörg Bethmann, Sprecher des Polizeireviers Burgenlandkreis, auf Nachfrage der MZ. Wenn die Station in Hohenmölsen nicht besetzt sei, könne der Bürger die Klingel betätigen, „sein Ruf landet dann im Revier“, das ihm helfe. Es seien ausreichend Funkstreifen im Einsatz, ergänzt Ulrike Diener, Sprecherin der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd in Halle. Notfalls könne man sogar Kräfte vom Land abfordern, das habe bis jetzt immer geklappt. Der Einsatz der Kollegen richte sich zudem nach „Stoßzeiten“, es gebe keinen starren Schichtwechsel. So seien die fünf Polizeistationen im Landkreis personell unterschiedlich besetzt, man gehe von einem „Bedarfsdienst“ aus, der sich nach der jeweiligen polizeilichen Lage richte. Bethmann: „Es gibt kein festes System, keine festen Regeln.“ Bezogen auf die Polizeipräsenz sagte Bethmann, dass die Polizei „handlungsfähig“ sei. „Wir können ordnungsgemäß reagieren“, so jüngst bei der Diebesserie in Großkorbetha.