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Sie schwärmt für den Job Neues Bestattungsinstitut in Weißenfels: Wieso die 28-Jährige schon immer diesen Beruf ausüben wollte

Von Sandra Simonsen 16.09.2018, 07:00
Mandy Glaubrecht hat ihren Traumberuf ergriffen und ist Bestatterin geworden. Nun hat sie ihr eigenes Institut eröffnet.
Mandy Glaubrecht hat ihren Traumberuf ergriffen und ist Bestatterin geworden. Nun hat sie ihr eigenes Institut eröffnet. Marco Junghans

Weißenfels - Wer an Bestatter denkt, denkt erst einmal wahrscheinlich an Trauer und einen älteren Herrn, streng, düster. Mandy Glaubrecht ist das komplette Gegenteil des Klischees: Jung, dynamisch, aufgeschlossen. Auch das neue Bestattungsinstitut der 28-Jährigen direkt am Busbahnhof in Weißenfels lockt mit Gemütlichkeit und Offenheit, mit dunklen Sofas, einem Aquarium und einer Sitzecke. Doch wie kommt eine junge Frau überhaupt auf die Idee, Bestatterin zu werden?

„Ich fand das als Kind schon toll - warum genau, kann ich gar nicht richtig sagen“, erzählt die Hallenserin, die im Juli nach Weißenfels gezogen ist. Erst einmal habe sie Einzelhandelskauffrau gelernt, nicht so richtig gewusst, wie sie an ihren Traumberuf herankommen könnte. „Es gibt ganz unterschiedliche Wege, die vorgeschlagen werden“, schildert sie. Letztlich habe dann der Tod ihres Großvaters 2011 den entscheidenden Ausschlag gegeben.

Bestatterin aus Weißenfels: „Mich hat immer auch das Leben danach fasziniert“

Mandy Glaubrecht fasste sich ein Herz und fragte den Bestatter ihres Großvaters nach ihren Möglichkeiten - und durfte ein halbes Jahr lang bei ihm ein Praktikum machen. „Mich hat immer auch das Leben danach fasziniert“, erzählt die junge Frau, der Berufswunsch habe sich so immer mehr in ihrem Kopf festgesetzt, bis sie von 2012 bis 2014 schließlich die Ausbildung zur Bestatterin machen konnte. Drei Jahre lang hat sie dann in einem Bestattungsunternehmen gearbeitet - jetzt hat sie endlich ihr eigenes Institut eröffnet.

Zwar arbeitet sie für die Abholung der Toten mit einem Fuhrunternehmen zusammen - die gesamte Organisation der Bestattung, die Betreuung der Hinterbliebenen und die Behördengänge, die mit dem Tod verbunden sind, übernimmt die 28-Jährige. Aus ihrer Berufserfahrung habe sie auch gelernt, wie die „schwarzen Schafe“ der Branche arbeiten - und wolle ein gutes Gegenbeispiel liefern. „Jeder Mensch ist individuell und so sollte auch die Bestattung sein“, betont sie, jeder Wunsch, der erlaubt ist, werde irgendwie möglich gemacht.

Bestatterin in Weißenfels: „Besonders im Kommen sind Friedwälder - der nächste ist in Freyburg“

Dazu gehören auch außergewöhnliche Formen der Erinnerung: Ein kleiner Teil der Asche eines Menschen könne zu einem Diamanten geformt werden, beliebt seien aber auch Fingerabdrücke, die auf Schmuck gedruckt werden. „Besonders im Kommen sind Friedwälder - der nächste ist in Freyburg“, erzählt sie.

Künftig möchte sie auch gerne Trauerreden halten, dafür fehle ihr momentan noch das Vertrauen der Kunden, erzählt die junge Frau. „Viele denken, dass ich mit 28 noch keine so schöne Rede halten kann, wie ein gestandener Mann“, vermutet sie, daher versuche sie, die Menschen durch ihr Wesen zu überzeugen.

Dazu gehöre auch, im Trauergespräch vor allem die schönen Erinnerungen zu wecken. „Die Menschen trauern ganz unterschiedlich, aber man kann sie lenken“, sagt sie. (mz)