Nach acht Jahren Nach acht Jahren: Warum die Auffangstation für Reptilien schließt

Weißenfels - Es war eine schwere Entscheidung, doch letztlich hatten Rolf und Bärbel Schumann keine andere Wahl: Zum 31. März schließen sie die Reptilienauffangstation in der Langendorfer Straße 33 in Weißenfels. „Wir mussten die Notbremse ziehen. Im Oktober ist bei uns die letzte Schlange abgeholt worden“, sagt Bärbel Schumann, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Weißenfels und Umgebung 2006.
Vor acht Jahren war die Station neben dem Heimatnaturgarten eröffnet worden. Bis dahin hatte Familie Schumann die verschiedensten exotischen Tiere, Schlangen, Echsen, Chamäleons, Schildkröten und andere, schon auf ihrem privaten Grundstück aufgenommen. Wenn Tiere gefunden wurden oder Besitzer sich aus den verschiedensten Gründen nicht mehr um sie kümmern konnten oder wollten, dann waren die Schumanns eine gefragte Adresse. Eng arbeiten sie dabei mit den Behörden zusammen. Doch irgendwann stieß die Station auf dem eigenen Grundstück an räumliche Grenzen. Und so waren die Schumanns froh, als die Stadt Weißenfels das Angebot unterbreitete, Räume in der ehemaligen Musikschule in der Langendorfer Straße mietfrei für eine Reptilienauffangstation zu nutzen.
Schnell füllte sich die einzige Aufnahmestation dieser Art in Sachsen-Anhalt. Immer wieder haben die Betreiber Tiere aufgenommen und auch an andere Tierfreunde weitervermittelt. Unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit und auch Geld haben Bärbel und Rolf Schumann in das Projekt gesteckt, haben sich um bis zu 60 Exoten gekümmert. „Bei uns wohnt alles außer Hund und Katze“, pflegte Rolf Schumann zu sagen. Noch zu Weihnachten 2019 war die Station am Limit, konnte praktisch keine Tiere mehr aufnehmen. Doch mit der Corona-Pandemie wurde auch dort alles anders. Nach und nach leerten sich die Käfige. In der Pandemie hatten viele Menschen offenbar viel Zeit, sich mit der Haltung exotischer Tiere zu beschäftigen. Und so stieg die Nachfrage enorm, wobei die Betreiber die Tiere nicht einfach so weggaben, sondern schon das Wissen der Interessenten um die artgerechte Haltung der Exoten hinterfragten.
Während viele Bewohner die Station verließen, kamen kaum neue Tiere. „Der Tierschutz ist seit Beginn der Pandemie völlig in den Hintergrund gerückt. Die Behörden interessieren sich kaum noch dafür“, so die bittere Erkenntnis von Bärbel Schumann. Ganze zwei Mal hatten sich Behörden im vergangenen Jahr an die Station gewandt, um Tiere zur artgerechten Haltung dort abzugeben. Für Bärbel Schumann steht fest: „Spätestens nach der Pandemie, wenn manche wieder ganz andere Interessen haben, kommt das böse Erwachen.“ Die Station wird es dann jedoch nicht mehr geben. Dass ein anderer Betreiber gefunden werden kann, der nahezu seine gesamte Freizeit einer solchen Aufgabe widmet, daran glauben die Schumanns nicht. Sie selbst wollen sich nicht völlig zurückziehen. Den Tierschutzverein wird es weiter geben. Und wenn es um die Bergung oder Artbestimmung von Reptilien geht, dann wollen sie weiter Ansprechpartner bleiben. Das Haus der Exoten, das bleibt allerdings leer.