Kleines Bedürfnis kann zu großem Problem werden
WEISSENFELS/MZ. - Das Pacht-WC ist montags, mittwochs und freitags von 8 bis 16 Uhr, am Mittwoch und Donnerstag von 7 bis 18 Uhr geöffnet. Samstag wird 12 Uhr abgeschlossen.
"Die Stadt Weißenfels hat sich Ende der 90er Jahre von den in kommunaler Aufsicht befindlichen Toiletten getrennt", schildert Volker Rakut, Leiter des Fachbereiches Städtische Dienste. "Klos sind ein Zuschussgeschäft. Nicht etwa Pillepalle, sondern eine richtig große Nummer", weiß Rakut. Zu den gängigen Betriebskosten gesellten sich in regelmäßigen Abständen die Auslagen für die Beseitigung von Zerstörungen.
In Folge dessen habe die Stadt die öffentliche Toilette am Rosalskyweg geschlossen und die Einrichtungen in der Marienstraße als auch an der Promenade verpachtet. Einzig das WC am Friedhof werde von städtischen Mitarbeitern sauber gehalten. Gastronomen rund um den Weißenfelser Markt kennen die Notsituation um die Notdurft. "Gehen Sie ruhig. Das WC ist dahinten", winkt zum Beispiel Diana Schmidt, Kellnerin im "Bella Mia" einen Passanten durch. "Ich finde es nett, wenn die Leute vorher fragen, ehe sie das WC benutzen. Manche geben etwas, das ist in Ordnung. Verzehren muss der Gast nicht noch etwas", sagt sie.
Auch im benachbarten "Campyno" ist das Benutzen der Toilette unentgeltlich gestattet. "Wir drücken da ein Auge zu", sagt Yvonne Klingler lachend. Nessrin Ibrahim aus dem "Bistro Istanbul" ist da anderer Meinung. "Bei alten Frauen würde ich helfen. Bei jungen Männern nicht." Kein Problem haben die Eisverkäuferinnen aus dem Café "San Marino". Nur gefragt werden wollen sie. So wird es auch beim Bäcker "Sternenbäck" eingangs der Jüdenstraße gehalten. Dort ist allerdings auch sonntags zu. Wer im Restaurant Centra nichts verspeist, aber mal muss, der hat 30 Cent zu zahlen. 20 Cent teurer ist es im benachbarten Gasthaus "Schultheiss". "Wer es nicht passend hat, dem wird gewechselt", meint Angestellte Franziska Dietmann. Anders auf dem Friedhof und an der Promenade. Wer gerade hier in großer Not zur Pachttoilette am Busbahnhof läuft, hat das Häuschen in Aussicht. Neben einem WC für Damen und Herren gibt es ein Pissoir. Der Sesam öffnet sich jedoch über einen Münzschlucker. Der nimmt nur 50-Cent-Stücke. Pech für den, der nicht das richtige Kleingeld hat. Nicht mehr zugängig ist die Behindertentoilette. Da wird das kleine Bedürfnis schon zum großen Problem.