Kleine Ausreißerin hält Mondseegäste in Atem
HOHENMÖLSEN/MZ/ZNY. - Samstagnachmittag. Es ist heiß am Mondsee bei Hohenmölsen. Während sich viele Besucher in den Schatten zurückziehen, hat Ronny Ulrich die Wasserfläche im Visier. Seit fünf Jahren ist der See sein Revier. Plötzlich steht in seiner Baracke ein älterer Mann. "Helfen sie mir. Samanta ist weg, hat er aufgeregt gestammelt", erinnert sich der Schwimmmeister.
Das zweieinhalbjährige Kind war mit dem Lebensgefährten der Oma auf dem Weg von einem Sanitärcontainer, wo frisches Wasser geholt wurde, zum 150 Meter entfernten Wohnwagen der Dauercamper. "Ich habe sie nur wenige Sekunden aus den Augen gelassen", schildert der 54-Jährige und ist fassungslos, dass das Mädchen wie vom Erdboden verschwunden ist. Ullrich lässt sich das Kind beschreiben und benachrichtigt 15.28 Uhr das Polizeirevier Burgenlandkreis in Weißenfels. "Was dann passierte, übertraf die Vorstellungskraft der sofort zum Mondsee eilenden Polizeibeamten", schildert Jörg Bethmann, Sprecher des Polizeireviers des Burgenlandkreises, nach der Aktion. Auch Ulrich, der Vorsitzender der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Weißenfels / Hohenmölsen ist, kann es noch nicht fassen. Camper, Badegäste, Vereinsmitglieder eines Surfer- und eines Tauchervereins sowie 15 Rettungsschwimmer der DLRG starten zu einer ersten Suchaktion.
Feuerwehren aus allen umliegenden Orten treffen vor Ort ein, ebenso ist die Wasserwacht aus Weißenfels und Naumburg da. "Gemeinsam wurde das Areal eingeteilt. Über 200 Rettungskräfte sind von da an stundenlang im Einsatz", schildert Ronny Ulrich. Auch der Rettungsdienst mit Notarzt kommt. Taucher der DLRG Unstrut suchen das Gewässer ab. Ein Hubschrauber des ADAC aus Jena und später ein Hubschrauber der Thüringer Landespolizei mit Wärmebildkamera nehmen das Gelände unter die Lupe. So ideal das Sommerwetter für die Badenden ist, für die Wärmebildkamera gestaltet es sich schwierig, Temperaturdifferenzen anzuzeigen.
Die Zeiger der Uhr rücken auf 21.35 Uhr. Ulrich hat schon lange Dienstschluss. "Solch einen Einsatz habe ich in den fünf Jahren, in denen ich hier bin, noch nicht erlebt. Da gehst du doch nicht." Gerade als die Fortführung des Einsatzes für Sonntag besprochen wird, kommt per Funk die erlösende Mitteilung: Samanta ist gefunden - wohlbehalten und müde. Zwei freiwillige Sucher, Dauercamper aus Aschersleben und Vitzenburg, haben den kleinen Ausreißer in einem nahen Feld entdeckt. "Sie hatte noch ihre Badesachen an und den Schwimmreifen um", schildert Ulrich. Warum sie dorthin gelaufen ist, hat sie nicht verraten. Ihre Mutter nahm sie glücklich in die Arme. Vorsorglich wurde das Kind zur Untersuchung ins Klinikum nach Weißenfels gebracht.