Karneval in Tagewerben Karneval in Tagewerben: Party im Gasthof fällt aus

Tagewerben - Mit kritischem Blick schaut Elea Bagemihl den Tänzerinnen von der Garde des 1. Tagewerbener Carnevalsvereins bei den Proben zu. „Sauberer Hüftschwung“, ruft die 17-Jährige einem der Mädchen zu. Elea ist seit Jahren das Funkenmariechen des 1. TCV und hat die Leitung der Tanzgruppe von ihrer Mutter übernommen.
„Vor unserem Auftritt im Februar proben wir jede Woche“, sagt die Schülerin des Goethegymnasiums. Wobei sie selbst zweimal zusätzlich in der Woche mit einer Tanzgruppe in Merseburg trainiert.
Karneval in Tagewerben zieht auch viele von außerhalb an
Dass das Funkenmariechen den eigenen Karneval am besten findet, ist nicht ungewöhnlich. Doch die Veranstaltungen des 1. TCV mit dem ungewöhnlichen Karnevalsruf „Hell Auf!“ genießen in der Region tatsächlich einen besonderen Ruf.
Allein zu der großen Karnevalsparty am Sonnabend kommen in der Regel rund 1.200 Besucher. Und das in einem Ortsteil, der knapp 850 Einwohner hat. Nicht nur die Tagewerbener lieben ihren Karneval. „Es ist echt schade, dass es nur einmal Karneval im Jahr gibt“, sagt Elea.
Streit zwischen zwei Carneval-Clubs entbrannt
Die Tagewerbener mögen ihren Karneval so sehr, dass es in den vergangenen sechs Jahren sogar zwei Vereine gab: Den 1. TCV und den Tagewerbener Carnevals Club. Wobei der Club eine Abspaltung des Vereins ist.
Zu der Trennung kam es - so erzählt man es in Tagewerben - als ein ehemaliger Vorsitzender des TCV abgewählt wurde. Im Streit verließ er den Verein mit einigen Getreuen und gründete den Club, der die angestammten Räume im Gasthof für sich beanspruchte. Der TCV legte sich daher ein Zelt zu und eröffnete in der fünften Jahreszeit fortan seine Straßenmeile am Gerätehaus.
Jahrelang feierten der 1. TCV und der Club am selben Sonnabend im Februar. Wobei im Gasthof zur inoffiziellen Aftershow-Party geladen wurde. Denn während das Zelt um zwei Uhr morgens schließen muss, konnte im Gasthof die ganz Nacht gefeiert werden.
Viele Gäste, die von der ersten Veranstaltung nicht genug hatten, wanderten einfach die 150 Meter zur nächsten Party.
Karneval des Clubs im Gasthof fällt in diesem Jahr aus
Für den Streit zwischen den beiden Vereine interessierten sich die Besucher eher weniger. Nur deren Mitglieder ignorierten sich mit höflichem Desinteresse. Zumindest öffentlich wurde der Streit nicht mehr ausgetragen.
Doch in diesem Jahr fällt der Karneval des Clubs im Gasthof aus. Offizielle Aussagen über die Gründe gibt es nicht. Bekannt ist zumindest, das der Gasthof jüngst geschlossen hat. Im Ortsteil erzählt man sich, dass den Betreibern der Aufwand zu groß wurde.
Dem Club fehlen nun die Räume. Ersatz war auf die Schnelle nicht zu finden, heißt es. Zwar soll es den Club noch geben, wie aus dessen Umfeld zu erfahren ist. Doch ob im nächsten Jahr ein neuer Anlauf für eine erneute Veranstaltung genommen werden soll, ist völlig ungewiss.
Fast zu einem kleinen Betrieb entwickelt
Auch beim 1. TCV will man sich zum Ausfall der Aftershow-Party nicht äußern. „Wir kümmern uns um unsere eigenen Veranstaltungen. Damit haben wir genug zu tun“, sagt Thomas Spurk, stellvertretender Vereinsvorsitzender.
Zu seiner 69. Auflage habe sich der 1. TCV fast zu einem kleinen Betrieb entwickelt. „Ohne unsere 64 Mitglieder, viele weitere Helfer und unsere Sponsoren wäre es nicht möglich, so einen großen Karneval zu stemmen“, sagt Thomas Spurk.
Im Februar deutlich mehr Stress
Im Februar ist der Stress für die Karnevalisten am größten. Zumal parallel bereits die Planungen für das 70. Jubiläum im kommenden Jahr laufen. „Wir müssen fast aufpassen, dass wir die diesjährigen Veranstaltungen nicht vernachlässigen“, sagt Spurk nicht ganz ernst gemeint.
Funkenmariechen Elea macht sich da vor ihrem Auftritt im Zelt keine Sorgen. „Richtige Pannen sind mir beim Tanzen noch nie passiert“, sagt sie Und wenn mal ein Schritt daneben geht, könne sie improvisieren. „Das merkt dann keiner“, sagt Elea und lacht. (mz)