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Kämpfer für die Region Kämpfer für die Region: Was den Ex-Box-Europameister mit Weißenfels verbindet

Von Holger Zimmer 15.12.2019, 14:00
Ottomar Sachse hat für die Schau Meistergürtel und Boxhandschuhe beigesteuert.
Ottomar Sachse hat für die Schau Meistergürtel und Boxhandschuhe beigesteuert. H. Zimmer

Weissenfels - Ottomar Sachse? Es ist schon lange her, als er als Halbschwergewichts-Boxer sechsmal den Chemiepokal in Halle gewonnen hat. 1970 wurde er als 20-Jähriger Sieger bei der Europameisterschaft (EM) der Junioren. Bereits ein Jahr danach holte er Silber bei der EM in Madrid und 1973 Bronze in Belgrad. Er wurde Dritter der WM in Havanna und Fünfter der Olympischen Spiele im kanadischen Montreal. Was seine schönsten Erfolge waren? „Die von 1970 und 1971 habe ich bejubelt. Danach war der Druck, gewinnen zu müssen, einfach zu hoch.“ Nun hat er es in die Sportausstellung des Weißenfelser Museums geschafft und DDR-Meistergürtel sowie ein Paar Boxhandschuhe zur Verfügung gestellt.

Elternhaus in Kleingöhren, erweiterte Oberschule in Weißenfels, Sportschule in Halle

Denn was nur wenige wissen: Sein Elternhaus steht in Kleingöhren und damit ganz in der Nähe. Dort ging er in die Schule und hatte sein erstes Box-Training im Saal der Gaststätte „Zum Amboss“ in Poserna. Er fing schnell Feuer, gesteht aber, dass er auch bei einer anderen Sportart hätte landen können.

Doch dann lockten die Weißenfelser mit dem Wechsel zur Erweiterten Goethe-Oberschule und er hatte ein gutes Boxtraining bei Dynamo und später bei Fortschritt. Die Namen von Willi Huhndorf und Günter Weiß fallen. Schulisch landete er in einer Chemie-Spezialklasse. Und bereits mit 16 wechselte er nach Halle zur Sportschule und wurde 1967 Junioren-DDR-Meister.

Ex-Box-Europameister experimentierte im Namen des Sports

Es war die Zeit, als Sachse bei internationalen Meisterschaften an den Fernsehern die Daumen gedrückt wurden. Bei Europa- und Weltmeisterschaften hatte er aber meist einen noch Stärkeren vor sich. Der hieß in Montreal Leon Spinks, der später die Box-Legende Muhammad Ali bezwang. Doch 1977 war für den 26-Jährigen Schluss. Dass er damals auf dem Höhepunkt seiner Sportkarriere in den besten Jahren aufhörte, verstanden viele nicht, doch er wollte Chemie studieren.

Aber er schlug sich zunächst an der Universität als auch später in der Forschung wie früher im Boxring. Da ging es zum Beispiel um Experimente mit Ratten, die aufgrund von genetischen Ähnlichkeiten Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit von Menschen zuließen. Ergebnisse, die auch die Russen interessierten. Sachse widmete sich mit der gleichen Akribie der Wissenschaft wie früher dem Boxen. So betreute er auch am halleschen Biotechnikum verschiedene Projekte.

Ex-Box-Europmeister war Vizepräsident des DDR-Boxverbandes

Und er beherrscht drei Fremdsprachen: Englisch, Russisch und Französisch. Es war die Zeit, in der er sich neue sportliche Herausforderungen suchte. So sah man Sachse mehrfach beim Rennsteiglauf, wo er es über 75 Kilometer auf eine Bestzeit von knapp über sechs Stunden brachte.

Und er war zwischenzeitlich Vizepräsident des DDR-Boxverbandes, Chef der deutschen olympischen Gesellschaft Sachsen-Anhalts, Schatzmeister der German Olympians, der Gemeinschaft deutscher Olympiateilnehmer, und ist noch bis Ende dieses Jahres Präsident des Boxverbandes.

Und wie sieht er die Verlegung des Chemiepokals nach Köln? Eine Rückkehr an die Saale wäre wünschenswert, sei aber kaum zu erwarten, obwohl Halle viel für den Boxsport getan hat. Da habe das Geld gesiegt.

Ex-Box-Europameister ist Unternehmensberater

Beruflich hilft Ottomar Sachse als Geschäftsführer einer GmbH für Ausbildung, Existenzgründung und Beratung Kunden, in der Selbstständigkeit Fuß zu fassen und schreibt Unternehmenskonzepte. Auch Andreas Heidrich, der das „Alte Brauhaus“ übernommen hat, konnte er unterstützen.

Gern aber ist er in Kleingöhren, wo seine Schwester lebt, war erst in diesem Jahr mit ehemaligen Klassenkameraden zusammen, mit denen er vor 62 Jahren eingeschult worden ist. Und auch sein 50-jähriges Abiturjubiläum konnte er 2019 feiern. Daneben kümmert er sich - inzwischen alleinstehend - in Halle um sein Grundstück, auf dem 60 Obstbäume stehen. Mit deren Früchten versorgt er die Nachbarn und deren Kinder. (mz)