Hundeverbot in Geschäften Hundeverbot in Geschäften: So unterschiedlich wird der Zugang fürs Tier gehandhabt

Weißenfels - Raina Sträletzky ist eine Seele von Mensch. Doch jetzt ist sie erbost und zugleich irritiert. „Es war richtig kalt und ich war in Weißenfels unterwegs. So beschloss ich mit meinem Mann samt Yorkshire Terrier Benny einen Kaffee trinken zu gehen.“ Sie sei guten Mutes gewesen, denn in Leipzig, wo sie öfter einmal bummeln gehen würde, habe sie ihren Hund stets in die Cafés mitnehmen dürfen. Doch nun dies:
Hunde in Weißenfels: Abfuhr in der Innenstadt
In der Bäckerei Sternenbäck, der ein Café angeschlossen ist, erlebte die Seniorin eine Abfuhr. Bereits an der Glastür wird mit einer Vignette angezeigt: Hunde sind hier nicht erwünscht. „Wir sind ein Lebensmittelbetrieb und müssen uns an strenge Richtlinien halten“, sagt Verkäuferin Jana Hoffmann. Hunde hätten in unmittelbarer Nähe der Lagerung und des Verkaufs von Lebensmitteln nichts zu suchen. Die meisten Kunden würden dies akzeptieren. Zumal draußen vor dem Geschäft Möglichkeiten zum Anleinen der Hunde bestünden, weist Verkäuferin Annett Weise hin.
Auch beim Bäcker Hennig am Weißenfelser Markt haben Hunde keine Chance mit ins Café zu gelangen. Ein entsprechendes Verbotsschild prangt an der Tür. Auch hier beruft sich das Personal auf die Hygiene, die offensichtlich in Anwesenheit von Tieren leidet. „Hund geht gar nicht“, sagt Verkäuferin Stefanie Haynicke kategorisch. Vor dem Bäckerladen befinden sich Fahrradständer, an die die Vierbeiner angeleint werden könnten. Café-Besucher hätten so auch durch die Schaufenster ein Auge auf ihre Hunde. „Ich leine meinen Hund nicht draußen dran“, ist von Sträletzky zu hören. Dann zeigt sie auf die Kuchentheke. Es ist alles hinter Glas. Das Tier käme gar nicht an die Lebensmittel heran. Frei herumlaufen würde er auch nicht.
Hunde sind willkommen am „Töpferdamm“
Ganz andere Erfahrungen hat die 69-Jährige im Restaurant im Wohnpark „Am Töpferdamm“ gemacht. Hier habe keiner etwas dagegen, wenn man einkehrt und der Hund ruhig unter dem Tisch liegt. „Ich sehe da gar keine Probleme, wenn die Tiere erzogen sind und niemanden stören“, ist vom Leiter der Einrichtung, Thomas Gilow, zu hören. Hunde dürften sogar in den Gästeappartements übernachten und kämen dann natürlich auch zum Frühstück mit ins Restaurant.
Warum also diese Unterschiede? Laut einer Lebensmittelhygieneverordnung des Bundes sind Tiere von Einrichtungen, in denen Lebensmittel hergestellt, gelagert oder verkauft werden fernzuhalten. Dazu zählen insbesondere die neuen Backshops mit angrenzendem Café. Das Ordnungsamt der Stadt Weißenfels sieht keinen Ansatz dafür, wie es eingreifen sollte. Eine Kontrollpflicht läge nicht vor. Auch im Gewerbeamt werden die Hände gehoben. Rechtlich sei keine Handhabe gegeben.
Betreiber können von ihrem Hausrecht gebrauch machen
Lebensmittel und Tiere - nein das geht gar nicht, zeigt man sich in der Lebensmittelüberwachung des Burgenlandkreises überzeugt, räumt aber ein, dass die Betreiber natürlich von ihrem Hausrecht gebrauch machen könnten. Zu einem Kaffee könnte Raina Sträletzky in der Weißenfelser Innenstadt jedoch auch mit Hund noch kommen. Im Restaurant „Georgios“ würden die Kellner sie herzlich willkommen heißen. Gäste mit Vierbeinern seien in dem Restaurant am Markt „überhaupt kein Problem“, ist am Tresen zu hören. Bedingung sei allerdings, dass sich die Tiere ruhig verhalten würden und sich auch andere Gäste von deren Anwesenheit nicht gestört fühlten.
Ines Schmidt, Inhaberin des Imbiss „Suppines“ auf der Jüdenstraße, lädt Tierliebhaber ausdrücklich ein. Bei ihr gibt es nicht nur täglich herzhafte Suppen, sondern auch frisch gebackene Kuchen und Torten samt einem kräftigen Kaffee. „Ich bin selbst Hundebesitzerin und weiß, dass man sich nur ungern von seinem Vierbeiner trennt“, schildert die Unternehmerin. Die Räumlichkeiten ließen es zu, dass ein Gast mit Bello, wenn gewünscht, auch separat sitzen könnte. Schmidt ist da ganz zuversichtlich. „Wir finden immer eine Lösung“, meint sie. (mz)
