Gymnastik für neue Erfolge
Obschütz/MZ. - Trifft sich die Ortswehr am Freitagabend zur Weihnachtsfeier im Obschützer Hof, dann werden auch die Frauen im Gespräch sein. Die Wettkämpferinnen hatten am 23. Juni bei einem Löschan-
griff in Drosa mit 35,83 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt und waren eine Woche später Kreismeister geworden. Dazu reichten ihnen 39 Sekunden, die sie im September bei der Landesmeisterschaft in Schochwitz unterbieten wollten.
Neunzehnter waren sie schon mal vor zwei Jahren, doch obwohl sie diesmal 37,41 Sekunden schafften, war nicht alles eitel Sonnenschein. Karina Nitschke sagt: "Wir Älteren waren sehr zufrieden, die Jüngeren eher enttäuscht." Und Erhard Dittmann (63) begründet: "Die Frauen waren nach dem ersten Lauf Dritter. Beim zweiten Lauf funktionierte die Zieleinrichtung nicht und wir legten Protest ein." Doch bei der Wiederholung fehlten Kraft und Konzentration und ein Schlauch wurde nicht richtig gekoppelt.
Begonnen hatte alles vor 21 Jahren, als Gundula Woitassek und Birka Seifert die Idee hatten, dass die Frauen des kleinen Ortes im Kampfsport die Dominanz der Männer durchbrechen sollten. 1987 begannen sie mit dem Training und kamen im Mai beim Kreisausscheid als Erster auf 1:12 Minuten. Eine Zeit, die sie bereits im Folgejahr um 20 Sekunden drücken konnten. "Das gelingt nur durch Training, das wir vor Wettkämpfen zweimal wöchentlich durchführen", äußert Dittmann, der die jungen Frauen schon damals betreute.
Mit der Wende kam das Aus für den Obschützer Frauen-Kampfsport. Ortswehrleiter Thomas Wünsch begründet das so: "Alles ging drunter und drüber und keiner wusste, wie es weitergeht." Vierzehn Jahre vergingen. Dann wurde auch Karina Nitschke mit den Worten "Mach mit, versuch's mal" überredet. Zunächst habe sie sich damit geplagt, den Verteiler samt Schlauch nach vorn zu ziehen. Inzwischen sei sie Maschinistin, was ihr mehr Spaß mache, sagt die 31-Jährige.
Seit der Wiederaufnahme des Trainings konnten die Frauen die Erfolgsserie aus DDR-Zeiten fortsetzen: Jeweils zweimal Erster und Zweiter waren sie seit 2004 bei Kreisausscheiden. Und Gundula Woitassek ging zuletzt sogar mit ihrer Tochter Carolin an den Start. Letztere gehört mit Mandy Wünsch zu den aktiven Kräften in der Ortswehr. Beide haben sich zum Truppführer und Atemschutzträger qualifiziert und wenn sie laut Wehrleiter im kommenden Jahr die Gruppenführerausbildung meistern, können sie bei Alarmen sogar gestandene Männer anleiten. Beim Kampfsport nach 20 Jahren ebenfalls noch dabei ist Anja Ködel. Wie man die Wettkampfzeiten immer wieder verbessern konnte, begründet Erhard Dittmann so: "Wir haben spezielle Schläuche und Strahlrohre selbst bezahlt. Jetzt brauchen wir einen Sponsor für eine Tragkraftspritze. Und auch Frauen suchen wir noch, die durchaus aus anderen Orten kommen können." Denn aus dem achtköpfigen Team bei der Landesmeisterschaft sind vier Mitglieder aus Weißenfels, Oberschwöditz und Reichardtswerben. Und schon jetzt ist der Blick ins nächste Jahr gerichtet, halten sich die Frauen einmal in der Woche mit Gymnastik fit.