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Frisörmeisterin Heidrun Grille aus Weißenfels Frisörmeisterin Heidrun Grille aus Weißenfels: Verliebt in Frisuren

Von Petra Wozny 15.01.2016, 14:27
Frisörmeisterin Heidrun Grille blickt auf ein bewegtes Jahrzehnt und präsentiert ihre Salons neu.
Frisörmeisterin Heidrun Grille blickt auf ein bewegtes Jahrzehnt und präsentiert ihre Salons neu. Peter Lisker Lizenz

Weißenfels - „Du lebst mit Sorgen, du hast Probleme und auf deinen Knien liegt abends noch ein Berg an Ordnern.“ Heidrun Grille ist keineswegs verzagt, sondern hundertprozentig realistisch. Sie hat sich für einen Moment in einen Sessel gesetzt, um ein Jahrzehnt Revue passieren zu lassen. 1993 hat sich die Weißenfelserin selbstständig gemacht, seit zehn Jahren ist sie Chefin eines eigenen Frisörunternehmens.

Meisterehren im Westen

Der Auslöser, sich selbstständig zu machen, war ihre unbändige Energie. Weiterkommen wollte sie, doch in der damaligen Produktionsgenossenschaft des Handwerks sei dies nicht möglich gewesen. Sie macht dennoch ihren Meister, und zwar in den westlichen Bundesländern. „Das war heftig“, gibt sie zu, was nicht nur daran lag, dass ihre Tochter damals gerade einmal acht Jahre war.

„Ich war die einzige aus dem Osten - ein Exot sozusagen.“ Mit Meisterehren ausgestattet, eröffnet sie voller Elan in der Weißenfelser Leopold-Krell-Straße ihren ersten Salon auf 140 Quadratmetern. „Zuvor haben wir gearbeitet wie die Trümmerfrauen, um den Laden auszubauen. Doch die Zuversicht hat uns getragen.“ Grille stellt sofort acht Frauen ein und bildet, ebenso wie heute, aus.

Zwei Jahre darauf folgt eine Filiale im Merseburger Heuweg-Center. Hier finden sechs Frauen Arbeit. Seit zehn Jahren firmiert die Frisörmeisterin unter dem Namen Hair-Trend. „Wir arbeiten gerade in diesen Wochen an einem ausgereiften Marketingkonzept und das nimmt uns schon ganz schön in Anspruch“, meint sie leise und lächelt.

Dann schaut sie zurück. Nicht immer war der Weg als Unternehmerin mit Rosen übersät. Aus der Leopold-Krell-Straße ist sie aus familiären Gründen gezogen. Ganz anders war die Situation im Heuweg-Center. Hier wurde ihr gekündigt. „Da dachte ich, ich gehe kaputt“, erinnert sie sich.

Neues Geschäft

In der Merseburger Straße findet sie mit ihrem Team ein neues Geschäft. Es ist kleiner, darum kommt Grille um Entlassungen nicht herum. Zu einer mittleren Katastrophe entwickelte sich der Fortbestand des zweiten Geschäftes An der Pforte, das sie sich gesucht hatte, um nahe am Busbahnhof zu sein. Wenige Monate nach der Neueröffnung macht das Hochwasser alles zunichte. Mehr als ein halbes Jahr bleiben die Einnahmen aus. „Ohne den Rückhalt in der Familie und ohne die Unterstützung meiner Mitarbeiterinnen hätte ich nie einen Neuanfang gewagt“, gibt Heidi Grille zu.

Für insgesamt fast 500 Kunden im Monat heißt es: waschen, legen, fönen und mehr. „Ich berate meine Kunden gern, zeigen ihnen auch mal Grenzen auf. Ihnen etwas aufzuschwatzen oder die Haare auf Teufel komm raus kaputt zu färben, gibt es bei mir nicht“, schildert die Fachfrau.

Nun, wo beide Geschäfte im ruhigen Fahrwasser sind, könnte die 54-Jährige zufrieden sein. Eigentlich. Doch es wäre nicht diese umtriebige Selbstständige, die ruhelos neue Wege erkunden möchte. „Natürlich geht es um den Kampf um den Kunden. Da locken Rabatte und Schnäppchenpreise. Wer nicht auf der Hut ist, dem laufen die Kunden davon. Der Markt ist schon hart. Doch ich liebe meinen Beruf. Ich mag Verantwortung und ich bin gern für meine Kunden da. Sie sollen es in meinen Salons gut haben“, so ihre Motivation.

Ruhe im Kloster finden

So hat sie lange nach etwas gesucht, was sie von anderen Salons unterscheiden wird. In der Kette „Liebeshaar“, die deutschlandweit erst 18 Salons, alle in den alten Bundesländern, vereint, findet sie die geeignete Philosophie. Salon als auch Kundengespräche vermitteln: Hier bist du zu Hause. . Derzeit werden die Mitarbeiterinnen darauf geschult, den Kunden besser zuzuhören und intensiver zu kommunizieren. In den nächsten Tagen folgt die Umgestaltung der beiden Geschäfte. Gemütliche Wartebereiche entstehen. Alles wird warm und herzlich in Blau und Holzfarben. Und gläsern.

Völlig neu für Weißenfels wird sein, dass Paketpreislisten bereits im Schaufenster hängen. Auf die könne sich der Kunde verlassen, meint die Chefin, die aufgrund der Einführung des Mindestlohnes um einige Preiserhöhungen nicht umhin kam. Das blieb nicht ohne Folgen. Kunden kehrten ihr den Rücken oder streckten die Termine auf längere Besuchsphasen. „Nun gehen einige Preise aufgrund der Bündelung im Paket sogar etwas runter“, erklärt Grille und freut sich auf den Neustart in das nächste Jahrzehnt der Selbstständigkeit ab dem 29. Januar.

Und auf ein wenig Ruhe, auf Zeit mit ihrem Mann und dem Enkel, aufs Joggen und den Besuch von Wohlfühlseminaren, die sie auch schon mal in ein Kloster führen. (mz)