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Ex-Boxer wacht am Mondsee

Von Yvette Meinhardt 17.04.2008, 18:26

Pirkau/MZ. - Denkt Ronny Ulrich an das Bootsunglück in Leipzig, so überkommen ihn Angst und Trauer. Der neue Schwimmmeister am Mondsee weiß: "Passieren kann immer etwas." Er erinnert sich an einen Einsatz im Sommer 2003.

"Ich war zur Aufsicht an der Rutsche eingeteilt. Da rutschte ein Vater mit seiner kleinen Tochter, anfangs hatte er sie noch zwischen den Beinen. Dann wurde das Kind schneller, fiel kopfüber ins Wasser und die Beine schauten oben aus dem Schwimmring heraus. Ich war schneller als der Vater und holte die Sechsjährige wieder hoch", erzählt Ulrich. Was damals ein Hobby war, wurde inzwischen zum Beruf. Am Freitag ist er Fachangestellter für Bäderbetriebe, trat am 1. April seine Arbeitsstelle am Mondsee an. "Früher hatte ich mit dem Schwimmen gar nicht so viel zu tun, war wie andere Jugendliche mal in Langendorf, Pirkau oder an der Hasse baden", sagt Ulrich. Rein sportlich gesehen hielt er es mit dem Boxen, kämpfte bei Rot-Weiß Weißenfels im Ring, schaffte es im Halbfliegengewicht (bis 48 Kilogramm) sogar bis zum Landesmeister. Er nahm fünfmal an der Deutschen Meisterschaft teil, gewann zwei Silber- und drei Bronze-Medaillen. Doch mit Beginn der Lehre im Tönnies-Werk wurde die Zeit knapp, das Boxen kam zu kurz und schließlich hörte Ulrich auf. "Ein Freund nahm mich vor fünf Jahren mit zur Deutschen Lebensrettungsgesellschaft - DLRG", blickt er zurück.

Auf Anhieb schaffte er den Rettungsschwimmerschein in Silber. Schon einen Sommer später wachte er mit am Mondsee. Ein Vortrag beim DLRG-Sport in Halle gab seinem Leben eine neue berufliche Richtung, denn schon von Kindesbeinen an wollte er Rettungsassistent werden. Der Rettungsschwimmer ging in jene gewünschte Richtung. Das Abzeichen in Gold hatte er schon wenig später, danach folgte der Ausbilderschein und der Abschluss als Rettungssanitäter. Im Zeitzer Sommerbad sammelte er zwei Jahre Erfahrungen, lernte auch das Freibad Theißen kennen.

Der letzten Mosaikstein zum neuen Beruf war eine staatlich geförderte Umschulung. Seit letztem Sommer hat Ulrich den fachlichen Abschluss in der Tasche. "Ich habe nichts dagegen, wenn man mich Schwimmmeister nennt, nur den Begriff Bademeister mag unsere Gilde nicht", sagt der Weißenfelser. In der Hochsaison bewachen acht bis zehn Rettungsschwimmer den Strand am Mondsee, allerdings nur den ausgewiesenen Badestrand sowie die Rutsche. Um den hierfür notwendigen Nachwuchs zu gewinnen, engagiert sich der 24-Jährige in der DLRG-Ortsgruppe Weißenfels-Hohenmölsen, arbeitet seit zwei Jahren im Vorstand und ist seit Januar der neue Vorsitzende.