Erfurter Ateliergemeinschaft kehrt in Weißenfels ein
WEISSENFELS/MZ. - "Es ist ein schönes Bild, wenn das Haus voll ist," freut sich Christina Simon, die Vorsitzende des Vereins Brand-Sanierung. Mehr als 50 Gäste sind am Sonntagnachmittag zur Ausstellungseröffnung in die Novalisstraße 13 gekommen. Simon bezeichnet sie als Menschen, "die immer kommen und nicht nur Interesse an der Kunst, sondern auch an der Entwicklung des Hauses zeigen". Besonders auf die Thüringer Gäste, vornehmlich aus Erfurt, freut sie sich, weil sie eine Ausstellung der Erfurter Ateliergemeinschaft eröffnet. Zum ersten Mal gehörte am Sonntag auch der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) dazu.
Frisch renoviert sind die Ausstellungsräume in der ersten Etage des Kunstprojektes Brand-Sanierung. Dafür hat als Eigentümer die Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels (WVW) gesorgt. Dankbar ist nicht nur Christina Simon, sondern es sind auch die Gäste. "Es braucht aber noch Zeit, bis die Sanierung des ganzen Hauses abgeschlossen ist", erklärt der WVW-Geschäftsführer Bernd Steudtner. Damit sich in der Weißenfelser Neustadt eine Kunst-Szene entwickeln kann, helfe er gern.
Finanziert wird die Ausstellung aber auch durch die Kultur- und Brauchtumsstiftung der Kreissparkasse des Burgenlandkreises. Der Gerstäcker-Verlag, mit dem Christina Simon zusammenarbeitet, hat das Galeriesystem für die erste Etage gesponsert.
Die Vereinsvorsitzende erinnert an die Ausstellung, mit der 2007 Rudolf Franke geehrt wurde. Der habe sich 1963 mit einer Gruppe von Künstlern zur Erfurter Ateliergemeinschaft zusammengefunden, um sich das Recht auf Selbstbestimmung und künstlerische Freiheit, was zu DDR-Zeiten nicht selbstverständlich war, zu bewahren. Viele Erfurter seien schon damals nach Weißenfels gekommen. Der Kontakt sei nicht abgebrochen. Befreundet mit Frankes Frau Ilse ist Christina Simon schon länger. Aus dem regelmäßigen Briefwechsel wurde die Idee, eine Auswahl von Grafiken aus den verschiedenen Jahresmappen der Erfurter Ateliergemeinschaft, die es 1963 bis 1974 gab, in Weißenfels zu zeigen. In Cornelia Nowak vom Angermuseum Erfurt fand sie eine Partnerin, die die Gäste über die Geschichte der Ateliergemeinschaft informiert. Gerade 20 Jahre nach der Wende wird ein Stückchen DDR-Kunst-Geschichte nachempfunden. "Dank der Wiedervereinigung können wir heute frei und unabhängig mit Kunst umgehen", sagt Christina Simon zur Ausstellungseröffnung. Während sich die Gäste die Grafiken anschauen, begleitet sie Gianluca Calica, Schüler der Landschule Pforta, musikalisch auf der Gitarre. Viele Besucher - auch solche aus Berlin und Hannover - nehmen sich das Jahresheft "Brand-Sanierung 8" mit nach Hause.