Nach Schließung in Weißenfels Entbindungsstation Merseburg: Lob und Kritik für Weißenfelser Hebammen auf Babystation

Weißenfels/Merseburg - Drei Monate ist es her, seit in Weißenfels die Geburtsstation schloss und die Hebammen ihre Arbeit im Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg begannen. Wie geht es ihnen heute?
„Sehr gut. Wir sind mit sehr viel Herzlichkeit aufgenommen worden“, sagt Corina Köhler. Sie ist eine der sechs Fachfrauen. Und es gibt viel zu tun. Im ersten Vierteljahr dieses Jahres wurden in Merseburg 250 Babys geboren.
Das sind 80 mehr als im Vorjahreszeitraum. Wie viele von ihnen aus der Weißenfelser Ecke kommen, ist nicht klar. Darüber werde keine Statistik geführt, so die leitende Oberärztin, Anita Schmitt.
Hebammen aus Weißenfels auf Babystation in Merseburg: „Wir wurden von Anfang an einbezogen“
Niemand müsse nun Angst haben, dass der Platz im Kreißsaal nicht mehr ausreiche. Es gebe immer zeitliche Unterschiede zwischen den Geburten. Zum Vergleich: In Weißenfels gibt es für die 750 Geburten pro Jahr drei Kreißsäle. In anderen Häusern kommen 2.000 Kinder in vier Kreißsälen zur Welt. Niemand musste dort auf dem Flur entbinden.
Schmitt lobt die neuen Mitarbeiterinnen. Es sei ein reibungsloses Arbeiten. „Es sind alles gestandene Hebammen, die hier ihren Dienst machen“, sagt sie.
Corina Köhler freut sich, so gut aufgenommen worden zu sein. „Wir wurden von Anfang an einbezogen“, sagt sie. Wichtig sei auch die finanzielle Entlastung.
Hebamme auf Babystation in Merseburg: „Uns ist eine Riesenlast von den Schultern genommen worden“
Corina Köhler und ihre Weißenfelser Kolleginnen waren sogenannte Beleghebammen. Das heißt, sie waren freiberuflich tätig. Corina Köhler beispielsweise musste 8.000 Euro Haftpflicht pro Jahr zahlen, um abgesichert zu sein.
Als sie und ihre Kolleginnen in Weißenfels um eine Anstellung kämpften, bissen sie bei der dortigen Krankenhausleitung auf Granit. Also zogen sie nach Merseburg, wo ihnen die feste Einstellung versprochen und das auch eingehalten wurde. „Uns ist eine Riesenlast von den Schultern genommen worden“, sagt Corina Köhler.
Wie sehen das die Mütter? Eine Frau aus der Weißenfelser Region hat gerade in Merseburg ihr Kind bekommen. Sie fühle sich wohl, sagt die zweifache Mutter, die ihr erstes Kind in Weißenfels bekam.
Geburtsstation in Merseburg: 28-Jährige aus Weißenfels übt Kritik
Doch es gibt nicht nur Lob, sondern auch Kritik: Eine 28-jährige Weißenfelserin erzählt, dass sie selber hochschwanger nach Hause geschickt wurde, obwohl ihr Geburtstermin überfällig war.
Da sie kein Auto hatte, musste sie zum Bahnhof laufen. Als es dann endlich soweit war und sie im Krankenhaus in den Wehen lag, wurden sowohl ihr Lebensgefährte als auch die angehende Oma in der Nacht weggeschickt.
Wenn die Geburt bevorsteht, würden sofort die nötigen Untersuchungen vorgenommen und ein Bett für die Frau bereitgestellt. Des Weiteren werde einer Begleitperson ein Bett gegeben, so Schmitt.
Entbindungsstation in Merseburg: „Kritik ist das, was uns voranbringt“
Im Vorgespräch werde darüber informiert. „Reservierungen sind aber nicht möglich“, so Anita Schmitt. Denn das Klinikum sei kein Hotel. Frauen, die bereits Wehen hätten und trotzdem noch Zeit haben, würde es freigestellt, zu bleiben oder noch einmal nach Hause zu fahren, um dort zu entspannen, sagt Oberärztin Schmitt.
Corina Köhler sieht in der Entfernung kein Problem. Andere Familienangehörige müssten auch fahren. Das war schon so, als es die Weißenfelser Station noch gab. Nach Merseburg kommen beispielsweise auch Gebärende aus Querfurt oder Leipzig. Die Vor- und Nachsorge der Mütter erfolge nach wie vor zu Hause.
Wenn es Kritik gibt, werde sie entgegengenommen. „Lob ist schön, aber Kritik ist das, was uns voranbringt“, so die Oberärztin. Dafür gibt es Formulare, auf denen die Patienten sich äußern können. Dann werde gehandelt. (mz)